Was wir uns sparen können, um günstiger zu werden
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) bezieht Stellung.
Sie kennen den Spruch: Machen ist wie wollen, nur krasser. Das ist zwar umgangssprachlich formuliert, trotzdem hat es einen wahren Kern und gilt für vieles, unter anderem auch für unser Thema: Bauen und Politik. Denn seit geraumer Zeit wollen wir viel, machen aber unbestreitbar zu wenig. Das ist tatsächlich krass.
Doch erst einmal zu den Fakten: Die Lage ist prekär. Wir erleben einen massiven Einbruch beim Neubau bei gleichzeitig wachsender Bevölkerung. Im vergangenen Jahr lagen die Wohnungsdefizite bei 550.000 Wohnungen. Die Wohnungsmärkte sind im ganzen Land mindestens angespannt, in den meisten Oberzentren und Metropolregionen sind sie bereits deutlich überlastet. Seit dem Jahr 2020 hat die Anzahl der Menschen in Deutschland, die in überbelegten Wohnungen leben, um 1,1 Millionen auf 9,6 Millionen zugenommen.
Trump Zölle, Ukrainekrieg – vieles setzt die deutsche Wirtschaft aktuell unter enormen Druck. Unsere Bauwirtschaft mit seiner gesamten Wertschöpfungskette im Binnenmarkt ist dabei die entscheidende Zündung, um den Konjunkturmotor in Gang zu setzen. Unsere Branche ist wirtschaftlich ein echtes schlummerndes Schwergewicht. Wir können für mehr Beschäftigung, für mehr Steuereinnahmen sorgen und dafür, dass Druck aus dem Wohnungsmarkt genommen wird, indem wir Wohnungen zu günstigeren Konditionen bauen und diese dann auch günstiger verkaufen oder vermieten können.
Doch der aktuelle Mix hat es in sich: Hohe Zinsen plus hohe Standards ergeben hohe Mieten und kostenfrei dazu: hohen Frust bei allen Betroffenen.
Niemand erwartet, dass die Zinsen demnächst sinken. Es bleibt also nur, die Standards zu senken, und zwar auf ein akzeptables und angemessenes wirtschaftliches Niveau. Es braucht den Mut, etwas wegzulassen und einfacher zu bauen. Der Gebäudetyp E, den man rechtssicher auch mit Verbrauchern vereinbaren kann, muss im Gesetz verankert werden. Dann können wir zu deutlich günstigeren Preisen bauen und das würde am Ende auch zu niedrigeren Mieten führen. Wir erlauben uns in Deutschland allerdings bislang einen Goldstandard für Wohnungen, der weit über dem liegt, was unsere europäischen Nachbarn so bauen.
Die neue Studie BAUPLAN D 2030 von ARGE Kiel und RegioKontext zeigt, dass es möglich ist: schneller, einfacher und somit günstiger zu bauen. Tiefgaragen und Stellplätze sind Kostentreiber schlechthin. Werden sie weggelassen, sind Kostenersparnisse von 25 Prozent und mehr möglich. Das ist auch dringend nötig und geboten, blickt man auf die dramatische Lage beim Wohnungsbau.
Jetzt haben wir es auch schwarz auf weiß, was viele schon immer ahnten: Weniger ist mehr, auch beim Bauen und Wohnen. Lösen wir den Druck im Wohnungsmarkt.
Wenn es uns gelingt, die Kosten signifikant zu senken, dann kommen wir auch wieder in einen Bereich, in dem es sich lohnt zu bauen und zu vermieten: Das wäre ein Gewinn für alle. Eine wichtige und sogar entscheidende Größe ist und bleibt aber die Geschwindigkeit. Wir brauchen Tempo. Am besten nehmen wir Geschwindigkeit in den ersten 100 Tagen der neuen Bundesregierung auf. Verschwenden wir nicht diese Gelegenheit!