Barrierefrei durchs Bad

Angesichts des demografischen Wandels werden Konzepte für die langfristige Nutzung der Wohnung auch im hohen Alter der Mieter immer wichtiger für die Wohnungswirtschaft. Das gilt besonders für das Badezimmer.

Ein Viertel der Mieter wird in den nächsten fünfzehn Jahren älter als 70 Jahre sein. Die Mehrheit älterer Menschen (93 %) wünscht sich, möglichst lange selbstständig in der gewohnten Umgebung zu leben und lehnt einen Umzug in ein Seniorenheim oder eine Einrichtung für betreutes Wohnen ab.

Bauliche Maßnahmen sind erforderlich, um den langfristigen Verbleib in der Wohnung zu ermöglichen. Breitere Türen sind sowohl mit Rollstuhl als auch Rollator zu passieren. Ist der Durchgang schwellenlos gestaltet, besteht keine Stolpergefahr. Nachträglich installierte Außenaufzüge, fest installierte Notrufsysteme oder ein generationenübergreifend nutzbares Bad erhöhen die Sicherheit und den Komfort.

18040-2 - Vorgaben für barrierefreie Bäder

Die barrierefreie Gestaltung von Neubauwohnungen wird durch die DIN 18040-2 vorgegeben. Die Norm soll – soweit umsetzbar – auch beim Umbau und der Modernisierung angewendet werden. Grundsätzlich unterscheidet sie zwischen barrierefrei nutzbaren Wohnungen sowie Wohnungen, die uneingeschränkt auch für Rollstuhlnutzer zugänglich sind und daher weitergehende Anforderungen erfüllen müssen.

Absolute Barrierefreiheit und damit eine uneingeschränkte Nutzung eines Gebäudes ist ein Ziel, das im Bestand kaum zu erreichen ist. Schwellenlose Wohnungszugänge lassen sich in bestehenden Gebäuden mit relativ geringem Aufwand realisieren, da dies sowohl technisch leicht umsetzen als auch mit geringen Kosten verbunden ist.

In bestehenden Wohnungen ist vor allem die barrierefreie Gestaltung der Bäder problematisch: Die Grundrisse sind zu klein oder zu verwinkelt, sodass sich beispielsweise die für einen Rollstuhlfahrer notwendigen Bewegungsflächen nicht umsetzen lassen. Die Wände sind oftmals nicht tragend ausgebildet und damit für die nachträgliche Montage von Stützklappgriffen oder Haltegriffen nicht geeignet. Diese beiden Beispiele zeigen, dass bei Modernisierungsmaßnahmen die Reduktion von möglichst vielen Barrieren das Ziel sein sollte, um eine langfristige Vermietung zu ermöglichen.

Funktionale Raumgestaltung

In Bestandsbauten erweist sich Platz als knappe Ressource. Die Flächen sind häu­­fig zu klein bemessen und ungünstig angeordnet. Die Durchschnittsgröße eines Bades in Deutschland beträgt 8 m2. Ein Drittel der Bäder ist deutlich kleiner mit durchschnittlich 6 m2. Das hier vorgestellte Bad hat eine Grundfläche von knapp 5,5 m2. Ein durchdachtes Raumkonzept ermöglicht ein Bad, das langfristig nutzbar ist, da es flexibel an sich verändernde Bedürfnisse der Mieter angepasst werden kann. Gerade in kleinen Bädern mit schwierigen Grundrissen können mehrere Einzelmaßnahmen Barrieren abbauen und den Komfort für den Nutzer erheblich erhöhen.

Bewegungsräume schaffen

In Bezug auf die generationenübergreifende Nutzung von Gebäuden empfiehlt sich im Neubau als auch bei Umbauten im Bad eine Bewegungsfläche von mindestens 1,20 x 1,20 m vor allen Sanitärobjekten und im Bereich der Dusche. Hierdurch wird das Bad auch für einen Rollatornutzer zugänglich. Durch gezielte Anordnung der Sanitärobjekte lassen sich langgestreckte Räume optimieren.

Waschtisch mit integrierter Unterstützung

Ein flacher Waschtisch kann auch im Sitzen genutzt werden. Hierzu sollte ein Unterputz- oder Flachaufputzsiphon installiert werden, sodass eine sitzende Person sich nicht durch im Siphon angesammeltes, heißes Wasser oder durch versehentliches Anstoßen verletzt. Ein unterfahrbarer Waschtisch mit integrierten Griffen bietet sicheren Halt. Der zur Verfügung stehende Platz wird so optimal ausgenutzt, da keine zusätzlichen Haltemöglichkeiten (wie beispielsweise Stützklappgriffe oder Haltegriffe) benötigt werden. Die frontal angebrachten Griffmulden lassen sich auch als Handtuchhalter nutzen. Großzügige Ablageflächen bieten Platz für Utensilien und ermöglichen, dass sie auch im Sitzen erreichbar sind. Mit der Wahl eines schmalen Waschtisch-Modells (Tiefe 415 mm) wird Platz geschaffen, sodass der Raum auch mit einem Rollator passierbar ist.

Sitzgelegenheit für mehr Sicherheit

Durch den Verzicht auf eine Badewanne kann die vorhandene Fläche genutzt werden für die Installation einer geräumigen Dusche in der auch eine Sitzgelegenheit Platz findet. Eine bodengleiche Dusche bietet gleich mehrere Vorteile: Sie ist leichter zugänglich und einfacher zu reinigen. Zudem vergrößert eine bodengleiche Dusche optisch den Raum. Ein Duschhocker mit integrierten Haltegriffen bietet sicheren Halt und Unterstützung beim Hinsetzen und Aufstehen. Eine leicht strukturierte Sitzfläche verhindert Rutschen bei Nässe.

Zudem ist ein Duschhocker flexibel im ganzen Bad nutzbar und kann beispielsweise am Waschtisch eingesetzt werden. Die Armaturen in der Dusche sind so montiert, dass sie sowohl im Stehen als auch im Sitzen einfach zu erreichen sind. Die Handbrause sollte mit einer Hand in der Höhe verstellbar sein, damit sie ebenfalls im Stehen als auch im Sitzen leicht zu bedienen ist.

Sicherer Halt am WC

Zur optimalen Nutzung des vorhandenen Platzes sollte das WC in einer Raumecke installiert werden. Ein seitlich angebrachter Winkelgriff bietet hohe Flexibilität in der Nutzung. Der Griff bietet sicheren Halt und unterstützt die Bewegungsabläufe beim Hinsetzen und Aufstehen. Hochwertige Materialien und eine filigrane Gestaltung ermöglichen, dass sich der Haltegriff in das Badambiente intergeriert und nicht auf den ersten Blick als barrierefreies Produkt erkennbar ist.

Diese Beispiele zeigen, dass sich zukunftsfähige Sanitärlösungen für alle Generationen auch auf kleinstem Raum realisieren lassen und so Komfort und barrierearme Gestaltung zu einer Selbstverständlichkeit werden können.

In Bestandsbauten erweist sich Platz als knappe Ressource.

Ein durchdachtes Raumkonzept ermöglicht ein Bad, das langfristig ­nutzbar ist,

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