Wohnungsbau jetzt nicht im Stich lassen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

bricht die Baukonjunktur bald ein?

Während der Corona-Pandemie war das Baugewerbe noch eine Stütze der Konjunktur. Nun sieht es auch in diesem Bereich schwierig aus.

Immer mehr Bauwillige sehen im Moment von ihren Vorhaben ab. Zudem werden weniger Bauanträge gestellt. Gründe sind explodierende Baukosten und steigende Zinsen.

Beim Wohnungsverband BFW ist man mit Blick auf eine Mitgliederumfrage bereits alarmiert. Die zeigt: Der Wohnungsneubau bricht massiv ein. „Das ist keine Delle beim Neubau, das ist die Vollbremsung einer ganzen Branche“, warnt BFW-Präsident Dirk Salewski. 

Die rückläufigen Baugenehmigungszahlen beunruhigen auch die IVD-Bundesgeschäftsführerin Carolin Hegenbarth: „Sie nähern sich einem gefährlichen Kipp-Punkt.“ Sie mahnt: „Ohne ein größeres Angebot, ist eine Entspannung der Mietmärkte kaum zu erreichen.“

IG BAU-Chef Robert Feiger sieht das genauso: Deutschland fehle die Kraft, aber auch der Mut zum Neubau von Wohnungen. „Steigende Preise bei Baustoffen und Bauland, anziehende Bauzinsen, drohende Lieferengpässe bei Baumaterial, dazu die generelle Ungewissheit einer Krise: von einem günstigen Bau-Klima kann seit Monaten keine Rede mehr sein.“ Der Rückgang bei den Baugenehmigungen überrasche also nicht.

Und so malt Feiger bereits den Teufel an die Wand: „Wenn der Staat den Wohnungsbau jetzt im Stich lässt, wird es lange dauern, bis er wieder auf die Beine kommt.“

Auch dem Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller, treibt der Schwund bei den Baugenehmigungen die Sorgenfalten ins Gesicht: „Die Nachfrage nach Wohnungen ist rückläufig, obwohl der Bedarf – gerade an bezahlbarem Wohnraum – weiterhin hoch ist.“ Mittlerweile fürchtet er, „dass sich die ernüchternde Wohnungsbau-Bilanz 2021 von nur 293.000 fertiggestellten Wohnungen aufgrund der neuen Marktrealitäten in diesem Jahr fortsetzen wird“. 

Bundesbauministerin Klara Geywitz hält indes am Versprechen der Bundesregierung fest, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen. Mit Blick auf steigende Zinsen, Fachkräftemangel und unzuverlässige Lieferketten sagte Geywitz etwa dem Nachrichtenportal ZDFheute.de: „Es ist schwieriger geworden, deswegen müssen wir uns mehr anstrengen.“

Zu einer Abkehr von dem Wohnungsbau-Versprechen sei sie allerdings nicht bereit. „Dadurch, dass ich mich davon verabschieden würde, würde ja die Notwendigkeit nicht weggehen, dass wir mehr Wohnungen brauchen“, hob die SPD-Politikerin hervor.

Da hat die Ministerin recht – und erhält dabei Rückendeckung von HDB-Hauptgeschäftsführer Müller: „Die Bundesbau­ministerin sollte angesichts des hohen Bedarfs an Wohnraum gerade deshalb an ihrem Engagement festhalten. Denn ohne Engagement, Mut und ambitionierten Zielen kann es keine gute Politik geben.“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Ihr

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