Handlungsfeld Gebäude
Die Bauwirtschaft mit ihren zahlreichen Unternehmen und Beschäftigten sowie die Akteurinnen und Akteure der Bau- und Wohnungspolitik in Bund, Ländern und den Kommunen sind weiterhin herausgefordert. In den Ballungsräumen braucht es schnell mehr bezahlbaren Wohnraum, die bestehenden Gebäude wiederum müssen an die Folgen des Klimawandels angepasst werden. Gleichzeitig bleibt die Gestaltung von lebenswerten Vierteln und Quartieren durch eine aktive Stadtentwicklungspolitik eine Daueraufgabe in den Städten und Gemeinden.
Die Rahmenbedingungen sind zurzeit nicht einfach und führen zu Verzögerungen oder Absagen von Bauvorhaben, die dringend gebraucht werden. Zu den gestiegenen Baukosten in den letzten Jahren kommt die Fachkräftelücke aufgrund von Generationenwechsel und demografischem Wandel. Und auch die fundamentalen Veränderungen in den außen- und sicherheitspolitischen Beziehungen haben starke Wirkungen auf das Bauen und Wohnen in unserem Land.
Somit bleiben die drei zentralen Herausforderungen in den kommenden Jahren die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, das schnellere Planen und Bauen und die Klimaanpassung des Gebäudebereichs. Denn bei allen aktuellen Themen gilt: Der Klimawandel macht keine Pause. Das machen uns die globalen und extremen Wetterphänomene auf allen Kontinenten deutlich. Der Handlungsdruck mit Blick auf Klimaschutz und -anpassung ist im Gebäudesektor nach wie vor groß. Wir müssen den Weg, den wir in den letzten Jahren gegangen sind, weitergehen.
Die Bundesregierung hat mit dem Sondervermögen und mit dem Bundeshaushalt 2025 ein deutliches Zeichen gesetzt, um Investitionen und Innovationen in Gang zu setzen. In den kommenden Jahren werden viele Milliarden Euro an staatlichen Mitteln investiert, damit wir schneller und günstiger bauen. Verschiedene Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren eine baldige Bauwende, daher geht es jetzt darum, die Kräfte zu bündeln, Investitionen anzustoßen und die richtigen Hebel zu ziehen.
Damit beim Wohnungsbau der Turbo eingelegt wird, hat das Bundesbauministerium eine Änderung des Baugesetzbuches auf den Weg gebracht. Bauaufsichtsbehörden können mit Zustimmung der Gemeinde Bauanträge genehmigen, ohne dass über viele Jahre erst ein Bebauungsplan aufgestellt oder geändert werden muss. Der „Bau-Turbo“ ist ein starker Beitrag zur Entbürokratisierung und zu schnelleren Genehmigungsverfahren.
23 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau
Die Schaffung von mehr bezahlbaren Wohnungen ist eine zentrale Aufgabe, die die Bundesregierung aktiv begleitet. Der Bund fördert den sozialen Wohnungsbau in den Ländern auf Rekordniveau: bis 2029 mit 23 Milliarden Euro die durch die Länder erfahrungsgemäß verdoppelt werden. Schon 2024 sind bundesweit rund 62.000 Sozialwohnungen gefördert worden, darunter auch viele Wohnheimplätze für Studierende und Auszubildende. Gerade das „Junge Wohnen“ ist und bleibt dem Bundesbauministerium ein zentrales Anliegen.
Damit sich die Städte an die Folgen der Klimaveränderungen, an Hitze und Starkregen, anpassen können, damit sie in Hitzeschutz, Flächenbegrünung und -entsiegelung und in einen lebenswerten und attraktiven öffentlichen Raum investieren können, verdoppeln wir die Städtebauförderung des Bundes bis 2029 schrittweise auf rund 1,6 Milliarden Euro pro Jahr. Das Wohnen hört nicht an der Haustür auf, attraktive Parks und Plätze zählen ebenfalls dazu.
Aber es kommt nicht nur auf den Staat an. Private Unternehmerinnen und Unternehmer und Bauherrinnen und Bauherren können dazu beitragen, dass guter Wohnraum entsteht und gleichzeitig Baukosten sinken. Etwa dann, wenn sich die Vertragspartnerinnen und -partner auf einfachere und dennoch praktikable Standards beim Wohnungsbau einigen. Auch so entstehen gute Wohnungen in guter Qualität. Der Hamburg-Standard zeigt, dass dabei viel Geld gespart werden und der Wohnungsbau wirtschaftlich wieder tragfähiger werden kann. Ein Instrument ist auch der Gebäudetyp E. Für die am Bau Beteiligten soll es einfacher werden, einvernehmlich von gesetzlich nicht zwingenden Normen und Standards abzuweichen. Die Vertragsfreiheit und die unternehmerische Gestaltungsfreiheit sollen in den Vordergrund rücken.
Innovativ und veränderungsbereit
Dabei spielt die Veränderungsbereitschaft eine große Rolle. In der Bau- und Wohnungswirtschaft ist sie hoch, das kann man in vielen Unternehmen sehen, die auf innovative Lösungen setzen, die mit neuen Materialien, Methoden und Bauweisen arbeiten. So spart etwa das serielle, modulare und systemische Bauen wertvolle Zeit. Es basiert auf hoher Vorfertigung, standardisierten Planungs- und Fertigungsprozessen sowie digital gestützten Abläufen. Auch kann hier Holz als ein Baustoff eingesetzt werden, der nicht nur nachhaltig und vielseitig einsetzbar ist, sondern auch robust ist wie Stahlbeton.
Diese Bauweisen ermöglichen es, Gebäude effizienter, schneller und in hoher Qualität zu errichten. Am Ende der Nutzungsdauer können Module leichter abgebaut, an anderer Stelle wiederverwendet oder die einzelnen Materialien sortenrein getrennt und recycelt werden. Das verlängert die Lebensdauer von Bauteilen und reduziert den Bedarf an neuen Rohstoffen.
Die Rahmenvereinbarung „Serielles und modulares Bauen 2.0“, die gemeinsam mit Verbänden und dem Bauministerium umgesetzt wird, fördert innovative Wohnkonzepte und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Ziel, den Wohnungsbau in Deutschland schneller, kosteneffizienter und nachhaltiger zu gestalten. Und auch der „Runde Tisch für serielles und modulares Bauen“, den es seit 2023 gibt, fungiert als zentrale Plattform, um diese Bauweise als tragende Säule für den klimaneutralen Gebäudebestand zu etablieren.
Neue digitale Methoden wie Building Information Modeling oder der digitale Bauantrag, den die Mehrheit der Bundesländer mittlerweile eingeführt hat, schaffen Transparenz, sorgen für Beschleunigung und reduzieren die Kosten. Beim Building Information Modeling sind alle Beteiligten von Anfang bis Ende im Bild. Wichtig ist, dass die Akteurinnen und Akteure in der Wertschöpfungskette Bau ihre Prozesse hinterfragen, optimieren und aufeinander abstimmen.
Dadurch verändern sich auch Berufsbild und Image der Bauwirtschaft. Das ist ein Vorteil, wenn es darum geht, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Digitalisierung am Bau und immer hochqualifiziertere Jobs tragen dazu bei, dass sich technikaffine junge Menschen für das Berufsfeld interessieren, und sich auch immer mehr Frauen in einer traditionell eher männlich geprägten Branche einbringen.
Wir drehen an diversen Stellschrauben, sei es mit politischen Rahmenbedingungen, steuerlichen Anreizen, Know-How oder Förderprogrammen. Es gibt viele und vielfältige Instrumente, die wir nutzen. Diese müssen weiterentwickelt werden, mit Blick auf Machbarkeit und Klarheit. Dafür braucht es eine gute Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.