Qualitätssicherung effizienter Wärmeversorgung

Der Einfluss von Qualitätssicherung auf die Betriebsergebnisse von energetischen Anlagen in der Wohnungswirtschaft.

Innovativ, ökologisch oder wegweisend – diese Worte findet man im Zusammenhang mit energetischem Bauen und Sanieren immer häufiger. Die Praxis zeigt jedoch, dass realisierte energiesparende Gebäude trotz Plaketten und glänzenden Prospektwerten meist einen zu hohen Energieverbrauch aufweisen. Erst durch die professionelle energetische Bewirtschaftung wird die in Energiekonzept und Planung versprochene Reduktion der Heizkosten sichergestellt und eine erhöhte Betriebssicherheit erzielt.

Für das effiziente Controlling energieeffizienter und regenerativer Anlagen stellt die Stiftung Energieeffizienz erstmals eine wirtschaftliche Qualitätssicherungskette vor. Deren Kernstück ist das Basis-Monitoring energy-check, das durch das Tochterunternehmen der Stiftung Energieeffizienz, die energy-check Stiftung Energieeffizienz gemeinnützige GmbH betrieben wird. Mit Abschluss der Auswertung des  Betatests ist das Basis-Monitoring erstmals kommerziell verfügbar. Ziel des Betatests war es, die Wirtschaftlichkeit des Monitorings auch für kleine Anlagen zu ermöglichen und den Nutzen zu quantifizieren.

Das Ergebnis ist eindeutig: Durch Qualitätssicherung werden signifikant verbesserte Betriebsergebnisse gegenüber Anlagen ohne entsprechende Qualitätssicherung erzielt. Konkret ergibt sich z. B. für einen mittels Wärmepumpe versorgten Neubau mit 1 000 m² Wohnfläche eine Stromkosteneinsparung in Höhe von 2 900 € pro Jahr.

 

Teilnehmer und Betatest

Im Zeitraum 2009 bis 2011 wurden die Be­triebsergebnisse von ca. 100 Anlagen von 10 Betreibern in energiesparenden Gebäuden, gegliedert nach Solarwärme, Wärmepumpen und Biomasse, durch ein Team von vier Ingenieuren evaluiert. Teilnehmer am Betatest waren seitens der Wohnungswirtschaft u.a. die Erbbauverein Köln eG, die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft 1897 Köln rrh. eG, die Gemeinnütziger Bauverein e.G., Ahlen, die GEWOG Porzer Wohnungsbaugenossenschaft eG, Köln und die Pforzheimer Bau und ­Grund GmbH. 

 

Ergebnisse im Überblick

Primäres Ziel des Betatests war die Quantifizierung des Nutzens einer Qualitätssicherung mit Basis-Monitoring. Letzteres umfasst einen monatlichen Vergleich mit ähnlichen Anlagen und realistischen Zielwerten. Mängel und Abweichungen im Betrieb wurden dabei identifiziert, qualifiziert kommentiert und regelmäßig an alle am Betrieb der Anlage Beteiligten rückgekoppelt. Die untersuchten solarthermischen Anlagen mit Qualitätssicherung mittels energy-check zeigen im Ergebnis gegenüber üblichen Anlagen in sogenannten unkontrollierten Pools um 61 % verbesserte Erträge. Wärmepumpen zeigen um ca. 54 % und Biomasseanlagen um 19 % verbesserte Ergebnisse. Für die verschiedenen Anlagen wurden häufige Fehlerursachen zusammengetragen. Diese fließen in die Auswertung der Betriebsergebnisse ein und werden zur Unterstützung der Anlagenoptimierung genutzt.

 

Betriebskosteneinsparung

Die Einsparungen in Tabelle 2 wurden für ein typisches energiesparendes Gebäude nach Stand der Technik mit aktuellen und auf 20 Jahre hochgerechneten Energiepreisen[1] sowie mit CO2-Emissionen gemäß Gemis bestimmt. Die größten absoluten Einsparpotentiale zeigen monovalente Wärmepumpen. Der Nutzen der Qualitätssicherung für ein 12-Familien-Mehrfamilienhaus mit 1 000 m² Wohnfläche beträgt hier derzeit jährlich € 2 900. Solaranlagen mit einem auf 10–15 % beschränkten solaren Deckungsgrad weisen naturgemäß geringere Potenziale auf.

Nutzen für die Wohnungswirtschaft

– Um 19–61 % erhöhte Effizienz – Die ­Be­triebskosten werden so langfristig gering gehalten. Dadurch bleibt Spielraum für Anpassungen der Kaltmiete.

– Kenntnis der realen Anlageneffizienz – Bei Folge­investi­tio­nen kann das Budget so in tatsächlich effiziente und wirtschaftliche Lösungen gelenkt werden.

– energy-check kann zur Außendarstellung einzelner Anlagen oder ganzer Pools genutzt werden. So können Wohnungsbauunternehmen ihren Mietern und Interessenten transparent ihre Nachhaltigkeit belegen.

Der Nutzen für Anwender in der Wohnungswirtschaft ist einerseits die Sicherstellung optimaler Betriebsergebnisse und andererseits die Möglichkeit erfahrungsbasiert – und nicht anhand von Prospektwerten – über Folgeinvestitionen zu entscheiden. Dazu zwei Statements von Nutzern, die am Betatest teilgenommen haben: Lothar Hein, technischer Leiter der Pforzheimer Bau und Grund GmbH: „Erst durch die Sichtbarmachung und Bewertung von Betriebsergebnissen unserer Wärmepumpen haben wir Probleme erkannt und konnten so die Hersteller in die Pflicht nehmen.“ Dipl. Kfm. Werner Roche, kaufmännischer Vorstand der Erbbauverein Köln eG (Träger des Deutschen Solarpreises 2010 in der Kategorie solares Bauen und Stadtentwicklung): „Um nachhaltige Ergebnisse und Erkenntnisse gewinnen und verarbeiten zu können, ist die Kontrolle und das Controlling der Anlagen unabdingbar. Insbesondere die erforderliche Nachhaltigkeit ist nicht mit Anlagenerrichtung bereits erreicht. Die Leistungskontrolle bringt die erforderlichen Informationen, die entweder die Planung bestätigen oder die Möglichkeit im ursprünglichsten Sinne des Begriffes Controlling steuernd einzuwirken. Dass letzteres heute in den meisten Fällen erforderlich ist, muss nicht unbedingt nur negativ gesehen werden. Negativ ist allein der Umstand nicht kritisch zu hinterfragen und flexibel und zielorientiert zu handeln. Die Möglichkeit einer industrieunabhängigen und neutralen Datenquelle bietet viele Möglichkeiten; diese müssen genutzt werden, um die richtigen Entscheidungen im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftlichkeit und Ressourcenschonung zu treffen“.

Qualitätssicherung – Für Neuanlagen ein Muss

Durch die Bildung von ca. 50 Kategorien gängiger Anlagen und Zählerkonfigurationen wurde für typische wohnungswirtschaftliche Anlagen ein Standardanlagenkatalog erarbeitet. Hierdurch konnte der Programmierungsaufwand je Anlage gegenüber projektspezifisch programmierten Lösungen um ca. 90 % reduziert werden. Die einmaligen Kosten für das Anlegen der Stammdaten werden je nach Komplexität der Anlage und Zählerstruktur mit ca. 300–500 €/Anlage kalkuliert. Die laufenden jährlichen Kosten mit ca. 100–300 €/a je Anlage. Hinzu kommen einmalige Investitionen für z. B. Wärmemengenzähler oder, wenn gewünscht, eine automatische Datenübertragung in die Datenbank. Wird die Qualitätssicherung von vornherein berücksichtigt, ergibt sich schon für kleine Mehrfamilienhäuser durch niedrige Betriebskosten ein hoher Nutzen für den Mieter bei vernachlässigbarem Aufwand für das Wohnungsbauunternehmen. Das erhöht die Mieterzufriedenheit und lässt Spielraum bei der Kaltmiete. Bei Umlage der laufenden Kosten für die Verbrauchsanalyse gemäß HeizkV 2009 entsteht eine Win-Win-Situation.

Fazit: Qualitätssicherung ist einfach und wirtschaftlich

Der Betatest zeigt, dass eine Erfolgskontrolle energetischer Maßnahmen einfach realisierbar und hocheffizient ist. Bislang betreibt allerdings nur eine kleine Gruppe fortschrittlicher Wohnbauunternehmen energieeffiziente Systeme professionell. Verglichen mit Privathaushalten ist in der Wohnungswirtschaft oft der sogenannte Kümmerer nicht definiert. Gegenüber der Industrie fehlt grundsätzlich ein professionelles Nebenkostenmanagement, hier sind beispielsweise notwendige Garantieverträge üblich.

Für die wenigen Wohnbaugesellschaften, die Ziel- und Kontrollmöglichkeiten nutzen, bedeutet die Planung und Qualitätssicherung zukunftsfähiger Gebäude bisher einen hohen Aufwand. Geschulte Fachkräfte sind kaum verfügbar und zu hohe Informationskosten werden beklagt. Die Stiftung Energieeffizienz hat daher die notwendige Qualitätssicherung und Zielwertkontrolle deutlich vereinfacht und vier gekoppelte Schritte herausgearbeitet (siehe Abbildung 1).

Mit der energy-check Qualitätssicherungskette, die unter anderem Informationen zu Garantieverträgen enthält, werden derzeitige „Informationskosten“ drastisch reduziert. Somit wird erstmals eine allgemein praktikable Sicherung der Betriebsergebnisse ermöglicht. Die Rolle der Wohnungswirtschaft ist hierbei auf wenige elementare Schritte reduziert, die keinen nennenswerten zusätzlichen Aufwand im Tagesgeschäft verursachen. Dipl.-Ing. Uwe Neuhaus, technischer Vorstand der Erbbauverein Köln eG sagt: „Garantieverträge und Ertragskontrolle sind Instrumente, die wir erfolgreich zur Begrenzung der wärmegebundenen Nebenkosten einsetzen. Die kommentierten monatlichen energy-check Rankings sind für uns wichtige Arbeitspapiere. Das Monitoring gehört zum Tagesgeschäft.“

Durch die Bildung von ca. 50 Kategorien gängiger Anlagen und ­Zählerkonfigurationen wurde für typische wohnungswirtschaftliche Anlagen ein ­Standardanlagenkatalog erarbeitet.

Wird die Qualitätssicherung von vornherein ­berücksichtigt, ergibt sich schon für kleine Mehr­familienhäuser durch niedrige Betriebskosten ­ein hoher Nutzen für den Mieter.

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