Wohnungssanierungen privater Vermieter ins Stocken geraten: Hohe Unzufriedenheit mit der Politik
30.07.2025Private Kleinvermieter bilden weiterhin das Rückgrat des deutschen Mietwohnungsmarkts – und bleiben trotz vieler Herausforderungen investitionsbereit sowie konstant in ihrer Preispolitik. „Die privaten Vermieter sind unverzichtbar, um die aktuellen Herausforderungen des Wohnungsmarkts zu bewältigen – und sie warten dringend auf klare Signale aus der Politik. In einem Umfeld, das auch weiterhin von spürbaren demografischen Veränderungen, stockendem Wohnungsbau und gleichzeitig steigender Nachfrage geprägt ist, sind die privaten Vermieter ein großer Stabilitätsfaktor: Sie stellen rund 60 Prozent des Mietwohnungsangebots in Deutschland zur Verfügung“, sagt Marc-Philipp Unger, Vorstandsvorsitzender der DI Deutschland.Immobilien AG.
Mehrheit agiert langfristig und wenig professionalisiert – Altersvorsorge als Hauptmotivation
Die meisten privaten Vermieter investieren bewusst und sehr langfristig in Wohnimmobilien – fast ein Drittel vermietet bereits seit mindestens 20 Jahren. Mehr als die Hälfte bietet dabei lediglich eine Wohnung an, deren Mieteinkommen in den meisten Fällen 10.000 Euro pro Jahr nicht überschreitet und auch nur einen geringen Anteil am Gesamteinkommen darstellt. 57 Prozent der Befragten sind älter als 55 Jahre. 58 Prozent der Befragten nennen die eigene Altersvorsorge als Hauptmotiv für ihre Immobilieninvestition, 54 Prozent möchten sich dadurch ein zusätzliches Einkommen sichern. Auch die Vermögensstruktur unterstreicht die Immobilienorientierung: Im Schnitt entfallen 65 Prozent des Vermögens auf selbstgenutzte und vermietete Immobilien. Bei der Immobilienfinanzierung war für lediglich rund 12 Prozent der Befragten eine Lebensversicherung wesentlicher Bestandteil ihrer Finanzierungsstrategie. „Gerade angesichts anziehender Zinsen besteht hier offensichtlich noch Aufklärungsbedarf über die Lebensversicherung als steuerlich attraktive Option im Kontext Immobilie“, sagt Unger.
Große Konstanz bei den Mietpreisen bei Neuverträgen und im Bestand
Bei der Mietpreisgestaltung agieren die befragten Vermieter weiterhin zurückhaltend: Mehr als 50 Prozent erhöhen bei Neuverträgen die Miete derzeit nicht, 44 Prozent nur moderat. Auch im Bestand werden Mieterhöhungen meist nur infolge gestiegener Betriebskosten (28 Prozent) vorgenommen. Diese Zahlen decken sich auch mit der Selbsteinschätzung der Vermieter zu ihrem eigenen Mietanpassungsverhalten: 45 Prozent geben an, dass sie die Mieten in bestehenden Verträgen über längere Zeit konstant halten. Dieses Verhalten ist Ausdruck der langfristigen Perspektive vieler Vermieter – und wirkt dämpfend auf eine mögliche Mietpreisspirale.
Sanierungswille vorhanden – Umsetzung hinkt hinterher
Auf den Gebäudesektor entfällt rund ein Drittel der Kohlendioxid-Emissionen – er ist somit zentral für die Erreichung der Klimaschutzziele. Über die Hälfte der Befragten (53 Prozent) hat in den letzten Jahren bereits energetische Sanierungsmaßnahmen umgesetzt, häufig in Form neuer Heizungen – 30 Prozent haben diese Sanierungsmaßnahme in mindestens einer ihrer Mietwohnungen durchgeführt. 23 Prozent ließen Fenster austauschen und 18 Prozent führten Dämmungsarbeiten durch.
Grund für die Maßnahmen ist für rund die Hälfte der Befragten, langfristige Energieeinsparungen zu erzielen. Doch auch die Erhöhung der Mieterzufriedenheit (39 Prozent) sowie die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks (33 Prozent) sind relevante Motive. Verzichten Vermieter auf Maßnahmen, liegt das häufig an mangelnder Dringlichkeit (65 Prozent), daran, dass die Mieter es nicht wünschen (21 Prozent), oder am Kostenaufwand (20 Prozent).
Künftige Maßnahmen plant lediglich etwa die Hälfte der privaten Vermieter, dabei fehlt vielen ein klares Bild der politischen Anforderungen: Nur 17 Prozent haben sich bereits intensiv mit den Klimazielen bis 2045 beschäftigt. 41 Prozent sind sich der notwendigen Schritte bislang gar nicht bewusst. Hier besteht offensichtlich noch erheblicher Beratungsbedarf.
Zufriedenheit mit der Vermietungstätigkeit, Skepsis gegenüber der Politik
Die Zufriedenheit mit der eigenen Vermietungstätigkeit ist weiterhin hoch: 71 Prozent der befragten privaten Vermieter geben an, zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Deutlich anders fällt hingegen die Bewertung der aktuellen Wohnungspolitik aus: Nur 17 Prozent äußern Zufriedenheit, während 36 Prozent unzufrieden oder sehr unzufrieden sind. Die Mehrheit zeigt sich hier unentschlossen oder neutral – ein Zeichen dafür, dass viele Vermieter auf klare politische Signale warten.
„Nicht nur für die Verwirklichung wohnungspolitischer Vorsätze, wie das Ankurbeln des Neubaus, sondern auch für das ehrgeizige Ziel der Klimaneutralität im Gebäudebestand bis 2045 ist die Politik auf die Gruppe der privaten Vermieter dringend angewiesen. Um die momentan abwartende Haltung vieler Vermieter zu durchbrechen, braucht es endlich klare, planbare Rahmenbedingungen“, sagt Prof. Dr. Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft. „Dass erneut rund die Hälfte der befragten Vermieter derzeit keine energetischen Sanierungsmaßnahmen geplant hat, muss ein Warnsignal für die Politik sein.“
Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Wohnungspolitik spiegelt sich auch in der Einschätzung der privaten Vermieter zu ihrer Meinung nach vernachlässigten wohnungspolitischen Themen wider. So nehmen etwa bei der Berücksichtigung von Mieter- und Vermieterinteressen 51 Prozent der Vermieter eine Unwucht wahr und wünschen sich hier einen faireren Ausgleich. Außerdem wird ihrer Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit auf die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Menschen mit mittlerem Einkommen (58 Prozent) und Wohnungsbau für ältere Menschen (30 Prozent) gelegt.
Den vollständigen Report gibt es unter www.deutschland.immobilien/vermieterreport-2025