Wüstenrot: Zinsanstieg bremst Pläne von Immobilieninteressenten aus

Der Anstieg der Bauzinsen auf aktuell rund drei Prozent für einen Standard-Immobilienkredit bremst die Ambitionen vieler Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf einen geplanten Immobilienerwerb aus: Nach einer repräsentativen Umfrage von Wüstenrot (www.ww-ag.com/de) will aktuell eine Mehrheit von 53 Prozent der Befragten ihr Vorhaben auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Noch deutlicher wird die Zurückhaltung im Bereich der Immobilienmodernisierung: Hier wollen 60 Prozent der Sanierungsinteressenten ihr Vorhaben erst einmal verschieben. 

Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender von Wüstenrot: „Derzeit kommt vieles zusammen. Denn die langjährige Ära extrem niedriger Zinsen ist zweifellos vorbei. Diese Entwicklung hemmt, im Zusammenspiel mit den derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten und weiterhin hohen Preisen für Bestandsimmobilien, Baumaterialien und Handwerkerleistungen, ganz deutlich die Bereitschaft, die persönlichen Immobilienpläne in Angriff zu nehmen“. Dies ist sowohl für die betroffenen Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft insgesamt keine gute Botschaft. Denn nach Einschätzung von Wüstenrot wird mit dieser Zurückhaltung das Ziel der Bundesregierung, im Jahr 2022 im Neubau 400.000 Wohnungen errichten zu können, zunehmend unrealistisch.

Jüngere müssen besonders spitz rechnen

Besonders negative Auswirkungen hat der Zinsanstieg für jüngere Kauf- oder Sanierungsinteressenten. In den Altersklassen 18-34 Jahre und 35-44 Jahre sagen jeweils mehr als 20 Prozent, dass sie den Immobilienerwerb sogar ganz aufgegeben haben. In den Altersklassen 45-54 Jahre und 55-64 Jahre liegen diese Absichten mit 14 Prozent beziehungsweise 16 Prozent deutlich darunter. Die Gründe liegen auf der Hand: Insbesondere der Mangel an Eigenkapital erschwert es jüngeren Menschen, die bisher wenig ansparen konnten, am Beginn ihrer beruflichen Karriere stehen oder erst noch weitere Karriere- und Gehaltschritte vor sich haben, ihren Immobilientraum zu realisieren. Hertweck: „Angesichts der absehbaren Herausforderungen für die  Altersversorgung kommender Generationen und für die politisch erwünschte Vermögensbildung breiter Bevölkerungskreise ist dies Fatal. Zumal eine eigene Immobilie langfristig nicht nur finanziell positive Wirkungen entfaltet, sondern ebenso im sozialen und familiären Umfeld“.  

Wohneigentum wieder erreichbar machen

Um Wohneigentum für breitere Schichten zu einem realistischen Ziel werden zu lassen, sind aus Sicht von Wüstenrot intelligente Lösungsansätze gefragt. So sollte die staatliche Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen unbedingt verstetigt und langfristig ausfinanziert werden. Insbesondere für junge Menschen, die in eine Alt-Immobilie investieren und diese dann zum Beispiel energetisch auf Vordermann bringen wollen, ist diese kaum verzichtbar. Denn in der Altersgruppe 18 bis 34 Jahre gab über ein Drittel an, dass ihr Vorhaben für sie ohne einen Zuschuss vom Staat nicht realisierbar wäre, sowie ein gutes Viertel, dass die Förderung ein fest eingeplanter Baustein der Finanzierung sei.

Zudem sollte Bauen bei uns wieder einfacher und damit kostengünstiger werden. Auch kann es sich für Immobilienkäuferinnen und -käufer lohnen, den eigenen Anspruch an die Wohnfläche zu überdenken. Mit cleveren Grundrissen und Möblierungskonzepten muss dies keinen großen Verzicht bedeuten. Neben der Senkung der Anschaffungskosten spart dies zusätzlich Ressourcen sowie – gerade heute – Heizkosten.

Bernd Hertweck: „Zudem brauchen wir noch  alternative Lösungsansätze, die stärker in die Breite getragen werden, wie `Jung kauft Alt´ auf dem Land oder Mietkaufmodelle in der Stadt. Zusammen mit einer dringend erforderlichen Senkung der Nebenkosten, insbesondere der Grundsteuer für Erstkäufer, lassen sich wichtige finanzielle Freiräume schaffen. Das eingesparte Geld kann dann für die Finanzierung eingesetzt werden, was den Kreditbedarf senkt und Hürden zum Eigenheim abbaut. Gerade in schwierigen Zeiten wie jetzt“.

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