„Wohnbau neu denken – mit
dem Menschen im Zentrum“

Interview mit Jens-Albert Schenk, geschäftsführender Gesellschafter des Osnabrücker Aufzugherstellers osma

osma hat im September 2024 die neue Produktkategorie „Wohnbau-Aufzüge“ vorgestellt. Wieso sahen Sie am Markt Bedarf dafür?

Jens-Albert Schenk: Wir sind der Überzeugung, dass Standard-Aufzüge im Wohnbau bald nicht mehr ausreichen. Die drängenden Megatrends des Wohnbaus setzen Bauverantwortliche unter Druck: Steigende Urbanisierung, die immer älter werdende Silver Society, Wohnungsnot, Effizienz- und Kostensensibilität im Wohnungsbau – die Wohnungswirtschaft braucht darauf Antworten. Und Lösungen, die sich rechnen.

Auf diese Realität im Wohnungsmarkt haben wir als zweitgrößter mittelständischer Aufzughersteller in Deutschland reagiert und deswegen die neue Kategorie des Wohnbau-Aufzugs entwickelt. Er ist das Ergebnis unserer neuen Unternehmensstrategie und deshalb für die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen speziell im Wohnbau ausgerichtet.

Bereits in der Vergangenheit entfielen 75 % unseres Serviceportfolios auf den Wohnbau. Die Essenz aus dieser Erfahrung haben wir weiterentwickelt und zur DNA unserer neuen Plattformstruktur gemacht. Denn angesichts der genannten Herausforderungen wollen wir damit die Frage beantworten, was sie für das Wohnen von morgen bedeuten.

Welche Eigenschaften machen den Wohnbau-Aufzug osma 1 besonders geeignet für den Wohnbau?

Jens-Albert Schenk: Zum einen geht es um technische Innovationen. Wir sind überzeugt, dass im urbanen Raum immer mehr Menschen aller Generationen, Nationalitäten und gesundheitlicher Ausgangslagen zusammen in einem Wohngebäude leben werden. Um für diese Menschen mit unseren Wohnbau-Aufzügen einen effektiven Beitrag für ein lebens- und liebenswertes Zuhause zu leisten, sind unsere Lösungen deshalb zum Beispiel besonders leise, platzsparend und barrierefrei.

Zum anderen geht es uns aber um ein Produkt, das den Menschen ins Zentrum stellt. Das es ermöglicht, sich zu Hause zu fühlen, willkommen zu fühlen – nicht erst beim Betreten der eigenen Wohnung, sondern schon beim Einstieg in den Aufzug. Denn unserer Auffassung nach haben Standardaufzüge hier häufig noch großes Potenzial auszuschöpfen. Nicht ohne Grund lautet unser Unternehmens-Purpose, unsere Haltung diesem wichtigen Thema gegenüber: „Wir ermöglichen Generationen ein Zuhause.“

Diese Haltung setzt bereits beim Interior-Design an: Edelstahl ist üblich und gewohnt, aber wirklich wohnlich finden wir das nicht. Ein großer Fokus bei der Entwicklung des Wohnbau-Aufzugs lag deshalb auf einem angenehmen, einladenden Interior, das zugleich pflegeleicht und resistent gegen Schäden ist. Auch hier setzten wir mit technischer Innovation an: Die oForever Walls sind heute das beste Kabinenwandmaterial auf dem Markt, nicht nur in ästhetischer Hinsicht. Auch im Gebrauch sind sie deutlich widerstandsfähiger und langlebiger als herkömmliche Edelstahlwände, und zudem einfacher zu reinigen – selbst von Permanentmarkern.

Wie begegnen Sie den weiteren genannten hohen Anforderungen: an Schallschutz, effiziente Raumnutzung und Barrierefreiheit?

Jens-Albert Schenk: Multigenerationen im Fokus zu haben, bedeutet zudem maximale Inklusion. Deshalb ist unser Produkt 100 % barrierefrei – und das bereits in der Standardausführung. Das ist bisher einzigartig auf dem Markt, aber aus unserer Sicht selbstverständlich. Denn echte Barrierefreiheit bedeutet für uns Würde und Gleichberechtigung für alle – unabhängig von Alter oder körperlichen Einschränkungen.

Auch mit neuester Schallschutztechnologie setzen wir die erforderlichen neuen Maßstäbe im Sinne der Hausbewohner und der Wohngesundheit. Das oSnooze System von osma schafft es, die Geräuschentwicklung des Aufzugs auf ein Minimum zu senken. Besonders stolz sind wir auf die Innovation, den Aufzug durch akustische Dämpfer vollständig vom Wohngebäude zu entkoppeln – ebenfalls einzigartig bei unserem osma 1.

Raumeffizienz ist besonders im Wohnungsbau eine der klassischen Herausforderungen. Mit minimalen Schachtabmessungen beim osma 1 reduzieren wir schon jetzt Aufwände im Bauprozess. Und Raumnutzung im Aufzug lässt sich auch auf andere Weise denken: Dank des optional integrierbaren Transportsystems für Fahrräder, dem oBike Riser, lassen sich mit ihm selbst schwere E-Bikes mühelos durchs Gebäude transportieren – wohlgemerkt, in einer Standard-Aufzugkabine, in die ein Erwachsenenrad regulär nicht hineinpasst.

Alle diese Entwicklungen sind voll auf die Bedürfnisse des Wohnbaus fokussiert. Last but not least beobachten wir kontinuierlich die speziellen Bedürfnisse im Wohnbau und entwickeln unsere Produktplattform auftragsunabhängig systematisch weiter.

Wie gehen Sie außerdem mit dem steigenden Nachhaltigkeitsdruck in der Bau- und Gebäudetechnik um?

Jens-Albert Schenk: Klimaschutz ist keine Frage des „ob“, sondern eine Frage des „wie“. Und gerade in der Bau- und Gebäudetechnik schlummert noch viel Potenzial. Auch beim Thema Aufzug. In Deutschland fahren heute rund 800.000 Aufzugsanlagen, so die HUNDT CONSULT Markt- und Trendstudie von 2024. Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von 25 Jahren hinterlassen sie dabei einen beträchtlichen ökologischen Fußabdruck – von der Produktion über den Betrieb bis hin zur Entsorgung.

Unser Aufzug osma 1 als nachhaltige Lösung für den Wohnbau umfasst eine Reihe von Features über die gesamte Lebenszeit des Aufzugs hinweg. Das beginnt bereits bei der Anlieferung der Aufzugteile. Wir liefern den Wohnbau-Aufzug osma 1 in der wiederverwendbaren oTomorrow Box an, einem einzigartigen Reusable-Packaging-System, das ohne Verpackungsmüll auf der Baustelle auskommt und langfristig von uns weiter genutzt wird. Weiterhin haben wir den Energieverbrauch des Aufzugs optimiert, indem wir das Kabinengewicht des osma 1 gezielt reduziert haben – um rund 100 Kilogramm. Der geringere Materialeinsatz sorgt nicht nur für einen niedrigeren Ressourcenverbrauch bei der Herstellung, sondern auch für einen deutlich geringeren Energiebedarf im Betrieb des Aufzugs und letztendlich auch für wirtschaftlicheres Bauen und Wohnen.

Mit diesen und weiteren Stellschrauben möchten wir einen Beitrag leisten, die Baubranche nachhaltig und über die Lebensdauer von Gebäuden hinaus in Richtung Nachhaltigkeit zu verändern.

Welche Trends in der Aufzugtechnik für den Wohnbau halten Sie aktuell für besonders zukunftsweisend?

Jens-Albert Schenk: In der Aufzugtechnik zeichnen sich aktuell zahlreiche Trends ab, die Gebäudeplanung und Nutzererfahrung nachhaltig verändern. Als besonders spannend für den Wohnbau erachten wir dabei etwa das Thema bezahlbares Wohnen.

Building Information Modeling (BIM) etwa ermöglicht die frühzeitige und fehlerarme Integration von Aufzügen in Bauprojekte, was massiv Zeit und Kosten spart – wie etwa schon bei unserem Wohnbau-Aufzug osma 1. Auch das Internet of Things (IoT) spielt eine zentrale Rolle: Smarte Aufzugsysteme reduzieren Ausfälle und senken Betriebskosten. Hier bringen wir bald eine eigene Lösung auf den Markt, die in Zukunft eine ganze Reihe von spannenden Möglichkeiten eröffnet. Zudem wächst die Bedeutung der Smarthome-Integration, woraus sich interessante Möglichkeiten für Komfort und Sicherheit ergeben werden.

Zum Abschluss: Was bleibt für Sie der wichtigste USP von osma – auch in einer zunehmend standardisierten Produktwelt?

Jens- Albert Schenk: Unseren USP sehe ich in der Spezialisierung. Wir haben uns vollumfänglich dem Wohnbau verschrieben. All unsere Innovationen und unser Qualitätsanspruch zielen darauf ab, die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden aus dem Wohnbau nicht nur zu erfüllen, sondern vorauszusehen, welche Features künftige Probleme lösen und in Zukunft mehr Sorgenfreiheit beim Einbau und Betrieb von Aufzuganlagen gewährleisten.

Und hierbei geht es meiner Meinung nach um weit mehr als um einzelne technische Zutaten – etwa um die Haltung, Menschen ein echtes Zuhause bieten zu wollen.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Deutschlands zweitgrößter Aufzughersteller

Das Unternehmen wurde am 20. Mai 1919 gegründet und ist seit 1933 im Besitz der Familie Schenk. Es ist das zweitgrößte, mittelständische Aufzugunternehmen Deutschlands. Seit 2010 ist neben Albert Schenk der Diplom-Volkswirt Jens-Albert Schenk (46) in vierter Generation Geschäftsführer von osma. Das Unternehmen beschäftigt heute mehr als 500 Mitarbeiter und hat zwölf Niederlassungen. Der Umsatz lag 2024 bei rund 96 Mio. Euro.

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