Der Wohnungsbau braucht einen echten Schub!
„Moment mal!“: Die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) bezieht Stellung.
Der Wohnraummangel bleibt eines der drängendsten sozialen Probleme unserer Zeit. Die Stimmung in der Immobilienwirtschaft mäandert vor sich hin – etwas Helligkeit, aber kein richtiger Schwung. Dabei gibt es begrüßenswerte Vorschläge, so etwa den Bau-Turbo oder den Gebäudetyp E. Trotzdem treten wir weiter auf der Stelle - echte Dynamik bleibt leider Fehlanzeige!
Das zeigen auch die Zahlen: Im Mai 2025 wurden laut Statistischem Bundesamt 5 Prozent weniger Baugenehmigungen erteilt als im Vormonat. Die Schätzungen von Experten mit Blick auf Neubauwohnungen für das Gesamtjahr 2025 sind unterschiedlich, sie reichen von unter 200.000 bis ca. 225.000 Wohnungen. Wir brauchen aber mindestens mehr als 300.000 Neubauwohnungen pro Jahr.
Warum kommen wir beim Wohnungsbau nicht voran – trotz guter Ansätze? Wir als Branche wollen uns hier konstruktiv einbringen. Denn aus unserer Sicht braucht es keine Revolution, sondern einige gezielte Nachjustierungen, um den nötigen Schwung zu erzeugen.
Ein zentraler Hebel ist die längst überfällige Absenkung der Baustandards. Der Gebäudetyp E ist ein Schritt in die richtige Richtung: funktional, wirtschaftlich, innovativ. Er steht für gutes, bezahlbares Wohnen – ohne unnötige Kosten.
Doch es gibt einen Haken: Innovative Baustoffe und Bauverfahren entsprechen häufig nicht den „anerkannten Regeln der Technik“. Diese setzen voraus, dass sich eine Methode bereits in der Praxis bewährt hat. Die anerkannten Regeln der Technik orientieren sich oft an Komfortstandards statt an sicherheitsrelevanten Anforderungen. Abweichungen sind zwar möglich, aber mit erheblicher Rechtsunsicherheit und Prozessrisiken verbunden.
Damit der Gebäudetyp E seine Wirkung entfalten kann, braucht es Rechtssicherheit: Bauherren müssen auf Standards verzichten dürfen, die nicht sicherheitsrelevant und gesetzlich nicht vorgeschrieben sind. Ohne Rechtssicherheit bleibt der Fortschritt blockiert.
Ein weiterer Bremsklotz ist die hohe Staatsquote. Ich muss es leider so deutlich sagen: Der Staat muss endlich loslassen können, wenn der Wohnungsmarkt je wieder in Bewegung kommen soll. Heute verursacht der Staat über Steuern, Gebühren, Vorgaben und Restriktionen rund 37 Prozent der Kosten für das Gut Wohnen. Wer bezahlbaren Wohnraum will, muss den Akteuren Luft zum Atmen lassen. Es braucht einen Rückbau staatlicher Überregulierung – und Vertrauen in die Kraft des Marktes.
Wir begrüßen es sehr, dass die Bundesregierung bei der unabhängigen Expertengruppe Mietrecht auch die Immobilienwirtschaft einbezieht. Bis Ende 2026 soll die Expertengruppe Vorschläge erarbeiten, um das Mietrecht für beide Seiten - Vermieter und Mieter - zukunftsfähig zu gestalten. Wer bezahlbaren Wohnraum schaffen will, muss alle Perspektiven berücksichtigen – die der Mieter ebenso wie die derer, die bauen, investieren und erhalten. Nur gemeinsam und mit den richtigen Rahmenbedingungen entsteht der Wohnraum, den die Menschen in unserem Land so dringend brauchen.“