Weckruf für die Politik

Der ehrenamtliche BFW-Präsident Dirk Salewski spricht Klartext.

Dem Wohnungsbau droht der Absturz. Das war das harte und leider zutreffende Fazit des 14. Wohnungsbau-Tags des Verbändebündnis Wohnungsbau, einem Zusammenschluss der Prozesskette Bau sowie Mieterbund und IG BAU. Seit Monaten warnen meine Kolleginnen und Kollegen und ich als Vertreter der Immobilien- und Wohnungsunternehmen vor dem Kollaps der Branche, die in dem Strudel aus hohen Bauzinsen, gestiegenen Material- und Energiekosten droht unterzugehen.

Wir bauen in Deutschland zu teuer, zu aufwendig mit viel zu hohen Standards, wir regulieren uns bis zur Unbeweglichkeit, das macht Bauen teuer. Die langen Genehmigungsverfahren sind ebenso ein echter Kostentreiber, wie die gestiegenen Zinsen.

Gleichzeitig ist der Bedarf für bezahlbaren Wohnraum riesig. Es fehlen schätzungsweise 700.000 Wohnungen in Deutschland. Dieser Mangel birgt eine echte soziale Sprengkraft. „Die Wohnungsnot ist die unterschätze Mega-Krise unserer Zeit“, hieß es neulich in einem klugen Kommentar der Tagesschau.

Denn: Teuer bauen und billig vermieten, das passt betriebswirtschaftlich nicht zueinander.

Wie soll man die Lücke schließen, zwischen dem Anspruch der Regierung an Qualität und Standards und den Möglichkeiten der Menschen, dies auch zu bezahlen? Klar ist, das zeigt das Gutachten, ohne Förderung geht so gut wie nichts mehr. Denn ohne Förderung kann insbesondere im bezahlbaren Segment nicht mehr gebaut werden.

Eine Antwort könnte also lauten: Wir fördern die Lücke weg. Die andere Antwort könnte aber auch sein: Wir gehen mit dem Anspruchsniveau runter. Wir können uns viel bei unseren niederländischen Nachbarn abgucken. Hier, wie da gilt EU-Recht, aber dort wird günstiger gebaut und gewohnt. Es gibt also Wege aus der Krise: Die Angleichung der Landesbauordnungen ist richtig und muss weiterverfolgt werden. Schneller und digitaler werden müssen wir sowieso. Einen signifikanten Effekt könnten wir aber erzielen, wenn wir endlich anfangen konsequent zu deregulieren, ohne den Klimaschutz aus den Augen zu lassen.

Es ist fast nichts Neues mehr begonnen worden im letzten Jahr. Das heißt, die Katastrophe wird ihren Lauf nehmen und wahrscheinlich im nächsten Jahr noch viel schlimmere Zahlen liefern.

Hinzu kommt dann: Wenn die Krise erst mal richtig durchschlägt, dann sind die meisten Fachkräfte verschwunden. Zuerst merkt die Krise der Baggerfahrer, am Schluss der Maler. Wenn die Fachkräfte einmal weg sind, dann bleiben sie weg. Wenn jetzt also nicht mutig gegengesteuert wird, dann wird es bestimmt nicht gelingen, das steht fest, das Defizit in den kommenden Jahren aufzuholen.

Und was macht die Bundesregierung? Sie erhöht die Unsicherheit, indem halbgare Gesetze den Bürgerinnen und Bürgern Kosten für Heizungskeller und das restliche Gebäude aufbürdet, die viele so nicht stemmen können. Bauprojekte brauchen Planungssicherheit und angekündigte Gesetze, deren Inhalt im Detail sechs Monate vor Inkrafttreten nicht bekannt sind, vergrößern die Unsicherheit. Und das wiederum führt zu noch weniger Bautätigkeit.

Aus dem Sturzflug beim Wohnungsbau droht endgültig eine Bruchlandung zu werden, wenn jetzt nicht endlich durchgestartet wird.

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