Konversion

Wohnungen statt Kasernen

Der Weg ist vorbereitet, die ersten Schritte sind gegangen: In den nächsten Jahren entsteht in den ehemaligen britischen Kasernen York und Oxford in Münster Wohnraum für rund 10.000 Menschen. Mit der Konversion holt Münster die Zukunft in die Stadt.

Wie möchten wir in Münster im Jahr 2030 leben? Die Antwort auf diese Frage formuliert die Stadt derzeit mit der Konversion der Kasernen York und Oxford. Auf insgesamt 75 ha werden in den nächsten Jahren in beiden Standorten ca. 3.000 Wohneinheiten, Kitas und Schulen entstehen und rund 10.000 Menschen ein Zuhause finden.

Dazu hat Münster 2018 über einen mehrstufigen städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerb die besten Lösungen für die Konversionen erarbeitet und beide Liegenschaften von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben angekauft. Im Oktober 2018 wurden die Satzungsbeschlüsse für die Bebauungspläne für beide Liegenschaften gefasst, Anfang des Jahres 2019 gingen erste Umsetzungsmaßnahmen an den Start.

Verantwortlich für die Entwicklung und Vermarktung der künftigen Stadtquartiere ist die KonvOY GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Münster, die in enger Kooperation mit den Fachämtern der Stadt Münster und den Stadtwerken Münster alle Planungsthemen vorangetrieben hat. Bei den Ankaufsverhandlungen für die Konversionen Oxford und York wurde sie maßgeblich von Drees & Sommer begleitet. Die Entwicklungsberater und Lean Management-Experten des Immobilienberatungs- und Projektmanagementunternehmens unterstützen sie auch bei der Umsetzung der geplanten Maßnahmen, zum Beispiel in den Bereichen Organisation, Controlling und Vermarktung. Mithilfe der Lean Management-Methode sorgen sie für schlanke Prozesse und die Einhaltung der Termine und Kosten.

Vorbilder für Quartiere der Zukunft

Die freiwerdenden Konversionsflächen in Gievenbeck und Gremmendorf sind ein Glücksfall für den sehr angespannten Wohnungsmarkt in Münster. Umso mehr, als ihre Entwicklung einmalige und möglichst vielfältige Nutzungsmischung in urbaner Dichte für alle Bevölkerungsgruppen verspricht, die im Hinblick auf gelungenen Städtebau der Zukunft eine bundesweite Vorreiterrolle einnehmen.

Statt sich wie in früheren Konversionsprojekten mit der Schaffung von Wohnraum in Vorstadtlage zu begnügen, will Münster in Oxford und York eine quartiersbezogene Gesamtentwicklung anstoßen und moderne Smart-City-Quartiere realisieren. Beide Standorte sollen optimal in die jeweiligen Stadtteile eingebunden werden und eng vernetzte Grünstrukturen mit Rad- und Fußwegen aufweisen. Es soll offene Übergänge zwischen privaten und öffentlichen Nutzungen geben sowie hochwertige Freiraum- und Freizeitflächen entstehen. Die bauliche Nutzung soll vielfältig sein, Neubau und Bestand mischen und soziale Infrastrukturen wie Grundschulen und Kindertagesstätten integrieren. Auch Stichpunkte wie lokale und nahe Versorgung, wenig Autoverkehr, CO2-Neutralität, Mitgestalten, urbanes Lebensgefühl sowie die Vernetzung von „Arbeiten mit Entfaltung“ und Wohnen will Münster in die Realität umsetzen.

York, ein lebendiges Zentrum für Jung und Alt

Vor diesem Hintergrund plant die Stadt auf dem Areal der rund 5 km von der Münsteraner Innenstadt entfernten York-Kaserne in Gremmendorf 1.800 Wohneinheiten für 6.000 neue Bewohner. Für das städtebauliche Grundgerüst des 50 ha großen Gebiets zeichnet die Arbeitsgemeinschaft um das Büro Lorenzen Mayer Architekten verantwortlich.

Ihr Plan ist es, die um einen Exerzierplatz angeordneten, mit rotem Klinker versehenen Unterkunfts- und Verwaltungsgebäude der Kaserne in ein Ortszentrum zu verwandeln und dieses zur neuen Mitte Gremmendorfs zu machen.

Der Yorkplatz wird damit künftig als Marktplatz, Freizeitfläche und Verbindung zur gegenüberliegenden Einkaufsmeile dienen. Das Offizierskasino wird zum Bürgerhaus. Es gibt dort unter anderem Sport- und Freizeitangebote, mehrere Kindertageseinrichtungen sowie eine Grundschule. Ein 8 ha großer Landschaftspark mit Grün, Spiel- und Bolzplätzen und der Quartiersplatz laden zur Erholung ein. Mehrfamilienhäuser im nördlichen Teil, Wohnen am Landschaftspark sowie Einfamilienhäuser im Süden bieten bezahlbares, schönes Wohnen für alle Zielgruppen.

Das Mobilitätskonzept ist nachhaltig und umfasst Fuß- und Radwege, eine im 10-Minuten-Takt fahrende Stadtbuslinie sowie eine Ringerschließung mit verkehrsberuhigten Bereichen. Stellplätze werden zum größten Teil außerhalb der Teilquartiere und in Tiefgaragen geschaffen. Carsharing-Stationen und E-Ladestationen im öffentlichen Raum und Mobilitätsstationen mit Fahrradreparatur und Lastenradverleih sorgen für Flexibilität. Auf diese Weise leben die Bewohner von York ebenso ruhig wie verkehrsgünstig, grün und zentral.

Oxford – Weiterbauen im Bestand

Ein anderes Konzept verfolgt die Stadt in der drei Kilometer vom Zentrum entfernten, 27 ha großen Oxford-Kaserne im Stadtteil Gievenbeck. Das städtebauliche Gutachterverfahren zur Entwicklung dieses Standorts haben die Architekten Kéré aus Berlin für sich entschieden. Ihre Idee: Oxford nach dem Prinzip des Weiterbauens zu gestalten, die denkmalwerte Bestandsstruktur zu erhalten und 1.200 neue Wohneinheiten zu generieren. Die Besonderheit des Quartiers ist das nachhaltige Regenwasserbewirtschaftungssystem, das im Rahmen des Förderprogramms „Kommunaler Klimaschutz NRW“ ausgezeichnet wurde. Die Maßnahmen werden auf Basis der Strategie „Nachhaltig wachsen: Münster klimagerecht gestalten“ umgesetzt.

Neben verdichteten gemischten Bereichen rund um den Oxford-Platz sollen Hofstrukturen zwischen Bestandsgebäuden, Neubauten, Geschosswohnen und Reihenhausstrukturen entwickelt werden. Der Quartiersplatz wird zum Zentrum. Neben Gastronomie, einer Schule und Büronutzung ist auch eine neue Kirche geplant. Im Uhrenturmgebäude ist ein Haus der Vereine geplant, ergänzt durch im Quartier verteilte Einrichtungen für sportliche Aktivitäten. Denkbar sind auch gemischte Strukturen zum Arbeiten und Leben sowie gemeinschaftliche Bauprojekte. Aus der Mittelachse, dem grünen Boulevard, wird parkartiger Bewegungsraum, aus dem Freiraum am nördlichen Rand das grüne und gleichzeitig urbane Rückgrat des neuen Quartiers.

So sollen aus dem Oxford Quartier und dem York Quartierneue Viertel werden, in denen das Leben einfach lebenswert ist, quasi Wohnbeispiele der Zukunft. Erste Bewohner können in den neuen Stadtquartieren bereits ab Mitte 2022 begrüßt werden.

Die freiwerdenden Konversionsflächen sind ein Glückfall für den sehr angespannten Wohnungsmarkt in Münster.

Statt sich wie in früheren Konversionsprojekten mit der Schaffung von Wohnraum in Vorstadtlage zu begnügen, will die Stadt eine quartiersbezogene Gesamtentwicklung anstoßen und moderne Smart-City-Quartiere realisieren.

x

Thematisch passende Artikel:

Konversionsflächen: Neues BImA-Internetportal zum Abzug der britischen Streitkräfte

Die britischen Streitkräfte haben ihren vollständigen Rückzug aus Deutschland bis 2020 angekündigt. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen muss damit für eine Vielzahl von Flächen und...

mehr

Startschuss für LEG-Preis 2014: „Konversion: Flächen – Wandel – Perspektiven“

Die Landes- und Stadtentwicklungsgesellschaften loben in Kooperation mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) den LEG-Preis 2014 als interdisziplinären Nachwuchswettbewerb aus. Die BImA...

mehr

Bad Kreuznach – gelungene Konversion militärischer Liegenschaften

Bad Kreuznach etablierte sich in den letzten Jahren von einem klassischen Konversionsstandort zu einem modernen Innovations- und Industriestandort. Die Stadt ist ebenso gesuchter Wohnort wie...

mehr
Ausgabe 06/2016 Stadt- und Quartiersentwicklung

Konversion nach Maß

Durch den Abzug der US-Streitkräfte mit rund 8000 Armee-Angehörigen und deren Familien im Jahr 2012 wurden im Stadtgebiet Heidelberg fast zeitgleich rund 180 ha Flächen mit unterschiedlichstem...

mehr
Ausgabe 1-2/2018

Konversion als Chance der Stadtentwicklung

Welches sind Ihre Leitgedanken, wenn Sie an der Konversion in Mannheim arbeiten? Das Leitbild unserer Stadtentwicklung ist auch gleichzeitig das Motto des ersten Weißbuchs der Konversion. Es lautet...

mehr