Solaraufzüge: Sonne bewegt

In Norderstedt schafft die Adlershorst Baugenossenschaft eG mit dem „Quartier 452“ attraktiven, zentrumsnahen Wohnraum im Grünen. Bei der Energieversorgung der Aufzüge betritt sie sogar Neuland: Erstmals in Deutschland kommen sieben Anlagen zum Einsatz, die ausschließlich mit Solarstrom betrieben werden können.

Norderstedt in Schleswig-Holstein boomt. Nicht nur durch eine gute Lage in der Metropolregion Hamburg, sondern auch durch einen hohen Kultur- und Freizeitwert. Mehr als 2000 Norderstedter Bürger sollen künftig im Bereich des „Garstedter Dreiecks“, unweit der U-Bahn-Linie nach Hamburg ein neues Zuhause finden. Teil des neuen Wohngebiets ist das „Quartier 452“ der ortsansässigen Wohnungsbaugenossenschaft Adlershorst e.G.

Der erste Bauabschnitt mit 78 Wohnungen, von denen 42 im 2. Förderweg entstanden, ist seit Februar bezogen. Durch die Einplanung verglaster Balkonanlagen in die rhythmisch gegliederten Baukörper können die Mieter die Vorzüge der Sonnenseite trotz Nähe zur Hauptstraße genießen. Alle Gebäude sind barrierearm konzipiert, von der Tiefgarage bis zum Staffelgeschoss ist jedes Geschoss bequem per Aufzug erreichbar. Beheizt werden die KfW-Effizienzhäuser 55 mit kli­­maschonend erzeugter Fernwärme. Die Heizwärme wird zudem durch Kraft-Wärme-Kopplung gewonnen.

Neue Maßstäbe beim Thema Nachhaltigkeit setzen Aufzüge von Schindler, von denen die ersten sieben im Januar 2016 in Betrieb gegangen sind: Die Anlagen vom Typ Schindler 3300 Solar können rund um die Uhr mit Strom aus Photovoltaik betrieben werden. Forschungsergebnisse aus der langjährigen Partnerschaft zwischen dem Solarflugzeug-Projekt Solar Impulse und dem Aufzugshersteller Schindler flossen in die Entwicklung ein.

Herzstück der Aufzugslösung ist der Hybrid-Power-Manager (HPM), der Photovoltaik, Energierückspeisung und Netzstrom effizient kombinieren kann. Das sogenannte Energy-Storage-Device (ESD) sorgt für die Zwischenspeicherung und reduziert Leistungsspitzen. Denn Peaks, beispielsweise durch wetterbedingte Schwankungen bei der Sonnenenergie oder auch einen technisch bedingten erhöhten Anfahrstrom des Aufzugsantriebs, gilt es bei der Nutzung regenerativer Energien möglichst zu vermeiden.

Daraus ergibt sich ein weiterer Vorteil: Die notwendige Infrastruktur kann kleiner ausgelegt werden. Auf die Solaraufzüge in Norderstedt bezogen bedeutet das: Während herkömmliche Aufzugslösungen einen 400-Volt-Drehstromanschluss von bis zu 8 kWp benötigen, kommen die Schindler Solaraufzüge mit einem haushaltsüblichen 230-Volt-Anschluss und 1,6 kWp aus. Der Aufzug wird dabei stets über den HPM und den Akku versorgt. Eine direkte Verbindung zwischen Antrieb und Gebäudenetz existiert nicht.

Als Basis für den Solaraufzug dient der Schindler 3300, der für den Einsatz in Wohngebäuden und kleineren Geschäftshäusern ausgelegt ist. Zusätzlich ist er auf einen besonders energiesparenden Betrieb ausgelegt. Bereits das Serienmodell kann optional mit einem Antriebssystem ausgestattet werden, das überschüssige kinetische Energie über einen Wechselrichter zurückspeist. Der Rückgewinnungseffekt entsteht bei schwer beladenen Kabinen in der Abwärtsfahrt, aber auch wenn die Kabine in der Aufwärtsfahrt leichter ist als das Gegengewicht. Beim Schindler 3300 Solar wird diese Energierekuperation, ähnlich wie bei einem Hybridfahrzeug, zum Laden des Energiespeichers genutzt.

Den Großteil der benötigten Energie liefert je Aufzug eine kleine Photovoltaikanlage, die in der Nähe des Aufzugsschachts auf dem Dach montiert ist. Diese lädt den Energiespeicher stets mit soviel Sonnenenergie wie möglich. Das System ist so effektiv, dass selbst in der Nacht ein Aufzugsbetrieb mit regenerativer Energie sichergestellt ist. Ein Netzanschluss ist zwar vorhanden, dient aber nur der Ausfallsicherheit. Flachbildschirme im Technikraum zeigen grafisch aufbereitet die solar erzeugte Energie und den Verbrauch. Wer auf grüne Mobilität setzt, möchte schließlich auch wissen, wie effektiv die Anlage arbeitet.

Die Aufzüge können rund um die Uhr mit Strom aus Photovoltaik

betrieben werden.

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