Möglichkeiten der Badgestaltung

Der Wunsch nach einem intimen Rückzugsort steht bei den meisten Menschen an erster Stelle. Dieser Bereich ist auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten.

Es ist seit langem kein Geheimnis mehr: Das Bad hat sich einen neuen Stellenwert in der Wohnarchitektur erarbeitet. Die Zeiten der funktional ausgestatteten und hoch verflies-ten Nasszellen sind seit Anfang der 1990er Jahre vorbei. In dieser Zeit haben bereits namhafte Designer wie Philippe Starck mit Ihren neu gestalteten Produkten nicht nur ein neues Design der Sanitärprodukte eingeführt, sondern auch gleichzeitig eine neue Ära der Raumgestaltung eingeläutet.

 

Geänderte Ansprüche

Jedoch entstehen neue Raumideen nicht alleine durch einen neuen Ansatz in der Produktgestaltung. Dazu gehören eindeutig ergänzende Einflüsse, die genügend Kraft besitzen, neue Architekturen zu erschaffen. Belegen wir diese kraftvollen Einflüsse mit dem Begriff Zeitgeist oder ausführlicher formuliert: Wandel der gesellschaftlichen Werte und Ansprüche. Studien belegen, dass die in den vergangenen Jahrzehnten ge­­schaffene Wohnbebauung nicht mehr un­­bedingt den Anforderungen des Marktes entspricht. Die Gesellschaft wird immer älter und ist angewiesen auf barrierearme oder auch barrierefreie Unterkünfte. Die Anzahl der Singlehaushalte steigt zunehmend. Paare leben nicht mehr in der klassischen Ehe zusammen, sind kinderlos, oder wenn Nachwuchs kommt, wird dieser vielfach nicht mehr von beiden Elternteilen zugleich aufgezogen. Die klassische Familie ist heute nicht mehr der Standard, der noch vor einigen Jahren als maßgeblich herangezogen wurde, um an ihm gemessen zukunftsweisende Entscheidungen zu formulieren.

 

Erholung im eigenen Heim

Im Zuge dieser gesellschaftlichen Entwicklung ändern sich auch die alltäglichen Le­­bensumstände. So ist zum Beispiel die Belas-tung im Beruf für den Einzelnen immer größer geworden. Neue Krankheitsformen und -bilder etablieren sich und erhöhen den Krankenstand. Die Zeitschriften überschlagen sich mit Artikeln über Burnout-Symptome und die Folgen. Immer mehr Menschen suchen eine Heilung in der Erholung. Auch vorbeugend werden Orte für einen Rückzug aus dem Alltagsstress gesucht und im eigenen Heim gefunden.

Es liegt auf der Hand, dass die ursprünglich für die Familie konzipierte Wohnung nicht mehr auf den tatsächlichen Bedarf zugeschnitten und damit nicht mehr zeitgemäß ist. Drei oder vier Zimmer, Küche, Bad wird dem geforderten Bedarf nicht gerecht.

Der Wunsch nach einem intimen Rückzugsort steht bei den meisten Menschen an erster Stelle. Dieser Bereich ist persönlich und auf die eigenen privaten Bedürfnisse zugeschnitten. Das Bad ist für diese Anforderungen wie geschaffen. Intim, persönlich, abgeschieden und immer mehr und mehr auch wohnlich. Das Bad in der Wohnung von heute bietet den Menschen die Möglichkeit, von den alltäglichen Stresssitua­tionen abzuschalten und sich zurückziehen zu können. Wellness also auch im eigenen Heim.↓

Bad muss mehr als nur funktional sein

Damit die Erwartungen in das Bad auch beim Benutzer erfüllt werden, ist einiges Umdenken bereits im Planungsprozess notwendig. Die gewohnte, übliche Badplanung mit dem Schwerpunkt der Funktionalität in der Ausstattung wird den Anforderungen nicht mehr gerecht. Die Hausmarke vom sanitären Großhandel kann es zwar sein, nur die Art und Weise des Einbaus und die Gestaltung des Umfeldes ist entscheidend.

Dringend benötigt werden räumliche Konzepte, die durch das Herausarbeiten von einzelnen Zonen für eine deutliche Steigerung des Aufenthaltswertes im Bad sorgen. Nur die Berücksichtigung von komfortablen Montage- und Installationsmöglichkeiten der Sanitärprodukte schafft noch keinen ansprechenden Raum. Hilfreich für eine architektonischere Gestaltung des Bades ist der kreative Umgang mit teilweise sowieso notwendigen Verkleidungs- bzw. Installationsblöcken. Das Umdenken besteht darin, die Vorwandinstallationen nicht nur auf die konstruktiven Mindestabmessungen zu reduzieren, sondern mit den entstehenden Volumina zu spielen. So lassen sich Hohlräume mit nach vorne offenen Fächern füllen, ausgestattet mit Möbeln und Licht. Die Wanneneinfassung kann in einer Erweiterung auch zum Sitzblock werden. Diese erweiterte Formgebung im Raum er­­möglicht es, in der Planung eine klarere Raumaufteilung zu erzielen. Anordnungen der einzelnen Elemente er­­scheinen dadurch logisch und geordnet. Es entsteht eine ausgewogene Ruhe in der Gestaltung und dadurch auch in dem erlebten Gefühl während des Badaufenthaltes.↓

Einige Bausteine sollten in Zukunft zum Standard eines Badezimmers gehören:

– Ganz oben auf dieser Liste befinden sich zusätzliche Sitzmöglichkeiten, eben nicht nur auf dem Wannenrand oder auf dem WC. Eine in die Raumgestaltung integrierte Bank bewirkt Wunder. Mit Stauraum kombiniert benötigt sie auch gar nicht viel Platz und bietet darüber hinaus einen praktischen Zusatznutzen.

– Einen komfortablen Einstieg in die Dusche genießen Badnutzer jeder Generation, nicht nur Menschen, die darauf angewiesen sind. Das gleiche gilt für gemauerte Sitz- oder Ablageblöcke in der Dusche. Die Möglichkeit, sich auch in der Dusche setzen zu können, bietet einen Komfort, auf den man nicht mehr gerne verzichten möchte, wenn man ihn einmal genossen hat. 

– Waschtischanlagen, die mehr als nur die Möglichkeiten eines Wasserspenders mit Auffangbecken erfüllen. Wünschenswert ist es, in diesem Bereich auch Ablageflächen zur Verfügung zu haben, um seine täglichen Utensilien komfortabel verstauen zu können. Spiegelflächen über dem Waschtisch müssen, damit sie auch als Pflege- und Kosmetikspiegel zu benutzen sind, von mindestens zwei Seiten beleuchtet sein.

– Raumbeleuchtung, die Stimmung macht. Nur mit einem einsamen Deckenauslass fällt es schwer, eine ansprechende Zonenbeleuchtung zu zaubern. Die einzelne Integration eines Wandauslasses für eine Wandleuchte eröffnet neue Möglichkeiten. Mit in die Decke  integrierten Downlights wird in der Regel nur der Fußboden des Raumes beleuchtet. Dabei liegt unsere Aufmerksamkeit mehr auf den raumbegrenzenden Flächen. Berücksichtigt man bei der Planung der Beleuchtung die vielfältigen Einsatzgebiete der LED-Technik, werden den kreativen Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt.

– Wanneneinbauten mit Ablageflächen für die täglichen Utensilien, aber auch bis hin zum Klassiker – dem Glas Sekt. Die Anordnung der Badewanne im Raum sollte dafür an Positionen erfolgen, in denen man gerne ein entspannendes Bad genießt. Eine Wanne innerhalb eines Durchgangsweges im Raum wird wenig Ruhegefühl vermitteln.

– Mehr Bewegungsfreiraum im Bad trägt zu einem guten Aufenthaltsgefühl bei und steigert den Komfort. Ein Raumzuschnitt nur auf das Mindestmaß reduziert, lässt sich zwar zu einem Waschraum ausbauen, ge­­nügt aber nicht mehr den heutigen Anforderungen der Benutzer. Nicht zuletzt bietet ein größeres Bad auch mehr Möglichkeiten für einen altersgerechten Um­bau.

– Tageslichteinfall oder Öffnungen zum be­­nachbarten Schlafraum. Dieser Aspekt wird zurzeit gerne in Hotels eingesetzt, um den innenliegenden Badboxen mehr Großzügigkeit zu verleihen. Mit einem Ausblick fühlt man sich gleich weniger eingeschlossen.

– Fliesen dienen auch heute noch dem Schutz der Wand vor Feuchtigkeit und ermöglichen, den sich darauf ansammelnden Schmutz abwischen zu können. Jedoch gibt es reichlich Wandflächen im Bad, die in der Regel in der Lebenszeit des Bades auch nicht mehr Feuchtigkeitseinflüssen als eine Schlafzimmerwand ausgesetzt sind. Der ausgewogene Umgang mit den Materialien ist maßgeblich an der Wirkung des Raumes beteiligt.↓

– Der separate WC-Raum ist wieder aktuell. Eine intime Abgrenzung des WCs ist im Zusammenhang mit der Wohnlichkeit des Bades vielfach wünschenswert. Immer mehr Badbauer und -renovierer entscheiden sich für ein Bad ohne WC und teilen einen eigenständigen kleinen Raum für diese Einheit ab. Sozusagen als Raum im Raum oder sogar als komplett eigenständigen Raum.

Nicht zuletzt lässt sich natürlich über Komfortangebote, wie zum Beispiel die Ausstattung des Bades mit jedem erdenklichen Multimedia-Tool, oder den Einbau eines gemütlichen Kaminfeuers nachdenken. Nach oben sind dem Komfort keine Grenzen gesetzt – außer der gesetzte finanzielle Rahmen.


Weitere Informationen finden Sie unter

www.hofmann-wadsack.de.

Die klassische Familie ist heute nicht mehr der Standard, der noch vor einigen Jahren als maßgeblich herangezogen wurde, um an ihm gemessen zukunftsweisende Entscheidungen zu formulieren.

Intim, persönlich, abgeschieden und immer mehr und mehr

auch wohnlich.

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