Discounter bauen jetzt auch Wohnungen

Mehr als nur Lebensmittel

Aldi und Lidl bauen jetzt auch Wohnungen. Aldi Nord will an mindestens 30 Standorten in Berlin  gemischt genutzte Immobilien umsetzen. Lidl verfolgt das Ziel, bundesweit in Ballungsräumen zu expandieren.

Berlin wächst und verbuchte am Jahresende 2018, laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, ein Bevölkerungsplus von 31.300 Personen gegenüber dem Vorjahr. Auch wenn das der geringste Bevölkerungsanstieg seit 2011 ist: Das Bundesland wächst weiter, langsamer zwar, doch es braucht dringend Wohnungen. „Die Situation in und um Berlin betrifft uns gleich in zweierlei Hinsicht“, sagt Jörg Michalek, Geschäftsführer der Aldi Immobilienverwaltung GmbH & Co. KG. Selbstverständlich wollen wir auch weiterhin für unsere Kundinnen und Kunden als Nahversorger vor Ort sein. Dafür müssen wir expandieren.“ Der Discounter sucht dafür vor allem Standorte mit großflächigen Verkaufsflächen – idealerweise an möglichst hochfrequenten Lagen. „Die Kombination von Aldi Märkten und angeschlossenem Wohnraum ist deshalb eine konsequente und vor allem zukunftsorientierte Lösung“, so Michalek weiter.

Zwei Leuchtturmprojekte setzt Aldi Nord in einer ersten Phase aktuell um und realisiert exemplarisch damit das Konzept „Gemischt genutzte Immobilien“. 200 Wohnungen sollen im ersten Schritt in den Berliner Stadtteilen Neukölln und Lichtenberg entstehen. Weitere fünfzehn Standorte in der Kombination aus Aldi Markt und Wohnungsbau befinden sich in der Planung. Aldi Nord setzt bei seinen Vorhaben auf enge Zusammenarbeit mit den Stadtbezirken und dem Berliner Senat. „Mit den Leuchtturmprojekten wollen wir den Startschuss für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Stadt Berlin und insbesondere den Stadtbezirken setzen. Wir möchten aktiv bei der Nachverdichtung Berlins und beim ökologischen Stadtumbau unterstützen“, sagt Jörg Michalek. Die Schaffung von Aldi Märkten in Kombination mit Wohnraum sei nicht nur ein Vorteil für das Unternehmen und dessen Kunden, sondern „ein Mehrwert für ganz Berlin“.

Ziel Ballungsgebiete

Für eine ganz andere Strategie hat sich Lidl entschieden. „Wir wollen weiter wachsen und zwar dort, wo unsere Kunden sind. Deshalb intensivieren wir unsere Expansion insbesondere in den Ballungsräumen“, erklärt Alexander Thurn, Geschäftsleiter Immobilien Lidl Deutschland, anlässlich der Expo Real 2019. Der Discounter hat das Ziel, im engen Austausch mit Städten und Kommunen sowohl in Stadtrandlagen als auch in Innenstädten und dicht besiedelten Zentren zu bauen. „In den Ballungsgebieten begegnen uns besondere Herausforderungen in der Expansion, wie Flächenknappheit, hohe Grundstückspreise und Wohnungsmangel. Daher planen wir derzeit weitere Projektentwicklungen in ganz Deutschland. Dabei sollen unter anderem Wohnungen, Büros und Kinderbetreuungseinrichtungen entstehen“, sagt Thurn.

Lidl baut schon seit vielen Jahren gemischt genutzte Immobilien. Zu den aktuellen Projekten zählen das sogenannte Nürk-Areal in der Esslinger Pliensauvorstadt und die Mahdentalstraße in Sindelfingen. Bei dem Projekt Nürk-Areal sollen auf einem rund 10.550 m² großen Gelände ein neuer Lidl-Markt sowie ein ganzes Stadtquartier mit Drogeriemarkt, Arztpraxen und Kanzleien sowie rund 180 Wohnungen und 400 Tiefgaragenplätzen entstehen. Den städtebaulichen Wettbewerb haben Pesch Partner Architekten Stadtplaner für sich entschieden. Aktuell stimmen Lidl, Pesch Partner und die Stadt Esslingen die Planungen ab, da aus städtebaulicher und aus wirtschaftlicher Sicht weitere Planungsschritte notwendig sind. Vorgesehen ist, dass Lidl im Frühjahr 2020 den Bauantrag für das Areal einreicht.

Den Standort Mahdentalstraße in Sindelfingen will Lidl selbst entwickeln und eine Filiale mit über 1.500 m² Verkaufsfläche und 110 ebenerdigen Parkplätzen auf einem rund 9.500 m² großen Grundstück errichten. Als ergänzende Nutzung sind rund 80 Wohnungen über der Filiale sowie Gewerbeflächen geplant. Der Bauantrag soll in Abstimmung mit der Stadt in Kürze eingereicht werden. Voraussichtlich im dritten Quartal 2020 wird der Spatenstich stattfinden, die neue Filiale könnte dann im Jahr 2022 eröffnen.

Mit zwei Leuchtturmprojekten realisiert Aldi Nord exemplarisch  das Konzept „Gemischt genutzte Immobilien“.

Bei dem Lidl-Projekt Nürk-Areal sollen auf einem rund 10.550 m² großen Gelände ein neuer Lidl-Markt sowie ein ganzes Stadtquartier entstehen.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 04/2023 Nachverdichtung

Gemischte Immobilien: Unter einem Dach mit ALDI SÜD

Gemischte Immobilien sind per se nichts Neues. Seit einigen Jahren rücken sie aufgrund der zunehmenden Flächenversieglung – beziehungsweise Regulatorien, die dieser entgegenwirken sollen – und...

mehr

Gewerbeimmobilientag Nord des BFW: In der Vernetzung liegt die Zukunft!

Wie sieht das urbane Stadtquartier der Zukunft aus? Welche Trends gibt es in den verschiedenen Assetklassen? Und welche Lösungen bieten sich angesichts der immer knapper werdenden innerstädtischen...

mehr
Ausgabe 06/2021

Wohnen über ‘m Supermarkt

Bezahlbarer Wohnraum im Ballungsgebiet? Das ist in Deutschland eher Mangelware. Ausreichend mit Waren bestückt sind in der Regel hingegen Supermärkte. Diese gehören mittlerweile zu fast jeder Stadt...

mehr

Auf Bürogebäuden, Parkhäusern oder Discountern wohnen: 1,2 Mio. Wohnungen sind drin

Zusätzliche Wohnungen – ohne dafür nur einen Quadratmeter Bauland mehr zu benötigen: 2,3 bis 2,7 Mio. Wohnungen könnten in Deutschland neu entstehen, wenn die vorhanden innerstädtischen...

mehr

1.000 neue Wohnungen für Berlin: Vonovia feiert Richtfest in der Siemensstadt

In Spandau entsteht neuer Wohnraum für Berlin: Auf einem rund 60.000 Quadratmeter großen Areal im Norden der Siemensstadt baut Vonovia (www.vonovia.de) ein Quartier für alle Generationen. Der Bau...

mehr