Monolithische Bauweise

Einfach gebaut: Rohbau definiert Gestaltung

Für ihren Entwurf des Berliner Mehrfamilienhauses hatten sich die Architekten das Prinzip des „Einfachen Bauens“ auf die Fahnen geschrieben. Bei Konstruktion und Ausbau sollte auf alles nicht Notwendige verzichtet werden. Gestaltet wurde mit den einfachen Mitteln des Rohbaus und der Verschiebung der monolithischen Ziegelwandelemente. Ein zukunftsweisendes Modell, fand auch die Jury des Deutschen Ziegelpreises, die das Projekt 2021 auszeichnete.

Das kleine Grundstück am Kopfende einer Blockrandbebauung im Berliner Scheunenviertel bot einige Herausforderungen: unterschiedliche Baustile in der Umgebung, Brandwandanforderung an die offene Seitenwand, im Erdgeschoss musste auf nur 10,80 Meter Breite eine Durchfahrt für die Erschließung der dahinterliegenden Gebäude integriert werden. Wietersheim Architekten erkannten die Chance in dieser städtebaulichen Position und setzten sich ganzheitlich mit dem Baukörper und seiner Struktur auseinander.

Gestaltprägende Struktur

In ihrem Entwurf zerlegten sie das Traggerüst in seine Elemente und konzentrierten sich auf die Rohbaustruktur. Mit einfachen Mitteln ist die Fassade organisiert: Sie ist von allem „Überflüssigen“ befreit, wie Stürze, Brüstungen, Verblechungen oder Rollladenkästen. Decken und Wandelemente sind von außen deutlich ablesbar. Nur die Deckenrandschalung und leichte Verschiebungen der monolithischen Ziegelwandelemente gliedern die Fassade. Differenzierte Putzoberflächen setzen Akzente, Fensteröffnungen und Schattenwurf geben dem Fassadenbild plastische Tiefe.

Auch im Innenraum ist das Konstruktionsprinzip gut zu erkennen und gestaltprägend. Die Verschiebung der Wandelemente formt gebrauchstaugliche Wandnischen für Holzeinbauten oder Vorhangschienen. Der Treppenhauskern, sinnvoll in der mittigen Dunkelzone des Hauses platziert, trennt die Wohnungen und strukturiert die Grundrisse. So entstehen auf jeder Etage zwei Wohnungen mit hervorragender räumlicher Qualität. Die zweiseitige Belichtung sorgt zusammen mit den bodentiefen Fenstern für eine ausgezeichnete Tageslichtausleuchtung. Auf eine technisch anspruchsvolle Belüftung der Wohnungen konnte verzichtet werden.

Konstruktive Herausforderungen

Trotz der einfachen Bauweise ergaben sich aus den besonderen räumlichen Anforderungen anspruchsvolle Aufgaben für Konstruktion und Detailentwicklung. Die schmale Zufahrt in der Erdgeschosszone führte zu erhöhten Schallemissionen, die von der Konstruktion aufgefangen werden mussten. Die Seitenwand sollte die Anforderungen an eine Brandwand erfüllen und mit der Klassifikation REI 90-M die Widerstandsfähigkeit gegenüber Stoßlasten nachweisen. Und nicht zuletzt mussten mit den Außenwänden trotz der verschobenen Wandelemente alle wärmeschutztechnischen Anforderungen der (damals noch gültigen) EnEV erreicht werden.

Die Architekten wollten auf keinen Fall auf eine Zusatzdämmung der Fassade ausweichen müssen. Auch sollten die Gestaltung und Farbgebung der Putzfassade nicht durch Verunreinigungen oder eine Veralgung der Fassade in Mitleidenschaft gezogen werden. Aus diesen Gründen hatten sie sich bereits zu einem frühen Planungszeitpunkt für eine monolithische Bauweise mit verfüllten Ziegeln entschieden. Für das hohe Anforderungsprofil des siebengeschossigen Baukörpers sollten Poroton-Hochleistungsziegel zur Anwendung kommen, die die Vorgaben hinsichtlich Wärmeschutz, Statik, Schall- und Brandschutz gleichermaßen erfüllen.

Professionelle Beratung bis ins Detail

Für das junge Architekturbüro war es das erste Bauprojekt mit verfüllten Hochleistungsziegeln. Kompetente Unterstützung fanden sie bei Margitta Zielecke vom Wienerberger Project Sales (WPS, www.wienerberger.de). Die Berliner Bauingenieurin ist mit ihrem Team vom WPS für die Beratung von Architekten und Planern bei der Realisierung von Wohngebäuden verantwortlich und unterstützt PlanerInnen bei Detaillösungen in den Themenbereichen der Bauphysik und Tragwerksplanung, bei Ausschreibungstexten und Berechnungen.

„Wir sehen uns als professionelle Aufgabenlöser, die Architekten und Bauherren in allen Projektphasen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein klassisches Beispiel ist der Schallschutz im Geschosswohnungsbau, in dem passgenaue Detaillösungen gefragt sind. Wenn es gewünscht wird, bringen wir unsere Expertise auch bei wichtigen Baubesprechungen ein. Das erhöht die Ausführungssicherheit,“ beschreibt Margitta Zielecke ihren Aufgabenbereich.

Gemeinsam mit Wietersheim Architekten wurden schon in der frühen Planungsphase des Projekts Chausseestraße maßgeschneiderte Details für die unterschiedlichsten baulichen Anforderungen entwickelt und diskutiert. Für die Planer war die Unterstützung durch das WPS-Team eine wertvolle Hilfe. „Der fachliche Austausch mit dem Hersteller ist vor allem in den Anfängen dieses Projekts für uns sehr wichtig gewesen, denn diese Beratung hat die Projektierung des monolithischen Gebäudes überhaupt erst mit ermöglicht,“ betont  Annabel Wietersheim.

Bautafel

Objekt: Mehrfamilienwohnhaus

Standort: Chausseestraße 48a, Berlin 

Bauherr: Privat

Architekten: Wietersheim Architekten, Berlin

Nutzung: 11 Wohnungen, ein Ladenlokal

Produkt: Wienerberger Poroton S10 MW 36,5cm

Auszeichnung: Ziegelpreis 2021, Sonderpreis „Einfaches Bauen“
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