Ein schriller Ton, der  Leben retten kann

Das Betreuungsangebot in Kindertageseinrichtungen wird momentan bundesweit massiv ausgebaut – es wird Zeit, über einen ausreichenden technischen Brandschutz für diese Einrichtungen nachzudenken.

Ab August 2013 haben Eltern dem Kinderförderungsgesetz entsprechend einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflege auch für die Kinder, die noch keine drei Jahre alt sind. Das Bundesfamilienministerium rechnet damit, dass 39 % der Eltern von Kindern dieser Altersgruppe entsprechende Betreuungsangebote in Anspruch nehmen wollen.

Aus diesem Grund wird das bestehende Angebot derzeit ausgebaut. In knapp 70 % der Fälle erweitern die Träger hierzu die Kapazität bestehender Einrichtungen, was in der Regel mit einer Nutzungsänderung des bestehenden Gebäudes oder mit Anbauten verbunden sein wird. Und dies bedeutet dann auch, dass aktuelle Anforderungen an den Brandschutz berücksichtigt werden müssen.

Wie solche Anforderungen an den technischen Brandschutz in KiTas aussehen, ist allerdings leider weder für Bestands- noch für Neubauten ausreichend definiert und dementsprechend wenige deutsche Kindertageseinrichtungen sind mit anlagentechnischem Brandschutz ausgestattet. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass in vielen KiTas die Kinder in eigenen Ruheräumen einen Mittagsschlaf halten, ist es wichtig, dass hier nachgerüstet wird: Der Mensch kann im Schlaf keinen Brandrauch wahrnehmen, da auch sein Geruchssinn schläft – hier hilft im Brandfall nur die lautstarke Alarmierung mittels eines Rauchwarnmelders.

Kindergarten mit Vorbildfunktion

Es gibt allerdings auch Kindergärten, die vielen anderen Einrichtungen in Hinblick auf den anlagentechnischen Brandschutz ein Vorbild geben können. Beispielsweise der Katholische Kindergarten St. Marien in Ballrechten-Dottingen, in dem ein Netz von Funk-Rauchwarnmeldern im Brandfall Erzieherinnen und Kinder zuverlässig warnt. Der Kindergarten ist mit vier Gruppenräumen – jeweils mit Intensiv- und Abstellraum –, Besprechungszimmer, Büro, Mehrzweckraum, Küche, zwei Putzkammern, Kinder- und Erwachsenentoiletten und zwei Materialräumen ausgestattet.

Damit bietet er 82 Kindern in vier Gruppen mit unterschiedlichen Öffnungszeiten viel Raum zum Spielen, Lernen und sich Entwickeln. Das Team des Kindergartens orientiert sich bei seiner pädagogischen Arbeit am situationsorientierten Ansatz, bei dem diejenigen Themen im Vordergrund stehen, die die Kinder selbst momentan am meisten beschäftigen.

Modernisierung mit modernster Technik

Sicherheit hat im Kindergarten St. Marien seit jeher einen hohen Stellenwert, so dass die Verantwortlichen bereits vor einigen Jahren im Gebäude Rauchwarnmelder HSD IV installieren ließen. Im Rahmen eines Modernisierungskonzepts tauschte Hekatron die in die Jahre gekommenen Melder im Sommer 2012 gegen 30 vernetzte Funk-Rauchwarnmelder Genius Hx mit dem Funkmodul Pro aus. Anfang 2013 erfolgte dann noch die Erweiterung des Netzwerks um drei der gerade auf den Markt gekommenen Funkhandtaster Genius, so dass jetzt auch manuell Feueralarm ausgelöst werden kann.

Daniel Bolze, Hekatron-Mitarbeiter im technischen Support für Rauchschaltanlagen und Rauchwarnmelder, übernahm den Austausch und Einbau der neuen Funk-Rauchwarnmelder Genius Hx. Beim Austausch der Melder kam ihm dabei zustatten, dass die Bohrlöcher für die Montage des Sockels an der Decke bei HSD IV und Genius Hx gleich positioniert sind: Wird einer der bisherigen Melder an der gleichen Stelle durch einen neuen ersetzt, lassen sich die alten Bohrlöcher nutzen. Scheinbar nur ein kleines Detail, aber es erleichtert die Arbeit entscheidend und hilft, Verunreinigungen durch Bohrstaub zu vermeiden.

Meldermontage wird zum Event

Die Kindergartenkinder waren bei der Montage der neuen Melder mit großem Interesse dabei, wie Daniel Bolze berichtet: „Im Nu war ich von einer Schar fleißiger Helfer umgeben, die mir die neuen Melder zur Montage zureichten und zum Quittieren der ausgetesteten Melder hochgehoben werden wollten.“ Das große Interesse der Kinder an den Rauchwarnmeldern kam dabei sicherlich nicht von ungefähr: „Regelmäßig besucht uns im Kindergarten die Feuerwehr und berichtet über ihre Arbeit“, erläutert Kindergartenleiterin Regina Heitz. „Dabei wird natürlich besprochen und geübt, wie die Kinder sich im Notfall verhalten sollen, wo sie hin müssen und was sie beachten sollten. Auch die Alarmierung durch die Rauchwarnmelder ist dabei ein wichtiges Thema.“

Etwas erstaunt war die Kindergartenleiterin, als sie vor Kurzem anlässlich eines in einer Schule aufgetretenen Tischbrandes erfuhr, dass dort gar keine Rauchwarnmelder installiert waren. „Ich war der Meinung, dass öffentliche Gebäude mit Feuermeldeeinrichtungen ausgestattet sein müssen – die Sicherheit hat doch in solchen Gebäuden ebenso wie in unserem Kindergarten eine enorme Bedeutung“, betont sie.

Exakte Brandortlokalisierung

Die neuen Funk-Rauchwarnmelder sind der Struktur des zweistöckigen Gebäudes entsprechend in drei Linien, davon eine Sammelalarmlinie, aufgeteilt: Die Melder jedes der beiden Stockwerke gehören jeweils einer eigenen Linie an, während ein Melder im Büro der Kindergartenleitung und die drei Funkhandtaster eine Sammelalarmlinie bilden. Außer den sanitären Räumen und der Küche ist dabei jeder Raum mit einem Melder ausgestattet. Im großen Foyerbereich jedes der beiden Stockwerke sowie im Büro steht jeweils ein Funkhandtaster zur Verfügung.

„Schlägt einer der Rauchwarnmelder Alarm, so löst dies einen Alarm aller Melder der gleichen Linie, also des gleichen Stockwerks, aus“, erläutert Daniel Bolze. „Gleichzeitig wird der Alarm auch an die dritte Linie im Büro der Kindergartenleiterin gesendet, während die Melder im nicht betroffenen Stockwerk stumm bleiben. Wenn man jetzt mit einem Funkhandtaster den Alarm quittiert, verstummen alle Melder bis auf denjenigen, der zuerst ausgelöst hat. So lässt sich der Brandort lokalisieren.“ „Das ist gegenüber unserer vorherigen Lösung ein großer Vorteil“, betont Regina Heitz. „Zwar hatten wir auch bisher funkvernetzte Rauchwarnmelder – im Falle eines Alarms hätten wir diese exakte Brandortlokalisierung per Knopfdruck aber nicht gehabt.“

Absicherung für den Bestand

Im Kindergarten St. Marien in Ballrechten-Dottingen ist der Brandschutz also wieder auf dem neuesten Stand – wie lässt sich das auch für andere Kindertagesstätten in Deutschland sicherstellen? Im Einzelfall müssen für solche Einrichtungen erforderliche Brandschutzmaßnahmen über ein Brandschutzgutachten der örtlichen Feuerwehr oder der Baubehörde geklärt werden. Je nach Art und Größe des konkreten Objekts könnte in diesem Rahmen festgelegt werden, dass das Gebäude flächendeckend mit einer Brandmeldeanlage nach DIN 14675 abgesichert werden muss, oder aber, dass eine Absicherung mit Rauchwarnmeldern nach DIN 14676 erforderlich ist.

Diese sicher für das Gros der KiTas infrage kommende Norm legt Mindestanforderungen für Planung, Einbau, Betrieb und Instandhaltung von Rauchwarnmeldern in Wohnhäusern, Wohnungen und Räumen mit wohnungsähnlicher Nutzung fest. Legt man den gesunden Menschenverstand zugrunde, so kann man zumindest in solchen Kindertagesstätten von einer wohnungsähnlichen Nutzung ausgehen, in denen geschlafen wird, in denen also beispielsweise die Kinder einen Mittagsschlaf halten.

Die bereits in vielen Bundesländern bestehende Rauchwarnmelderpflicht bietet einen guten Ansatzpunkt, auch KiTas mit diesen kleinen Lebensrettern auszustatten. Auch viele Wohnungsbaugenossenschaften und -gesellschaften, die Kindergärten oder KiTas im Bestand haben, können die Umsetzung der Rauchwarnmelderpflicht in ihrem Bestand dazu nutzen, ihre Kindertagesstätten mit Funkrauchmeldern abzusichern und so brandschutztechnisch auf den neuesten Stand zu bringen.

Der Mensch kann im Schlaf keinen Brandrauch ­wahrnehmen, da auch sein Geruchssinn schläft.

Außer den sanitären Räumen und der Küche ist  jeder Raum mit einem Melder ausgestattet.

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