„Zuhause alt werden“-Studie: Was Wohnungsanbieter tun können

Möglichst lange und selbstbestimmt zuhause wohnen, wer möchte das nicht? Doch was kommt auf uns zu, wenn immer mehr Menschen bis ins hohe Alter im Privathaushalt leben? Und was können Wohnungsanbieter tun? Eine neue Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich zeigt konkrete Handlungsmöglichkeiten auf.

Wenn der Mensch älter wird, verändern sich seine Bedürfnisse. Auch beim Wohnen. Barrierefreiheit, ein zuverlässiges Unterstützungsnetz und technische Helfer gewinnen an Bedeutung. Und man möchte möglichst im Quartier wohnen bleiben. Bestehende Wohnungsangebote passen sich jedoch nur selten einer zunehmend älter werdenden Kundschaft an. Eine von der unter Optimierungsdruck stehenden Immobilienbranche bislang noch ungenutzte Chance. Hinzu kommt, dass die Digitalisierung von Liegenschaftsverwaltungen fordert, ihre Tätigkeitsbereiche weiterzuentwickeln. Vor diesem Hintergrund sind Angebote, die das Älterwerden in bereits bestehenden Liegenschaften unterstützen, ein zukunftsweisendes Handlungsfeld für die Wohnungswirtschaft.

Vielseitige Handlungsmöglichkeiten

Die Studie beschreibt zwölf konkrete Massnahmen, wie Wohnungsanbieter das „Zuhause alt werden“ unterstützen können. Diese reichen von Ansätzen, die bauliche Hindernisse abbauen, bis hin zu solchen, die älteren Menschen den Zugang zu passendem Wohnraum erleichtern – und als Nebeneffekt auch den Wohnflächenverbrauch optimieren. Wohnungswechsel beispielsweise können gezielt gefördert bzw. ältere Wohnungssuchende darin unterstützt werden.

Im Bericht dargestellt sind aber auch Massnahmen, die den Wohnalltag im Alter erleichtern und das Leben in den vertrauten vier Wänden sicherer und komfortabler machen. Dazu zählen etwa Hauswarte oder soziale Ansprechpersonen, die zusätzliche Leistungen übernehmen und sich um die ältere Bewohnerschaft kümmern, oder Vorgehensweisen, die Nachbarschaften stärken, wie zum Beispiel Gemeinwesenarbeit, Freiwilligenprojekte oder digitale Nachbarschaftsplattformen.

Thematisiert werden außerdem Möglichkeiten, zusätzliche Serviceangebote bereitzustellen sowie intelligente Haustechnologien und Notrufsysteme zu installieren. 

Zusammenarbeit vieler Akteure notwendig

Die Publikation zeigt auf, wie diese verschiedenen Maßnahmen konkret umgesetzt und miteinander kombiniert werden können und auch, welche Erfolgsfaktoren und Risiken bei der Umsetzung bestehen. Ein besonderer Fokus liegt auf Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Dienstleistern, Altersorganisationen, Gemeinden und den älteren Bewohnern selbst. Denn um das alterspolitische Ziel „zuhause alt werden“ breitenwirksam und qualitätsvoll umzusetzen, ist die Beteiligung aller gefragt.

Weitere Informationen unter www.wohnforum.arch.ethz.ch

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