Verhalten optimistisch: Ziegelindustrie ist auf Kurs

Wer die Klimaschutzziele im Gebäudebereich erreichen will, kommt auch an der Dachsanierung im Bestand nicht vorbei. Eine Studie des FIW München wies 2017 mehr als 10 Mio. sanierungsbedürftige Dächer in Deutschland aus.
Foto: Wienerberger GmbH

Wer die Klimaschutzziele im Gebäudebereich erreichen will, kommt auch an der Dachsanierung im Bestand nicht vorbei. Eine Studie des FIW München wies 2017 mehr als 10 Mio. sanierungsbedürftige Dächer in Deutschland aus.
Foto: Wienerberger GmbH
Die Ziegelindustrie blickt auf ein solides Jahr 2020 zurück. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten hat sich die Bauwirtschaft einmal mehr als Konjunkturlokomotive bewährt.

Dabei hat sich die starke regionale Verankerung als echter Wettbewerbsvorteil erwiesen. Kurze Wege vom Rohstoff bis zur Baustelle sorgen dafür – Abhängigkeiten von internationalen Lieferketten gibt es so gut wie nicht.

Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Frederichs
Foto: BVZi / Christoph Große

Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Frederichs
Foto: BVZi / Christoph Große
Entsprechend geht Dr. Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie (www.ziegel.de), mit verhaltenem Optimismus ins neue Jahr. Hier sein Ausblick:

„Der Begriff Lockdown hat Chancen, zum (Un)Wort des Jahres 2020 zu werden. Für einige Wirtschaftszweige bedeuteten die Maßnahmen im letzten Jahr den kompletten Stillstand. Davon konnte und kann für die Ziegelindustrie keine Rede sein.

Obwohl auch die Bauwirtschaft insgesamt zu kämpfen hat, konnten wir uns erneut als Stabilitätsanker beweisen. Als regional aufgestellte Branche waren wir zu jeder Zeit lieferfähig. Trotz widriger Umstände fallen unsere aktuellen Marktzahlen positiv aus: Hinter- und Vormauerziegel sowie Pflasterklinker verzeichnen aktuell ein solides Wachstum, auch die Produktion von Dachziegeln hat sich mit leichtem Plus gegenüber dem Vorjahr verstetigt. Auch deshalb schauen wir optimistisch und zugleich mit Respekt in das neue Jahr.

Wohnungsbau in Ziegelbauweise ist wirtschaftlich und sorgt für langlebigen, wohngesunden Wohnraum.
Foto: LRZ / Christoph Große

Wohnungsbau in Ziegelbauweise ist wirtschaftlich und sorgt für langlebigen, wohngesunden Wohnraum.
Foto: LRZ / Christoph Große
An Fahrt aufgenommen haben politische Vorhaben, die unsere Branche besonders betreffen, etwa der Green Deal der EU-Kommission, nach dem bis 2050 Klimaneutralität erreicht werden soll. Vor gut zwei Monaten trat das Gebäudeenergiegesetz (GEG) in Kraft. Außerdem hat die Bundesregierung im Juni 2020 neben dem Konjunkturpaket eine langfristige Renovierungsstrategie beschlossen, um den CO2-Verbrauch vor allem im Gebäudesektor zu reduzieren. Auf dieser Basis ist damit zu rechnen, dass die Sanierung im Bestand weiter anzieht, Wachstumsimpulse für die gesamte Branche auslöst und gesamtwirtschaftlich für den dringend benötigten Konjunkturschub sorgt. Umso wichtiger sind zusätzliche Anreize im Rahmen der Förderkulisse, für die wir uns einsetzen.

Die deutsche Ziegelindustrie versteht die Ressourcenwende als zentrales Anliegen zur Erreichung der Klimaschutzziele sowohl im nationalen als auch im europäischen Kontext und leistet dazu einen nicht unerheblichen Beitrag. Beispielhaft dafür stehen die Reduzierung des CO2-Austoßes der Branche (minus 40 Prozent gegenüber 1990), die verstärkte Integration von Recyclingmaterial in den Herstellungsprozess oder die Verknüpfung von Erneuerbaren Energien mit unseren Produkten (etwa durch Aufdach-Photovoltaik-Anlagen auf sanierten oder neuen Steildächern). Zentral für uns bleibt es, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie langfristig zu sichern und uns gegen einseitige staatliche Einflussnahmen zu positionieren. Nachhaltigkeit ist mehr als Klimaschutz, es braucht eine ausgewogene Balance zwischen ökologischen, ökonomischen und sozio-funktionalen Aspekten. Deshalb werden wir im Superwahljahr 2021 den ergebnisoffenen, realitätsbezogenen Austausch mit der gesamten Baubranche, mit Politik und den Verbrauchern intensivieren.

2019 wurden so viele Wohnungen fertiggestellt wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Dennoch fehlt nach wie vor bezahlbarer Wohnraum. Der Bauüberhang wächst, weil Flächen und Kapazitäten fehlen und Genehmigungsprozesse viel zu lange dauern. Der überhitzte Immobilienmarkt kühlt nicht ab, ganz im Gegenteil: Home-Office und Remote-Work verändern Wohnbedürfnisse, das eigene Haus mit Garten ist gefragter denn je und der Bedarf an Wohnfläche pro Person wächst.

Die Folgen der Corona-Pandemie werden uns in den kommenden Monaten noch beschäftigen. Wir Ziegler sind vorbereitet und stellen uns den Herausforderungen. Derzeit entwickeln wir unsere Roadmap 2050, die Strategien, Szenarien und Lösungen zur Erreichung von Klimaneutralität unserer Branche beinhalten wird. Die Vorteile des Baustoffs Ziegel in puncto Nachhaltigkeit und Klimaschutz gegenüber der Politik zu vertreten, ist Schwerpunkt unserer politischen Arbeit. Wir fordern Transparenz ein und das deutliche Bekenntnis zur Technologieoffenheit. Schon in knapp zehn Monaten wird ein neuer Bundestag gewählt, dazu haben wir sechs Landtagswahlen vor uns. Mit Pionier- und Unternehmergeist starten wir in das Jahr 2021: Sicher ist, es gibt ein Leben und Bauen nach Corona.“

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