NRW-Bauwirtschaft: Teils deutlicher Auftragseinbruch in den ersten acht Monaten des Jahres

„Die Corona-Pandemie wirkt sich mittlerweile spürbar auf die Bauwirtschaft in Nordrhein-Westfalen aus. In fast allen Sparten verzeichnet die Branche in den ersten acht Monaten dieses Jahres einen Auftragsrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“ kommentiert Prof. Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbands Nordrhein-Westfalen (www.bauindustrie-nrw.de), die baukonjunkturelle Entwicklung von Januar bis August 2020 in NRW.

„Das trifft nicht nur die Bauwirtschaft, denn Bauinvestitionen haben eine unmittelbare Multiplikatorwirkung für die gesamtwirtschaftliche Produktion und Beschäftigung. Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erzeugen Bauinvestitionen in Höhe von 1 Mrd. Euro gesamtwirtschaftliche Produktionswirkungen von 2,44 Mrd. Euro.“

„Besonders deutlich zeigt sich, dass der Investitionsstopp vieler Unternehmen aus der Industrie und den unternehmensnahen Dienstleistungen zu deutlichen Auftragsrückgängen führt, was sich mittlerweile auch in der Produktion bemerkbar macht“, so Wiemann zum Einbruch im Wirtschaftshochbau von -22,4 % (Bundesweit -9,1%). „Auch im Öffentlichen Hochbau sind die Auftragsvolumina um 8,4 % zurückgegangen, bei gleichzeitig abnehmendem Auftragsbestand unserer Unternehmen. Im Vergleich zum Bundesschnitt von immer noch +3,2 % stehen wir in NRW damit schlechter dar.“

„Im Straßenbau verzeichnen wir einen Rückgang von -4,8 %, gleichzeitig gehen die Baupreise im Straßenbau um -0,9 % zurück, nachdem sie im Zweijahresvergleich noch um +3,6 % gestiegen waren“.

„Lichtblick ist der Wohnungsbau mit +19 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, hier liegen wir in Nordrhein-Westfalen deutlich über dem Bundesschnitt von +4,7 %. Gleichzeitig ist der Anstieg der Baupreise bei Wohngebäuden (Rohbau) gestoppt, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnen wir sogar einen Rückgang von -1 %. Der Flaschenhals beim Wohnungsbau ist und bleibt bezahlbares Bauland.“ Ebenfalls stützend wirkt sich die Auftragslage im Tiefbau (+10,6 %) und im sonstigen Öffentlichen Tiefbau (+13,6 %) aus, auch wenn auch hier der Trend rückläufig ist.

„Unsere Unternehmen haben auch in diesem Jahr ihre Kapazitäten weiter aufgestockt, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,5 % auf 129.634 Mitarbeiter“, so Prof. Wiemann. Damit diese Arbeitsplätze weiterhin sicher bleiben, gelte es, Tempo zu machen: bei der weiteren Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren und bei der Digitalisierung, beim Abbau bürokratischer Hürden und bei der Schaffung von Anreizen für die Wirtschaft. Ihre Forderung: „Die öffentlichen Investitionen in unsere Infrastruktur müssen auf Ebene von Bund, Ländern und Kommunen nicht nur in voller Höhe erhalten, sondern sogar erhöht und auch umgesetzt werden.“ Das entfalte volkswirtschaftlich längerfristige Wirkungen und komme der Wirtschaft und den Menschen im Land zugute.

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