Fertighaushersteller kritisieren die zunehmend schleppenden Baugenehmigungsverfahren

Für jeden neuen Haus- oder Wohnungsbau sowie Anbau an ein bestehendes Gebäude in Deutschland braucht der Bauherr eine Baugenehmigung. Hierfür muss er in schriftlicher Form einen Bauantrag mit allen geforderten Nachweisen und Plänen stellen, der vom zuständigen Bauamt oder der Bauaufsichtsbehörde bearbeitet und bestenfalls im ersten Anlauf genehmigt wird. „Das funktioniert mancherorts gut, vielerorts aber ziehen sich Genehmigungsverfahren zum Nachteil des Bauherrn und des Hausherstellers in die Länge. Das stellen wir gerade in der aktuellen Corona-Krise wieder vermehrt fest“, sagt der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau (BDF, www.fertigbau.de), Hans-Volker Noller. In einem Fünf-Punkte-Papier richtet der BDF jetzt fünf zentrale Appelle für eine starke, nachhaltige und digitalisierte Baubranche an die politischen Entscheidungsträger.  
 
In einer aktuellen verbandsinternen Umfrage unter rund 50 führenden Fertighausherstellern in Deutschland kam heraus, dass zwei Drittel der Unternehmen derzeit mit schleppenden Baugenehmigungen als Auswirkung des Corona-Virus zu tun haben – eine Tendenz, die dem BDF-Präsidenten Sorge bereitet. „Der Fertighausbau hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt: Steigende Marktanteile und gute Umsatzentwicklungen sowie ein Polster von durchschnittlich 50 Wochen bei den Auftragseingängen haben die Herausforderungen der Corona-Krise in unserer mittelständisch geprägten Branche bis jetzt halbwegs abgefangen. Als nachgelagerte Industrie bekommen aber auch wir die Krise und ihre Auswirkungen immer mehr zu spüren. Ausbleibende Baugenehmigungen könnten die Lage schließlich zum Kippen bringen“, sagt Noller, auch vor dem Hintergrund, dass sich die Bauwirtschaft (noch) nicht unter einem staatlichen Schutzschirm befindet.

Weiter führt er aus: „Die Schaffung von Wohnraum darf jetzt nicht einreißen, ebenso wenig dürfen es die Bemühungen um nachhaltiges und klimafreundliches Bauen, wie unsere Hersteller es seit Jahrzehnten mit dem nachwachsenden Baustoff Holz praktizieren. Eine Entbürokratisierung im Mittelstand, unter anderem mit bundesweit einheitlichen Baugenehmigungsverfahren, medienbruchfreier Antragstellung und -bearbeitung sowie einem zentralen, digitalen Datenpool für einen einfachen Austausch zu Planungsständen, kann als Konjunkturmotor beim Haus- und Wohnungsbau dienen.“

Eine Grundvoraussetzung dafür sei allerdings der Breitband- und Infrastrukturausbau, um für Unternehmen, Beschäftigte und Bauherren auf dem Land gleichwertige Verhältnisse zu schaffen wie in der Stadt. „Die vergangenen Wochen zeigen, dass das Beschreiten neuer digitaler Wege möglich und vor allem auch nötig ist. Auch unsere Branche hat sich mit digitalen Lösungen wie Online-Beratungen sowie virtuellen Rundgängen durch Musterhäuser und ganze Musterhausparks auf die Situation eingestellt. Es ist wichtig und richtig, jetzt die nächsten Schritte der Digitalisierung und Entbürokratisierung zu gehen und das Thema Nachhaltigkeit dabei streng zu berücksichtigen“, so Noller.

Einige Fertighaushersteller haben die Informationen und den Dialog rund um den Hausbau bereits so weit für ihre Bauherren digitalisiert, dass sie ihnen eine Smartphone-App zur Verfügung stellen, die alles Notwendige und Wissenswerte umfasst, von Ansprechpartnern und Baufortschritten bis hin zu Nachweisen und Plänen. Noller: „Das sind gute Voraussetzungen, damit der Bauherr auch die Genehmigung zu seinem individuellen Traumhaus einfach und schnell in digitaler Form bekommen und ablegen kann.“

Thematisch passende Artikel:

Darf es ein Stockwerk mehr sein? - Holz-Fertigbauer erschließen Grundstücke auf den Dächern

Die Bundestagswahl im kommenden Jahr wirft ihre Schatten voraus und der Wohnungsmangel in vielen deutschen Städten und Ballungsgebieten ist ein vorherrschendes Thema auf der Agenda. Bislang sind die...

mehr
Ausgabe 05/2012 Software

Mit der App zum Traumhaus

Gute Zeiten für Hausbauer: Betongold ist eine sichere Anlage, die Bauzinsen sind immer noch niedrig – und mit der neuen Hausbau-App von Immonet für das iPad wird die Suche nach dem passenden...

mehr

BDF: Neubau oft günstiger als Sanierung

Auch eine Immobilie kommt irgendwann in die Jahre und muss dann oft aufwändig saniert werden. Bei Häusern aus den 50er, 60er oder 70er Jahren können eine energetische Modernisierung oder ein...

mehr

BDF fordert von der Regierung zügige Umsetzung des Gebäudeenergiegesetzes

Der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) plädiert dafür, dass das geplante Gebäudeenergiegesetz (GEG) als energie- und klimaschutzpolitischer Meilenstein noch in der laufenden Legislaturperiode...

mehr

Schlüsselfertig bauen, stressfrei einziehen: Immobilienmesse home² zeigt Trends bei Fertighäusern

Wer sich den Wunsch vom eigenen Traumhaus erfüllen möchte, hat viele Entscheidungen zu treffen: Soll es ein klassisches Einfamilienhaus sein oder ein moderner Bungalow? Wird eher in...

mehr