Energieberater-Umfrage: Politik setzt auf falsches Vorgehen im Gebäudesektor

Auch im dritten Jahr der Mitgliederbefragung der führenden Energieberaterverbände werden der Status Quo und die Zukunftsaussichten im Gebäudesektor als düster bewertet. Die von der Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen und gesetzten Schwerpunkte halten die Energieberatenden für falsch.

Die Umfrage wurde unter den Mitgliedern des Deutschen Energieberater Netzwerks DEN und des GIH Bundesverbands im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BUVEG) durchgeführt.

„Stillstand bei den energetischen Sanierungen droht“
 
DEN-Vorständin Marita Klempnow: „Wir brauchen dringend klimaresiliente Gebäude. Daher ist es nicht ausreichend nur die Energieträger zu wechseln. Denn so geraten wir in neue Abhängigkeiten und tragen auch noch zur Umweltzerstörung in Drittländern bei. Wir müssen an den gigantischen Ressourcenverbrauch im Gebäudebereich ran. Der Schlüssel dazu ist eine Verstetigung und Entbürokratisierung des Ordnungsrechts und der Förderung, damit die Investitions- und Planungssicherheit für Immobilieneigentümer gesichert werden kann. Die Hinweise aus der Praxis der Energieberatenden dürfen nicht länger ignoriert werden.“

Benjamin Weismann, Geschäftsführer des Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker – Bundesverband (GIH): „Die Umfrage zeigt, dass Energieberatende in der Gebäudehülle den größten Nachholbedarf sehen. Warum verharren in der Einzelmaßnahmen-Förderung der BEG ab 2024 energetische Dämmmaßnahmen bei 15 bzw. 20 Prozent und Heizungen werden mit bis zu viermal so hohen Fördersätzen ausgestattet? Gebäudehülle und Technik sind beide wichtig und sollten gleich gefördert werden. Maßnahmen müssen gemeinsam betrachtet und ganzheitlich umgesetzt werden – idealweise nach einem individuellen Sanierungsfahrplan als Effizienzhaus. Nur so schaffen wir die Energiewende.“

BuVEG-Geschäftsführer Jan Peter Hinrichs: „Die Ergebnisse der Energieberaterumfrage zeigen unmissverständlich, dass die Bundesregierung bei der Modernisierung des Gebäudebestands die falschen Schwerpunkte setzt und diese auch vor Ort nicht greifen. Dass die energetische Sanierung der Gebäudehülle laut den Energieberatern der wichtigste Hebel ist, wird von der Politik ignoriert. Politisches Handeln und die Realität fallen beim Gebäudebestand immer weiter auseinander. Ein Stillstand bei den energetischen Sanierungen droht, was einem Energie- und Klimakollaps gleichkommt.“

Umfrageergebnisse: Vorankommen der Politik insgesamt „schlecht“

Zusammenfassend beurteilen die Energieberatende das Vorankommen der Bundesregierung im Gebäudesektor insgesamt mit fast 70 Prozent als „schlecht“, ebenso meinen rund 70 Prozent, dass bis 2045 Klimaneutralität nicht erreicht werden kann. Dies hat sich über die letzten drei Jahre der Befragung verstetigt. Einhellig bescheinigen die Experten, dass beim Gebäudebestand in Deutschland Maßnahmen an der Gebäudehülle den größten Nachholbedarf haben.

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