Turbo-Impuls für den Wohnungsbau
Serielles, modulares und systemisches Bauen (smsB) ist keine neue Idee, sondern die Weiterentwicklung bewährter industrieller Bauweisen.
Politische Impulse, technologische Fortschritte und die wachsende Bedeutung von Ressourceneffizienz haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass diese Bauweisen heute flexibler, effizienter und vielseitiger einsetzbar sind. Sie verbinden Planungskompetenz, industrielle Vorfertigung und gestalterische Freiheit und eröffnen Investoren, Planern und Bauunternehmen neue Möglichkeiten, Wohnraum schnell, wirtschaftlich und nachhaltig zu realisieren.
Im September 2023 richtete das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) einen Runden Tisch ‚Serielles, modulares und systemisches Bauen‘ sowie eine Geschäftsstelle bei der Bundesstiftung Bauakademie (BSBA) ein.
Der Runde Tisch (https://bundesstiftung-bauakademie.de/arbeitsformate/runder-tisch) dient seitdem als interdisziplinäre Plattform, die praxisnahe Maßnahmenpakete entwickelt, um sms-Bauweisen stärker zu etablieren. Parallel bündelt die Wohnungswirtschaft mit der GdW-Rahmenvereinbarung ‚Serielles und modulares Bauen 2.0‘ 25 innovative Wohnungsbaukonzepte von 20 Anbietern. Diese System- und Modulkonzepte bieten standardisierte Lösungen, erleichtern die Abstimmung zwischen Bauherren, Planenden und Unternehmen, beschleunigen Planung und Bau und senken durch Skaleneffekte die Kosten. Auch der Koalitionsvertrag 2025 sieht im seriellen Bauen ein zentrales Instrument zur Beschleunigung des Wohnungsbaus.
Serielles Bauen ist keine uniforme Massenproduktion mehr, sondern umfasst industrielle und hybride Verfahren, die sich nach Vorfertigungsgrad, Materialität und Flexibilität unterscheiden. Hochintegrierte Planung, digitale Werkzeuge und automatisierte Fertigung ermöglichen hohe Gestaltungsfreiheit und individuelle Anpassung an Standorte und Bauherrenwünsche. Durch die Kombination werkseitiger Vorfertigung mit digitalen Prozessen lassen sich Planbarkeit, Präzision und Effizienz signifikant verbessern. Ökologisch eröffnen sich Potenziale für eine höhere Ressourceneffizienz, CO₂-Speicherung – insbesondere bei der Verwendung von regional erwirtschaftetem Holz – sowie für den Rückbau und die Rezyklierbarkeit. Ökonomisch ermöglichen seriell gefertigte Bauelemente Skaleneffekte und Kostenvorteile, während die parallele Produktion und Montage deutliche Zeitgewinne realisierbar macht.
Die Praxis zeigt die Vielfalt und Weiterentwicklung dieser Ansätze: In Hamburg-Horn entstehen durch zweigeschossige Aufstockungen und fünfgeschossige Anbauten in Holzmodulbauweise sechs erweiterte Mehrfamilienhäuser. Für das SAGA-Pilotprojekt liefert LiWood vorgefertigte Module aus einer mobilen Fertigungsanlage nahe Boizenburg. Die Maßnahme schafft 142 geförderte Wohnungen nach KfW-55-Standard, minimiert die Beeinträchtigung der Bestandsmieter und nutzt lokale Produktion sowie Holz als klimafreundlichen Baustoff zur CO₂-Reduktion (Fertigstellung Anfang 2026).
In Berlin-Adlershof kombinierte das Büro blocher partners mit Diringer & Scheidel im Auftrag der HOWOGE modulare Standardisierung und Quartiersentwicklung. Wenige vordefinierte Module und eine reduzierte Materialpalette erzeugten differenzierte Fassadenbilder sowie gestaffelte Hof- und Straßenräume. In 20 Gebäuden entstanden bis Ende 2022 insgesamt 612 Wohnungen, davon ein Drittel geförderter Wohnraum. Das Konzept nutzt systemische Modulbauweise für städtebauliche Qualität und soziale Durchmischung.
Das 2023 fertiggestellte Ensemble ‚Element & Lingot‘ von Studio Loes ergänzt einen Berliner Blockrand durch einen fünfgeschossigen Innenhofbau und Aufstockungen auf Vorder- und Hinterhaus. Die hybride Konstruktion der Nachverdichtung kombiniert ein äußeres Stahlbetonskelett für Balkone, Laubengänge und Technikschächte mit vorgefertigten Holzmodulen im Baukörper. Als nachhaltig konzipierter Prototyp erfüllt das Projekt KfW-40-EE-Standards und verbindet serielle Produktionslogik mit ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten.
Diese Beispiele zeigen die Bandbreite von smsB. Eine erfolgreiche Anwendung setzt planerische Systemkompetenz, Automatisierung, standardisierte Schnittstellen (BIM) sowie eine abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Bauherren, Planenden und Fertigungsbetrieben voraus. Im Auftrag des BMWSB fördert die BSBA das serielle, modulare und systemische Bauen mit unterschiedlichen Maßnahmen. Im interdisziplinär besetzten „Runden Tisch smsB“ wird seither an praxisgerechten, bezahlbaren, nachhaltigen und baukulturell anspruchsvollen Lösungen für smsB gearbeitet. Über einen öffentlichen Aufruf werden derzeit weitere Best-Practice-Beispiele gesammelt, um erfolgreiche Ansätze sichtbar zu machen. Mehr Informationen unter folgendem Link:
https://bundesstiftung-bauakademie.de/arbeitsformate/runder-tisch
Kontakt:
Bundesstiftung Bauakademie Geschäftsstelle „Serielles, modulares und systemisches Bauen“
Zimmerstraße 67, D-10117 Berlin
Claudia Ollas, Geschäftsstellenmanagerin
Tel.: +49 30 9940596-27
E-Mail: claudia.ollas@bundesstiftung-bauakademie.de
seriellesbauen@bundesstiftung-bauakademie.de
