Digitalisierung

PropTechs: Augen auf bei der Partnerwahl

Die Digitalisierung ist aus der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Einen großen Anteil daran haben PropTechs, die Wohnungsunternehmen mit digitalen Lösungen im Arbeitsalltag unterstützten. Der Erfolg dieser Lösungen stellt sich oft schnell ein, aber ist er auch nachhaltig?

522 – so viele PropTechs zählte das Portal proptech.de Mitte dieses Jahres im DACH-Raum. Im Sommer 2021 waren es noch 489 PropTech-Unternehmen. Der Trend zeigt seit Jahren konstant nach oben. Zwar schaffen es am Ende immer nur wenige Startups sich langfristig als Dienstleister in der Immobilienwirtschaft durchzusetzen, aber die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass sich in einigen Bereichen bereits einzelne PropTechs fest etabliert haben. Das ist gut für die Branche und zeigt, dass die Digitalisierung in den Immobilienunternehmen weiter an Fahrt gewinnt.

Gleichzeitig ist jedoch auch ein Schema zu beobachten, dass genau diese PropTechs, nur kurze Zeit nach der Etablierung in der Branche, von großen Konzernen aufgekauft werden. PropTechs wie FIO Systems, vermietet.de oder Wohnungshelden sind hier nur die jüngsten Beispiele für dieses wiederkehrende Bild. Zwar betreiben die PropTechs nach der Übernahme ihr Geschäft in der Regel weiter, Wohnungsunternehmen stehen dann allerdings vor der Herausforderung, dass sie mit einem Dienstleister, dem Übernahmekonzern, zusammenarbeiten, den sie sich gar nicht ausgesucht haben. Häufig verlassen auch die Gründer nach einer Übergansphase das Unternehmen, was, gepaart mit Gewinnerwartungen des Käufers, zu einer stark abnehmenden Innovationskraft des vormals innovativen PropTechs führt. Aber warum ist das so?

PropTechs sind einfache Übernahmekandidaten

Für die PropTechs ist die Übernahme oft die einzige Möglichkeit, weiter zu überleben. Wollen sie wachsen und weiter innovativ bleiben, sind die Kosten für Software-Entwicklung und für die Unterhaltung des Serviceapparats meist nicht allein zu stemmen. Das liegt auch daran, dass die Ausgaben der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft für Software im Vergleich zu anderen Branchen nach wie vor eher auf geringem Niveau liegen. Hinzu kommt, dass die internationale Skalierung für PropTechs, aufgrund von lokalen Besonderheiten der Branche, sehr schwierig ist. PropTechs stehen somit vor der Herausforderung, dass sie nach einer starken Wachstumsphase, die häufig durch Investoren mit Erzielung von hohen Verlusten finanziert wurde, die Gewinnzone nur mit massiven Kosteneinsparungen erreichen können. Das macht PropTechs zu einfachen Übernahmekandidaten für Konzerne mit schwerwiegenden Konsequenzen für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft: Ihr fehlt der Wettbewerb, was Abhängigkeit von wenigen großen Akteuren bringt.

Von der Speziallösung zum ganzheitlichen Lösungsanbieter

Für PropTechs, die weiter eigenständig agieren und ohne Konzern überleben möchten, gibt es allerdings auch einen Ausweg. Um der Kosten/Gewinnfalle zu entkommen und Skaleneffekte nutzen zu können, müssen sie ihr Produktportfolio weiterentwickeln. Weg von der einen Speziallösung, hin zu einem ganzheitlichen Lösungsansatz mit verschiedenen Produkten. Dies kann sowohl aus der eigenen Produktentwicklung getrieben werden als auch durch Merger und Akquisitionen zwischen PropTechs. So sind bereits in anderen Branchen erfolgreiche eigenständige Software-Konzerne entstanden, die als Startup in einer traditionellen Branche begonnen haben.

Auch dieser Trend hat in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft bereits begonnen. So hat die Hamburger Immomio GmbH diesen Weg beschritten. Vom Spezialisten für die digitale Vermietung hat sich das Unternehmen zur 360-Grad-Plattform für die Wohnungswirtschaft entwickelt. Mit der eigenen Mieterapp, einem Vermietungs- und Verkaufsportal oder ihrem Neubau- und Projektportal können die Hamburger mittlerweile den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie digital abbilden.

Weiter ist es Immomio gelungen, ein breites Partnernetzwerk aufzubauen, die ergänzende digitale Lösungen anbieten, und Schnittstellen zu allen gängigen ERP-Systemen zu etablieren. Die bilden die Basis für eine erfolgreiche und langfristige Anerkennung als Dienstleister für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Die Unabhängigkeit von ERP-Anbietern sichert Wohnungsunternehmen die langfristige Flexibilität bei der Wahl des ERP-Systems und Kontinuität mit Immomio als Partner.

Stimmt die langfristige Vision?

Die Beispiele verdeutlichen: Bei der Wahl von Dienstleistern zur Unterstützung bei Themen rund um die Digitalisierung sollten Wohnungsunternehmen verstärkt auf die langfristige Vision der Dienstleister, deren Innovationskraft sowie auf deren Wirtschaftlichkeit schauen. Ist der Dienstleister mit seinem Produktangebot in der Lage, langfristig eigenständig am Markt zu agieren? Verfolgt er eine offene Schnittstellenstrategie, um die Abhängigkeit von bestimmten Dienstleistern zu vermeiden? Wie hat sich das Produkt in den letzten Jahren weiterentwickelt und investiert der Dienstleister weiter in die Produktentwicklung? Wohnungsunternehmen, die diese Fragen vor der Zusammenarbeit für sich beantworten, sind auf der sicheren Seite. Sie investieren in ihre Digitalisierungsstrategie und laufen nicht Gefahr, sich von einem Akteur abgängig zu machen.

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