Wärmepumpen

Klimafreundlich eingeheizt: Wohnungen in Getreidesilos

Der Projektentwickler Thomasblock aus Langenhagen bei Hannover revitalisiert derzeit zwei ehemalige Getreidesilos am Magdeburger Hafen zu Wohnungen und Gewerbe. Um den Effizienzhaus-Standard 40 EE zu erreichen, kommt eine Wärmepumpenlösung ohne Redundanz-Gaskessel zum Einsatz. Damit das Konzept nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich interessant ist, nutzt der Bauherr das Energiedienstleistungs-Modell des Mannheimer Energieunternehmens MVV.

Auf dem Gelände des ehemaligen Industriehafens in Magdeburg entsteht derzeit ein neues, modernes Wohnquartier. Herausragende Gebäude im wahrsten Sinne des Wortes sind zwei Silos, die 1939 als Speicher für Getreide und Futtermittel, Zucker und Salz errichtet worden waren. Sie werden aktuell vom Bauherrn Thomasblock – die Namensgebung ist ausgehend vom Thomasblock in Oldenburg – im Einklang mit der historischen Bausubstanz kernsaniert. Auf 15 Geschossen bietet dann jedes Gebäude Platz für 116 Wohnungen und 15 Gewerbeeinheiten. 

Damit die Gebäude der Effizienzhausklasse 40 EE (EH 40 EE) entsprechen, musste auch die Wärmeversorgung die damit verbundenen primärenergetischen Vorgaben erfüllen. „Dass diese Vorgaben tatsächlich eingehalten werden, lässt sich gegenüber der KfW mit einem Energiedienstleister einfacher nachweisen“, erläutert Gregor Breschke, Mitgesellschafter von Thomasblock. Für ein Energiedienstleistungs-Modell sprachen außerdem auch wirtschaftliche Gründe: Der Bauherr kann die Anlagen damit ohne Investitionskosten realisieren, die künftigen Bewohner profitieren von attraktiven und langfristig planbaren Konditionen.

Nach einer deutschlandweiten Suche und Gesprächen mit mehreren Anbietern, entschied sich Thomasblock für MVV (www.mvv.de). Das Dienstleistungspaket beinhaltet die Planungs- und Konzeptionsunterstützung sowie den Bau der Anlage inklusive aller Investitionskosten. Für die kommenden 15 Jahre sichert MVV einen attraktiven Abgabepreis zu und kümmert sich um die Betriebsführung und Wartung der Anlage. „So einen langfristigen Partner sollte man sich gut aussuchen. Deshalb war es uns wichtig, dass nicht nur das Angebot stimmt, sondern dass es auch menschlich passt“, erklärt Gregor Breschke. „Die Gespräche mit dem MVV-Team waren immer sehr angenehm und zielführend.“

Suche nach der optimalen Wärmelösung

Die Kernsanierung des ersten Gebäudes hatte zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen. Weil sich die Silos auf einer Halbinsel der Elbe befinden, bestand die erste Idee von Thomasblock darin, die Wärmeversorgung mit einer Flusswasser-Wärmepumpe zu realisieren. Aufgrund der Detailplanungen durch MVV zeigte sich jedoch, dass der Wärmekollektor weiter in der Flußmitte hätte positioniert werden müssen als ursprünglich angenommen. Dadurch wären deutlich mehr genehmigungsrechtliche Auflagen zu erfüllen gewesen, was die Planung erschwert und die Kosten erhöht hätte. 

Deshalb eruierte MVV, welche alternativen Lösungen technisch noch möglich waren, und stellte sie mit ihren wirtschaftlichen Kennzahlen transparent gegenüber. „Die Konzeptphase war optimal, denn wir haben ganz klar gesehen, dass auch Geothermie für die Gebäude in Magdeburg keine sinnvoll Lösung darstellt, sondern nur eine Luft-Wasser-Wärmepumpe alle Anforderungen erfüllt“, schildert Gregor Breschke.

Klimaneutrale Lösung für Wärme und Warmwasser

In enger Zusammenarbeit mit dem Energieeffizienzexperten von Thomasblock hat MVV das technische Konzept für die Wärmeversorgung erarbeitet. Es besteht aus einer zentralen 400-kW-Wärmepumpe, welche die Wärme für beide Gebäude bereitstellt. Sie erwärmt das Wasser auf die für das Niedertemperatur-Wärmenetz ausreichende Vorlauftemperatur von 35 °C. Die Anlage besteht aus mehreren Verdichtern, die je nach Wärmebedarf zugeschaltet werden können. Dadurch arbeitet sie bei jedem Wärmebedarf hocheffizient. 

Die Warmwasserbereitung sollte ebenfalls zentral erfolgen, weil die Kernbohrungen hierfür bereits erfolgt waren. Theoretisch wäre es möglich gewesen, das Wasser hierfür mit der Luft-Wasser-Wärmepumpe auf 60 °C statt nur auf 35 °C zu erhitzen. Doch MVV plante eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe als Booster in jedem Gebäude ein, weil der Wirkungsgrad dieser Lösung deutlich höher ist. 

Das Besondere dieser Wärmeanlage: Trotz ihrer Größe kommt sie ohne Gaskessel als Redundanz aus. Bedenken, dass einmal nicht genug Wärme zur Verfügung stehen könnte, hat Gregor Breschke nicht: „In Deutschland gelten Luft-Wärmepumpen als innovativ. Doch wer vor 20 Jahren in den nordischen Ländern Urlaub gemacht hat, weiß, dass diese Technik dort schon damals zum Einsatz kam. Für uns gilt sie deshalb als sehr erprobt und skalierbar. Außerdem garantiert MVV die Wärmebereitstellung.“ 

Die Planung des Pufferspeichers erwies sich allerdings als Herausforderung, weil der Wassertank so dimensioniert werden musste, dass er durch das bestehende Treppenhaus und in die vorhandenen Räume passt.

Wirtschaftlich und effizient 

Die gesamte Anlage wird zu 100 % mit Grünstrom betrieben, sodass sie klimaneutral arbeitet und die primärenergetischen Anforderungen des Effizienzhaus-Standard 40 EE erfüllt.

Das Energiedienstleistungs-Modell sorgt naturgemäß dafür, dass die Wärmeerzeugung immer so effizient wie möglich geschieht. Denn je effizienter die Anlage arbeitet, desto eher rechnet sich das Projekt für den Energiedienstleister. „Beim nächsten Projekt ohne Stadtwerke-Bindung würden wir MVV sofort wieder einbinden“, so Gregor Breschke.

2026 sollen beide ehemaligen Silo-Gebäude am Magdeburger Hafen bezugsfertig sein. Die Wohnungen bleiben im Bestand von Thomasblock und werden vermietet.

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