Forschung und Empfehlungen vom AMEV für die Praxis

Neues aus dem Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwaltungen.

Forschungsprojekt „Technisches Monitoring“

Seit einigen Jahren arbeitet der AMEV zusammen mit Dr.-Ing. Stefan Plesser (Steinbeis-Innovationszentrum SIZ / TU Braunschweig) an dem Thema Technisches Monitoring (TMon). Bei dem aktuellen Forschungsvorhaben des SIZ „TMon – Wissenschaftliche Evaluation von Leistungen zum Technischen Monitoring und Inbetriebnahmemanagement-IBM“ ist der AMEV assoziierter Partner. 

Im Rahmen dieses Forschungsprojektes (www.qualitätsmanagement-für-gebäude.de) führt das SIZ gemeinsam mit der Hochschule Biberach und der TU Braunschweig eine Umfrage durch, mit der ein Überblick geschaffen werden soll, in welcher Art und Umfang Qualitätsmanagement-Services in Planung, Bau und Betrieb von Gebäuden aktuell umgesetzt werden. Aufgerufen sind alle Akteure und Beteiligte rund um den Bau und Betrieb von Gebäuden.

In den letzten Jahren wurden verschiedene Instrumente entwickelt und eingeführt. Beispielhaft können hierzu die VDI 6039 Inbetriebnahmemanagement sowie die VDI 6041 Technisches Monitoring genannt werden. Der AMEV hat auf dieser Grundlage die Empfehlung „Technisches Monitoring als Instrument zur Qualitätssicherung“ 2017 veröffentlicht, die vom Bundesbauministerium für den zivilen Bundesbau eingeführt und zwischenzeitlich auch von vielen Ländern und Kommunen übernommen wurde.

Der AMEV hat für den Gebäudetechnikbereich in den zurückliegenden Monaten wieder einige neue Empfehlungen veröffentlicht. 

Wartungsvertrag Instand BHKW

Der AMEV hat das Vertragsmuster Wartung, Inspektion und Instandsetzung von Blockheizkraftwerken aus dem Jahr 2020 evaluiert und mit der Fassung vom März 2023 ersetzt.

Unified Communication - UC

Die AMEV-Empfehlung „Unified Communications - Planung, Installation und Betrieb von Systemen zur Übertragung von Sprache, Video und Zusatzdiensten über IT-Netzwerke in öffentlichen Gebäuden“ ist eine völlig neue Empfehlung des AMEV-Fernmeldeausschusses. Diese ersetzt die Empfehlung „TK 2019“ und integriert aufgrund der fortgeschrittenen Umstellung der öffentlichen Telekommunikationsnetze auf die Internet-Protokolle (TCP/IP) die Empfehlung „NGN 2017“.

VoIP als Teil eines immer komplexer werdenden Gesamt-IT-Systems muss sehr sorgfältig geplant und vorbereitet werden. Bei einem Technologie-Umstieg ist mehr Zeit und Aufwand erforderlich, als bei bisherigen Planungen und Beschaffungen klassischer TK-Anlagen. Es müssen wesentlich mehr Stellen (IT-Abteilung, IT-Sicherheitsbeauftragter, Datenschutz-beauftragter, Betriebs-/Personalrat etc.) an der Planung beteiligt und eingebunden werden. Die Abstimmungen sollten zielorientiert, aber ergebnisoffen erfolgen. Eine umfangreiche Vorbereitung führt zu einer wirtschaftlich sinnvollen und nachhaltigen Lösung der IP-Netz-integrierten Kommunikationsanwendung.

Dabei stellt der Sprachdienst einen integralen Bestandteil einer VoIP-Serviceinfrastruktur dar, welche weitere Zusatzanwendungen und Dienste aus der Netzwerkwelt bereitstellt. Andere Netzfunktionen werden zwingend benötigt um die Kommunikationsanwendung als solche zu etablieren. Dies führt letztendlich zu einer einheitlichen Kommunikationsplattform (Unified Communication) welcher der Namensgebung dieser Empfehlung zugrunde liegt. Mit der vorliegenden UC (Stand 2023) wird der technischen Entwicklung hin zur Bereitstellung von Diensten in paketvermittelten IP-Netzen Rechnung getragen.

Gebäudeautomation - GA

Die neue Empfehlung Gebäudeautomation ersetzt die Fassung aus dem Jahre 2019. Der AMEV hat seine überarbeitete Empfehlung zur Gebäudeautomation so erweitert, dass ausgehend vom aktuellen Stand des GA-Einsatzes, der auch klassische GA-Installationen aus der Zeit der letzten Jahrzehnte umfasst, nun auch aktuelle neue technologische Entwicklungen berücksichtigt werden. Das ergibt eine große Bandbreite der Darstellung, die auch in der Arbeitsgruppe zu lebhaften Diskussionen geführt hat. Zu neu oder zu alt waren oft die Gegensätze in der Argumentation. Den gemeinsamen Nenner zu finden war nicht immer leicht, doch mit dem Ziel vor Augen, das Verständnis für die Gebäudeautomation zu verbessern und praktische Hilfestellung in der Anwendung und insbesondere der Entscheidungsfindung in diesem Bereich zu geben, hat es funktioniert. 

Die Empfehlung richtet sich wie bisher an die für das Planen und Bauen zuständigen TGA-Fachleute und insbesondere auch an diejenigen, die GA-Systeme betreiben. Sie baut auf den langjährigen Erfahrungen der öffentlichen Verwaltungen auf, enthält aber auch Wissen aus Planung und Betrieb. Wesentliche Grundlagen wie die DIN EN ISO 16484 sowie die VDI 3814 werden aktuell überarbeitet bzw. wurden in Teilen neu herausgegeben. In einigen Themenbereichen sind die Dinge daher im Fluss und abschließende Aussagen nicht möglich. Hier kann aber auf die einschlägigen Richtlinien und Informationsportale verwiesen werden. Eine Anpassung dieser AMEV-Empfehlung an neue Entwicklungen ist seitens der beteiligten Arbeitsgruppe auch als andauernde Aufgabe bereits verstanden worden. Anforderungen an die Gebäudenutzung und die Leistungsfähigkeit der zugehörigen Gebäudetechnik haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Das betrifft insbesondere Fragen der Nachhaltigkeit und der Flexibilität. 

Die weiter fortschreitende Digitalisierung nahezu aller Lebensbereiche führt zu neuen Möglichkeiten und Anforderungen. Auch wenn der Einsatz digitaler Technik in Form von Gebäudeautomation (GA) prinzipiell nichts Neues darstellt – DDC-Technik steht für Direct Digital Control und ist ungefähr seit Anfang der 1980er Jahre im Einsatz – sind die aktuellen Entwicklungen doch von einer anderen Qualität und Quantität. Kommunikationstechnik ist mittlerweile bereits in vielen preisgünstigen Geräten und Bauteilen wie beispielsweise Lampen integriert. Automation bewegt sich dadurch immer schneller auch in den Wohnungsbereich hinein. Auch wenn die Grenzen mittlerweile nicht mehr so eindeutig sind wie früher, ist Gebäudeautomation überwiegend verbunden mit dem Einsatz hochkomplexer und anspruchsvoller technischer Gebäudeausrüstung (TGA), deren Komponenten intelligent gesteuert und vernetzt werden müssen. Die Fortschritte in der Informationstechnik verschaffen GA-Systemen immer vielfältigere Möglichkeiten zur Verbesserung des Gebäudenutzens. GA-Systeme mit standardisierten Kommunikationsschnittstellen erleichtern die Integration unterschiedlicher Bausteine in einem GA-System und den Datenaustausch mit anderen für den Gebäudebetrieb erforderlichen Systemen. 

Auf dieser Basis und unterstützt durch frühere AMEV-Empfehlungen haben insbesondere die öffentlichen Verwaltungen bereits vor Jahren mit dem Aufbau von liegenschaftsübergreifenden Facility-Management-Systemen für ihren Gebäudebestand begonnen. Aktuelle Entwicklungen verzahnen Automations- und Informationstechnik immer mehr und immer intensiver. Begriffe wie das Internet of Things (IOT), Künstliche Intelligenz (KI), Virtuelle Realität (VR) tauchen hier auf und werden zunehmend mit der Gebäudeautomation verbunden, verändern diese oder führen in der Zukunft vielleicht auch zu ganz anderen Lösungsmöglichkeiten, als die, die wir kennen. Die immer stärker werdende Bedeutung der Informationstechnik mit weltweiten und permanenten Zugriffs- und Kommunikationsmöglichkeiten beinhaltet aber auch Gefahren beispielsweise durch Cyber-Angriffe, wie sie in der früheren weitgehend abgeschotteten und verkabelten GA-Welt undenkbar waren. Investitionen in Gebäudeautomation sind unabhängig von den genannten schnellen technischen Veränderungen eher längerfristig angelegt.

Ausblick

In der zweiten Jahreshälfte 2023 folgen noch die Empfehlungen „Beleuchtung“, „RLT-Anlagen“ und „Inbetriebnahmemanagement“.

Weitere Infos unter www.amev-online.de

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