Hochwertige Bildungsbauten

Flexibel bleiben in turbulenten Zeiten

Die Stadt Gelsenkirchen wächst – und mit ihr auch der Bedarf an Grundschulplätzen. Um schnell zusätzlichen Raum zu schaffen, setzte die ggw GmbH, eine Tochter der Stadt Gelsenkirchen, im Auftrag der Gelsenkirchener Entwicklungsgesellschaft mbH (GE GmbH) im Jahr 2024 auf zwei besonders flexible Schul-Erweiterungsbauten.

Sie entstanden in der neuen Produktlinie ProCOMFORT – einem hoch standardisierten Modulbau-System, mit dem FAGSI innerhalb der ALHO-Gruppe gezielt die Brücke zwischen ihrem klassischen Containerbau als temporärerer und der ALHO-Modulbauweise als dauerhafte Gebäudelösung schlägt. Das Ergebnis: maximale Flexibilität und Mobilität bei gleichzeitig hoher Bauqualität – ideal für den dynamischen Bildungsalltag.

Deutschlands Schullandschaft hinkt noch hinterher

Laut KfW-Kommunalpanel 2024 liegt der Investitionsstau bei Bildungsbauten in Deutschland inzwischen bei rund 55 Mrd. Euro – allein 42,8 Mrd. entfallen auf Schulen. Das Problem des Rückstands ist seit über einem Jahrzehnt bekannt, doch seine systematische Auflösung blieb bislang aus: Veraltete Gebäude, mehr Schüler, Ganztagsanspruch, Digitalisierung und neue Auflagen treffen auf Personalmangel, hohe Baukosten und langwierige Verfahren – auch Gelsenkirchen steht vor der Frage: „Wie jetzt schnell und sinnvoll handeln?“

Gelsenkirchen baut flexibel in die Zukunft

Mit ihrer Schulbauoffensive reagiert die Stadt auf die steigenden Schülerzahlen ebenso wie auf in die Jahre gekommene Schulgebäude. Bestandschulen sollen modernisiert, erweitert – und bei Bedarf schnell neu gebaut werden. „Bildung ist die Grundlage für die Zukunft unserer Stadt“, betont Oberbürgermeisterin Karin Welge. Bei der Realisierung von Bildungsbauten rücken vermehrt modulare Bauweisen in den Fokus: Sie sind schnell realisierbar, hochwertig, bei Bedarf rückbaubar und an anderer Stelle wieder nutzbar – ideal für temporäre Lösungen auf Übergangsflächen oder während Sanierungen.

Exakt für Bauaufgaben wie diese, wurde das neue ProCOMFORT-System von FAGSI auf den Markt gebracht. Es wurde 2024 in Gelsenkirchen erstmals in seiner jetzigen, weiterentwickelten Form eingesetzt: An der Turmschule (Schonnebecker Straße) entstand ein zweigeschossiger Erweiterungsbau mit rund 800 m² BGF aus insgesamt 18 vorgefertigten ProCOMFORT Einzelmodulen, an der Mechtenbergschule (Danziger Straße) eine eingeschossige Lösung mit rund 600 m², für die 14 Module verbaut wurden. Die Gebäude bieten zusammen Platz für rund 200 Grundschulkinder und ihre Lehrkräfte.

Schnell gebaut, durchdacht geplant

Beide Erweiterungsgebäude wurden von der ggw GmbH als Kaufobjekte beauftragt – und von Beginn an konsequent auf spätere Demontage und Wiederverwendung ausgelegt. Die Projektsteuerung übernahm das erfahrene Ingenieurbüro Baubetreuung Schäf GmbH (BBS; Niederlassung Gelsenkirchen). Es verantwortete auch die Entwurfsplanung auf Grundlage eines sogenannten „Raumbuchs“, das die Stadt Gelsenkirchen allen Teilnehmern des Wettbewerbs zur Verfügung gestellt hatte. Gefordert waren klassische Flurschulen – besondere pädagogische Konzepte wie Cluster- oder Lernlandschaften waren in diesem Fall nicht Bestandteil der Ausschreibung.

Die Ausschreibung für beide Gebäude erfolgte als beschränktes Verfahren mit Teilnahmewettbewerb – den Zuschlag erhielt FAGSI. Das erfahrene Unternehmen für mobile Räume brachte nicht nur das neue ProCOMFORT-System ein, sondern übernahm auch die Ausführungsplanung und unterstützte die Genehmigungsverfahren, während BBS federführend blieb. Erdarbeiten, Fundamente und Teile der Außenanlagen wurden ebenfalls von FAGSI koordiniert.

Mitten in der Stadt zu bauen, brachte noch weitere Herausforderungen mit sich, wie Philip Hombach, der Projektverantwortlicher bei FAGSI, berichtet: „Der Bau der Gebäude erfolgte während des laufenden Schulbetriebs, was insbesondere an der Schonnebecker Straße, wo das Baufeld im Schulhof der Bestandsschule lag, hohe Anforderungen an Sicherheit und Logistik stellte. So mussten unter anderem eine Verkehrsinsel entfernt und zwei Spezial-Kräne sowie mehrere Transportfahrzeuge eingesetzt werden, um die Module auf engstem Raum sicher zu verladen und montieren zu können.“

Baurechtlich korrekt, technisch anspruchsvoll

Das ProCOMFORT-System erfüllt die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) für dauerhafte Bauten und bieten mit F30-Brandschutz den baurechtlich notwendigen Sicherheitsstandard für die schulische Nutzung. Realisiert wurden die Projekte im Rahmen des regulären Baurechts – jedoch nicht ohne zusätzliche Auflagen. Da für das neue FAGSI ProCOMFORT-System zum Zeitpunkt der Planung noch keine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) vorlag, musste für jedes der beiden Vorhaben separat ein Antrag für eine sogenannte „vorhabenbezogene Bauartgenehmigung“ gestellt werden.

Diese Form der Genehmigung ermöglicht es Bauherren, Gebäude auch mit ungeregelten Bauprodukten oder Bauarten, wie dies beim Modulbau der Fall ist, zu realisieren. Solche Verfahren binden alle Beteiligten in ein anspruchsvolles Abstimmungsverfahren mit individueller Einzelfallprüfung ein. Sie wurden begleitet durch zusätzliche brandschutztechnische Anforderungen, etwa durch Brandschutzverkleidungen der tragenden Bauteile sowie bauliche Rettungswege. Alle Maßnahmen wurden projektbezogen eng mit den Behörden abgestimmt. Alle dafür notwendigen Unterlagen – inklusive der Grundrisse, der Anlagentechnik und des detaillierten Brandschutzkonzepts – wurden von FAGSI erstellt.

ProCOMFORT-Module zeichnen sich durch einen hohen Vorfertigungsgrad innerhalb eines vordefinierten Typenprogramms aus, lassen jedoch individuelle Anpassungen an Bauherrenwünsche zu: So punkten die Schulen in Gelsenkirchen mit hochgedämmten Putzfassaden und biodiversitätsfördernden Gründächern mit aufgesetzten PV-Anlagen. Außerdem wurden in jedem Klassenraum dezentrale Lüftungsgeräte für ein gutes Raumklima verbaut – laut Projektbeteiligten eine spezifische Anforderung der Stadt, die jedoch aufgrund der Modulhöhe nur mit sichtbaren Geräten realisiert werden konnte.

Die steckerfertige Elektroinstallation mit vorkonfektionierten Leuchten wurde in sichtbaren Kabelkanälen, die Versorgungsleitungen der koppelbaren Fußbodenheizungen auf Basis von Wärmepumpen in demontierbaren Sockelleisten verlegt. Alle Montagepunkte für die technischen Anschlüsse von Heizung, Wasser und Strom wurden bereits in der Planungsphase von FAGSI integriert – perfekt für eine bei Bedarf ebenso schnelle und ressourcenschonende Demontage.

Das war an der Schonnebecker Straße besonders wichtig: Denn dort muss das Bauwerk nach fünf Jahren wieder weichen, weil es auf dem Schulhof der Bestandsschule errichtet wurde. An der Danziger Straße hingegen bleibt die neue Schule dauerhaft stehen, dort wurde ein ungenutzter Grünstreifen auf dem Schulgelände zum Bauplatz.

Zwei Projekte, ein System

ProCOMFORT zeigt, wie flexibler Schulbau heute geht und wie temporäres serielles Bauen und schnelle Ergebnisse mit hoher Bauqualität, Effizienz und Nachhaltigkeit kombiniert werden können: Von Auftrag bis Übergabe der beiden Gebäude vergingen jeweils nur zehn Monate. „Die Zusammenarbeit mit der ggw GmbH und FAGSI war durchgehend kooperativ und konstruktiv, sodass wir mit beiden Gebäuden im Zeitplan bleiben und termingerecht übergeben konnten“, berichtet Guido Molitor, Geschäftsführer von BBS. Das war ein besonders wichtiges Kriterium vor allem für die Schule an der Schonnebecker Straße – sie musste pünktlich zum Schuljahr 24/25 nutzbar sein.

Nach Fertigstellung wurden die Gebäude von der Stadt als Nutzerin übernommen. Gemeinsam mit einem dritten Projekt an der Schultestraße, das parallel in ALHO-Modulbauweise realsiert wurde, entstanden so in kürzester Zeit insgesamt 18 neue Klassenräume in Gelsenkirchen: „Das entspricht in Summe der Errichtung einer vierzügigen Grundschule und ist darum für die Stadt ein sehr wichtiges Projekt“, freut sich Harald Förster, Geschäftsführer der ggw GmbH, bei einem Ortstermin.

Dauerhaft auf Zeit? Das System ProCOMFORT im Überblick

Mit dem neuen System ProCOMFORT überträgt FAGSI den Ansatz des nachhaltigen, kreislaufgerechten Container-Baus konsequent auf die hochwertige und architektonisch anspruchsvolle Modulbauweise: Die hohen Anforderungen an dauerhafte Gebäude werden mit der Flexibilität eines Bausystems für den temporären Einsatz kombiniert. In der Entwicklung der FAGSI ProCOMFORT-Reihe war es daher besonders wichtig, dass die Gebäude nach einer Nutzungsdauer von fünf bis zehn Jahren rückstandlos zurückgebaut werden können.

Lösbare Verbindungen wie das Verschrauben der Module, Stecksysteme bei der Elektrik und ein hoher Vorfertigungsgrad bei Heizungs- und Sanitärinstallationen unterstützen diesen Ansatz der Kreislaufwirtschaft. Die Plug-and-Play-Systeme, die gemeinsam mit namhaften Partnern wie Wago für die Elektroinstallationen, Hager für die Brüstungskanäle, Maincor für die Fußbodenheizung oder REHAU für die modularen Sanitärinstallationen entwickelt wurden, ermöglichen nicht nur eine einfache Integration der Technik, sondern auch die problemlose Demontage oder den flexiblen Umbau.
Das umfangreiche Typenprogramm ermöglicht es, kundenindividuelle Gebäude wirtschaftlich und nachhaltig zu realisieren. Nach der Standdauer können die Module für den nächsten Einsatz aufbereitet und wiederverwendet werden.

Auch Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge zeigte sich in der lokalen Berichterstattung beeindruckt: „Die schnelle Fertigstellung dieser modernen Schulgebäude ist ein weiteres positives Ergebnis unseres straffen Plans. Neue Bildungsplätze sind elementar: Wir wollen in Gelsenkirchen eine moderne Lehr- und Lernumgebung schaffen und dabei keine Zeit verlieren. Auf dem Weg dahin ist uns mit diesen Schulen ein wichtiger Schritt gelungen.“

Weitere Informationen


FAGSI Vertriebs- und Vermietungs-GmbH
Juliane Brendebach, Bereichsleitung Marketing
Postfach 1151, 51589 Morsbach
Telefon +49 (0)2294 696 177
marketing@fagsi.com | www.fagsi.com

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