Einbau trotz schwieriger Statik
Beim Umbau eines Zweifamilienhauses konnte mit einem Fußbodenheizungssystem trotz schwieriger Deckenstatik ein hochbelastbarer Aufbau realisiert werden. Er sorgt nicht nur für warme Räume, sondern auch für einen guten Trittschallschutz. Um eine hohe Wärmeentwicklung zu vermeiden, wurde eine Sonderlösung entwickelt.
Sanierung oder Neubau? In der Vergangenheit fiel die Entscheidung häufig zugunsten eines Neubaues aus. Mit zunehmender Sensibilität für Nachhaltigkeit entscheiden sich heute viele Bauherrn für eine Sanierung. Abgesehen davon, dass Altbauten oft einen besonderen Charme haben, den ein Neubau nur schwer erreichen kann, bietet eine Sanierung den Vorteil, dass vorhandene Strukturen und Materialien weiter genutzt werden können. Das schont natürliche Ressourcen, spart Energie und reduziert den CO2-Ausstoß.
Dabei ist es heute kein Problem, Altbauten mit energetischen Verbesserungen wie einer Außendämmung, neuen Fenstern und Türen oder einer modernen, umweltfreundlichen Heizungsanlage auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Im Vergleich zum Abriss ist dies oft die nachhaltigere Option, da der Bedarf an neuen Baustoffen reduziert und Abfall vermieden wird.
In einer kleinen oberbayrischen Gemeinde hat sich jetzt eine junge Familie genau dafür entschieden und ein Zweifamilienhaus aus den 1960er Jahren in ein Einfamilienhaus mit modernstem Komfort umgebaut. Dabei wurde die ursprüngliche Raumaufteilung weitgehend beibehalten und nur wenige Innenwände entfernt. Zusätzlicher Raum konnte durch eine Aufstockung geschaffen werden, bei der das klassische bayerische Landhaus um ein drittes Stockwerk in Holzbauweise erweitert wurde.
Ein Schwerpunkt der Umbaumaßnahmen lag auf der energetischen Sanierung. So wurden moderne Fenster und Türen mit hochwertiger Isolierverglasung eingebaut. Alle Außenwände des massiven Bestandsgebäudes erhielten einen Vollwärmeschutz. Die alte Ölheizung wurde durch eine Wärmepumpe ersetzt. Der Einbau einer effizienten Fußbodenheizung war nur ein logischer Schritt.
Herausforderung schwierige Deckenstatik
Die Planung der Fußbodenheizung stellte eine besondere Herausforderung dar. Entsprechend dem gehobenen Anspruch des Objektes sollten die Böden zusätzlich mit einem erhöhten Trittschallschutz ausgestattet werden. Grundsätzlich kein Problem: In Verbindung mit einer entsprechenden Rohdeckenbeschwerung lassen sich mit jeder Deckenkonstruktion hervorragende Tritt- und Luftschallwerte erzielen. Denn je höher die Masse, desto schwerer reagiert die Decke und desto geringer ist die Schallübertragung. Eine einfache Möglichkeit bei Renovierungen, den Trittschallschutz deutlich zu verbessern, ist der Einbau von Schüttungen, die das Gewicht der Rohdecke erhöhen.
Hierbei muss jedoch die Statik der alten Deckenkonstruktion berücksichtigt werden, die in diesem Fall nur eine begrenzte Tragfähigkeit aufwies. Gesucht wurde daher eine Lösung mit relativ geringem Flächengewicht, die dennoch die Anforderungen an den Trittschall-, Wärme- und Brandschutz erfüllt und idealerweise keine langen Trocknungszeiten erfordert, um den vom Bauherrn gewünschten zügigen Baufortschritt zu gewährleisten.
Lösung Trockenestrich
Abgesehen davon, dass die Verarbeitung von Nassestrichen im Bestand wegen des hohen Feuchteeintrags immer heikel ist, kamen für Architekt Michael Gartner aus Rosenheim vor diesem Hintergrund von Anfang an nur Trockenestrichsysteme in Frage. Sie punkten mit einem geringen Flächengewicht. Je nach Fabrikat, Aufbau und System sind im Trockenbau Flächengewichte ab 23 kg/m² möglich. Bei herkömmlichen Nassestrichen muss dagegen mit einem Gewicht von 100 bis 120 kg/m² gerechnet werden. Das entspricht in etwa dem Unterschied zwischen einem Kleinwagen und einem Transporter oder - bei einer Fläche von 25 m² - einer Mehrbelastung von 1800 kg.
Dabei ist die Belastbarkeit von Trockenestrichen durchaus vergleichbar mit herkömmlichen, massiven Estrichsystemen. Hinzu kommen Sicherheit im Brandschutz (nicht brennbar, Klasse A2-s1 d0 nach EN 13501) sowie gute Trittschall- und Wärmedämmung und der unbestreitbare Vorteil, dass nach der Verlegung fast ohne Zeitverzögerung weitergearbeitet werden kann, während es bei Nassestrichen etwa vier Wochen dauert, bis die Flächen ausreichend getrocknet und durchgehärtet sind. Während dieser Zeit darf der Boden nicht belastet werden.
Beim Umbau des Zweifamilienhauses ging der Architekt noch einen Schritt weiter und entschied sich für einen Trockenestrich mit integrierten Führungen für Fußbodenheizungsrohre. Das Fußbodenheizungssystem fermacell® Therm25™ von James Hardie besteht aus einer 25 mm dicken fermacell® Gipsfaser-Platte, die durch werkseitige Fräsungen für die Verlegung von handelsüblichen 16 mm Heizungsrohren vorbereitet ist. Für besondere Grundrisse oder Türdurchgänge steht zusätzlich das Element fermacell® Therm25™ rund zur Verfügung.
Ergänzt wird das System durch eine weitere 10 mm dicke fermacell® Gipsfaser-Platte, die nach der Verlegung der Heizrohre als zusätzliche obere Lage auf den fermacell® Therm25™ Fußboden-Heizelementen verleimt und geschraubt bzw. verklammert wird. Verlegt wurde in diesem Fall die weiterentwickelte Variante fermacell® Therm25™-125, die mit einem Rohrabstand von 125 mm (statt 167 mm beim Standardelement) eine höhere Heizleistung bietet.
Schneller Höhenausgleich mit gebundener Schüttung
Vor dem Einbau des Fußbodenheizungssystems fermacell® Therm25™ entfernten die Handwerker zunächst den alten Estrich im gesamten Gebäude. Anschließend erstellten sie in allen Räumen, in denen später die fermacell® Therm25™ Elemente verlegt werden sollten, einen ebenen Untergrund mit der fermacell™ Gebundenen Schüttung T in einer Schütthöhe von ca. 80 mm, die ebenfalls mit einem geringen Flächengewicht überzeugt und hoch belastbar ist. Diese Höhenausgleichsschüttung besteht aus recyceltem Schaumkunststoff und einem zementären Bindemittel. Der Schaumkunststoff sorgt neben einer guten Wärmedämmung für das geringe Gewicht. Das Anmachwasser wird vollständig für den Abbindeprozess verbraucht, so dass eine Feuchteeinwirkung auf den Untergrund und die angrenzenden Bauteile für den Bauablauf ebenfalls nicht berücksichtigt werden muss.
Durch den schnellen Abbindeprozess ist die Fläche nach 12 Stunden begehbar und bereits nach 24 Stunden belegreif. Damit war auch hier gewährleistet, dass die nachfolgenden Arbeiten praktisch ohne Zeitverzögerung fortgesetzt werden konnten. Auf den so vorbereiteten Boden wurde eine zusätzliche Trittschalldämmung aus 10 mm Holzfaserplatten verlegt. Anschließend bauten die Trockenbauer nach Plan die fermacell® Therm25™ Elemente in den einzelnen Wohnräumen ein. Für Projektgrößen ab 100m2 bietet James Hardie für Architekten, Planer und Verarbeiter die Erstellung eines kostenlosen Verlegeplans an.
Sonderlösung vor dem Heizkreisverteiler
Nach Verlegung der fermacell® Therm25™ Elemente konnte die Heizungsfirma Andreas Bauer aus Raubling mit der Installation der Rohrleitungen beginnen. Entsprechend dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) wurde die Fußbodenheizung so konzipiert, dass in jedem Geschoss in allen Räumen die Wärme individuell geregelt werden kann. In der Regel ist - wie auch bei diesem Objekt – der Heizkreisverteiler im Flur angeordnet. Aufgrund der Menge der Zu- und Ableitungen, die vor dem Heizkreisverteiler zusammenlaufen, kommt es dabei jedoch zwangsläufig zu einer überproportional hohen Wärmeabgabe im Flurbereich. Daher wurden hier alle Rohrleitungen ab dem Übergang vom Raum in den Flur zunächst gedämmt und dann auf der Rohdecke justiert. Anschließend führte der Heizungsbauer eine Druckprüfung durch. Im nächsten Schritt baute der Trockenbauer - wie zuvor schon in den einzelnen Zimmern - auch im Flur die fermacell™ Gebundene Schüttung T ein.
Dadurch, dass die Heizungsinstallationen nunmehr in der Schüttungsebene liegen, wird
Nachdem das System abschließend nochmals auf Dichtigkeit geprüft wurde, konnten die Verarbeiter in den einzelnen Räumen die Decklage aus 10 mm fermacell® Gipsfaser-Platten anbringen. Dazu trugen sie zunächst entlang der Fugenstöße sowie zwischen jeder Fräsnut eine ca. 5 mm breite Klebeschnur aus fermacell™ Estrichkleber auf, um die Fugenverklebung der fermacell® Therm25™ Elemente zu gewährleisten. Um den notwendigen Anpressdruck bis zur Aushärtung des Klebers zu erreichen, wird die Decklage zusätzlich mit fermacell™ Schnellbauschrauben verschraubt, die in die Plattenoberfläche eingebracht werden. Hilfreich ist dabei eine werkseitig mitgelieferte Schablone, die verhindert, dass die Heizungsrohre bei der Befestigung beschädigt werden.
Großformatige Fliesen – kein Problem
Unproblematisch war auch die Verlegung der großformatigen Fliesen im Badbereich mit einer Kantenlänge von 120 Zentimetern. Um hier die notwendige Formstabilität zu gewährleisten, wurden die fermacell® Therm25™ Elemente einschließlich der Deckschicht auf einer zusätzlichen Lage 10 mm fermacell® Gipsfaser-Platten verlegt. Die Fliesenverlegung erfolgte anschließend im Dünnbettverfahren mit dem speziellen Fliesenklebersystem, das vom Klebersystemhersteller für das jeweilige Estrichelement und die entsprechende Fliesengröße freigegeben wurde.
Fazit:
Im Fall des Zweifamilienhauses in Oberbayern zeigte sich, dass durch den gezielten Einsatz innovativer Systeme wie der Trockenestrichlösung fermacell® Therm25™ nicht nur eine effiziente Fußbodenheizung realisiert werden konnte, sondern auch die Herausforderungen der statischen Belastbarkeit der Deckenkonstruktion sowie des Trittschallschutzes gemeistert wurden. Eine von James Hardie entwickelte Sonderlösung hilft, eine unverhältnismäßig hohe Wärmeentwicklung zu verhindern, die durch die zahlreichen Zu- und Ableitungen zum Heizkreisverteiler im Flurbereich entsteht. Das Projekt zeigt, wie durchdachte Planung und moderne Technologien eine nachhaltige, komfortable und schnelle Sanierung ermöglichen, die in ihrem Ergebnis dem Komfort eines Neubaus in nichts nachsteht.
Planung und Verarbeitung
Die James Hardie Europe GmbH bietet individuelle Planungsdienstleistungen zur Fußbodenheizung an. Sie können angefordert werden unter www.fermacell.de/boden
Informationen zur Verarbeitung von großformatigen Fliesen stehen unter www.fermacell.de/downloads in der Broschüre
„Planung und Verarbeitung – fermacell™ Bodensysteme“ sowie in der Verarbeitungsrichtlinie „Fliesenbeläge auf fermacell™ Bodensystemen“.