Hochhäuser

Mit dem Aufzug hoch hinaus

Bauflächen werden immer knapper. Deshalb wachsen unsere Städte weiter in die Höhe – nicht nur im Bereich der Büroimmobilien, sondern auch im Wohnsegment. Die neuen Wohnhochhäuser richten sich heutzutage an eine vermögende Klientel. Nicht selten setzen Investoren auf Mischkonzepte, die neue Anforderungen an die Steuerungstechnik der Aufzüge stellen, um eine möglichst effiziente vertikale Mobilität zu gewährleisten.

Geht es darum, viel Wohnraum auf möglichst engem Raum zu schaffen, sind Wohnhochhäuser ein Mittel der Wahl. Längst entstehen sie nicht mehr als sozialer Wohnungsbau, sondern sind Miet- oder Kaufobjekte für eine zahlungskräftige Klientel und dienen nicht selten als Investitionsanlage. Dass der Aufzug dabei eine entscheidende Rolle spielt, liegt auf der Hand, erklärt Jürgen Blank, Leiter Projektgeschäft und neue Technologien bei Schindler Deutschland: „Bei Wohnhochhäusern wird der Aufzug unangefochten zum ersten Erschließungsweg. Gerade deshalb gilt er in seiner Rolle als Visitenkarte des Gebäudes häufig als Statussymbol.“ So erlebt das Wohnhochhaus eine Renaissance vor allem im Luxussegment – und zwar auf internationaler Ebene wie auch etwas zaghafter in Deutschland.

Hochhäuser mit gemischter Nutzung

Heutzutage geht ein Trend zu Mixed-Use-Konzepten. Auch das Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron griff diese Idee bei den Planungen des Jenga Towers auf. Zusätzlich zu 145 Wohnungen und zehn Penthouses im oberen Teil beherbergt das New Yorker Gebäude ein Indoor/Outdoor-Theater, einen 23 m langen Swimmingpool sowie einen Konferenzraum.

Durch die vielen Bewohner und die Mischnutzung werden auch die Aufzüge hoch frequentiert, besonders zu Stoßzeiten. Damit die angenehme Atmosphäre des Gebäudes nicht durch lange Wartezeiten gestört wird, verfügen die Schindler-Aufzüge, die zu allen 60 Geschossen einen komfortablen Zugang gewähren, über die PORT-Technologie.

Bei Aufzugsanlagen, die von PORT gesteuert werden, gibt der Nutzer bereits vor dem Betreten der Aufzugkabine seine Wunschetage an. 

„Das ermöglicht dem System, die Fahrtziele ohne Zwischenstopps optimal zu koordinieren“ erläutert Jürgen Blank. „Die Nutzer kommen schneller an und die Aufzüge werden besser ausgelastet.“ Durch ein persönliches Identifikationsmedium sowie die Einbindung in die Gebäudetechnik kann das PORT-System zudem einen Beitrag zur Sicherheit leisten. So lässt sich der Zutritt zu bestimmten Etagen individuell regeln. Gerade bei Gebäuden mit gemischter Nutzung ist dies unerlässlich.

Neben den USA, der Heimat des Hochhauses, sind Wohnhochhäuser auch in Europa auf dem Vormarsch. Im 88 m hohen Park Tower im schweizerischen Zug erreichen die Bewohner dank des Verkehrsmanagementsystems PORT ihr Ziel schnell und sicher. Zusätzlich können sie das Gebäude mit der Smartphone-App myPORT betreten, Türen öffnen oder den vorprogrammierten Aufzug rufen. Jürgen Blank erörtert: „Dazu muss das entsperrte Smartphone lediglich in die Nähe des Lesegeräts gehalten werden.“

Comeback auch in Deutschland

Auch in Deutschland ist der Hochhausboom zu spüren. Laut einer Studie der Berliner Immobilienforschungsgesellschaft Bulwiengesa werden in den kommenden fünf Jahren 97 Hochhäuser mit insgesamt 18.400 Wohnungen gebaut. Allerdings werden die wenigsten Gebäude eine Höhe von 100 m überschreiten. Eine Ausnahme bildet der von der Bjarke Ingels Group entworfene Omniturm, der Anfang 2019 im Frankfurter Bankenviertel fertiggestellt wird. Das 183 m hohe Gebäude wird das erste Hochhaus mit echter Mischnutzung in Deutschland sein, das gleichzeitig Büro-, Wohn- und öffentliche Flächen enthält.

Schindler wird den Bau mit Hochleistungsaufzügen und PORT ausstatten, sodass alle 45 Etagen problemlos erreicht werden können. Zudem wird der Omniturm als erstes kommerzielles Gebäude in Deutschland mit der Schindler myPORT-Lösung ausgestattet, die den zukünftigen Bewohnern der 147 Wohnungen zusätzlichen Komfort bietet: Sie können zum Beispiel über ein stationäres PORT-Terminal in der Wohnung oder mit der myPORT-App auf dem Smartphone mit Besuchern am Eingang per Videochat kommunizieren. Mit einem Klick öffnen sie dem Gast die Tür und stellen gleichzeitig den Aufzug bereit, der den Besucher automatisch in die richtige Etage bringt.

Aber nicht immer ist ein Hochleistungsaufzug notwendig. „Für den Großteil der Hochhäuser in Deutschland sind auch die gängigen Serienmodelle wie der Schindler 5500 bestens geeignet. Selbst mit dem Schindler 3300, der eigentlich für kleinere Wohngebäude konzipiert ist, lassen sich schon Förderhöhen bis 75 m und maximal 20 Haltestellen erreichen“, weiß Blank.

So punktet das Wohnhochhaus Isarbelle in München mit zwei Aufzügen vom Typ Schindler 5500, deren flexible Anordnung von Gegengewicht und Steuerung Planern ermöglichen, den verfügbaren Raum besonders effizient auszunutzen. Dadurch wurden die Nutzflächen maximiert und die Baukosten reduziert. Bei einer Förderhöhe von 50 m fahren die Aufzüge 17 Stockwerke an.

Die getriebelose Technologie ermöglicht einen effizienten und geräuscharmen Betrieb und passt damit zur hochwertigen Wohnatmosphäre. Erst bei außergewöhnlichen Höhen ab 150 m kommen High-Rise-Modelle wie der Schindler 7000 zum Einsatz, der Förderhöhen bis zu 500 m erreicht und speziell auf die Anforderungen des Gebäudes angepasst werden kann.

Image und Sicherheit

Die Höhe dieser neueren Mehrfamilienhäuser bringt jedoch einige Richtlinien mit sich. In Deutschland fällt ein Gebäude bereits in die Kategorie Hochhäuser, wenn der Fußboden eines Aufenthaltsraumes mehr als 22 m über der festgelegten Geländeoberfläche liegt. In diesem Fall muss jede Etage laut Muster-Hochhaus-Richtlinie von mindestens zwei Aufzügen angefahren werden. Außerdem ist ein Feuerwehraufzug mit spezieller Ausstattung und Halt auf jeder Etage Pflicht.

Häufig werden die Aufzüge als repräsentative Visitenkarte des Hauses in der Lobby positioniert. Damit die Anlage das entsprechende Ambiente ausstrahlt und der Funktionalität sowie dem Komfort des Gebäudes entspricht, sollten laut Jürgen Blank zwei Aspekte berücksichtigt werden: „Im Hinblick auf die Optik ist es empfehlenswert, das Aufzugsdesign an die Innenarchitektur anzupassen. Um ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, ist neben einer ansprechenden Kabine aber auch eine einwandfreie Technik notwendig.“ Bei älteren Aufzügen lassen sich unliebsame Geräusche, heikle Stolperkanten zwischen der Etage und dem Aufzugsboden sowie eine ruckelige Fahrweise durch rechtzeitige Modernisierungen vermeiden.

Das Internet der Aufzüge

Obwohl es bei der Planung einer Aufzugsanlage einiges zu beachten gibt, können Betreiber aufatmen, denn mit Schindler Ahead ist es nun möglich, Aufzüge mit dem Internet zu verbinden und relevante Daten zum Zustand der Anlage in Echtzeit zu übertragen. Eventuelle Schäden können auf diese Weise präventiv behoben, notwendige Wartungen schneller geplant und die benötigten Ersatzteile sofort beschafft werden.

Damit lassen sich nicht nur die Stillstandzeiten einer Anlage minimieren. Während sich das gewöhnliche Remote Monitoring in der Regel auf Daten konzentriert, die schwerwiegende Probleme wie Ausfälle anzeigen, liefert der Schindler Ahead Cube detailliertere und gezieltere Informationen über die Aufzugsanlage. Anstelle des gesamten Datenvolumens werden nur ausgewählte Daten übertragen.

Information der Bewohner

Wenn Handlungsbedarf besteht, wird der Techniker automatisch informiert und zur Anlage geschickt. Mithilfe eines Blackboards im Eingangsbereich des Gebäudes besteht die Möglichkeit, auch die Fahrgäste über den aktuellen Zustand der Anlage zu informieren. Hierbei handelt es sich um ein Display, das die Mieter über wichtige Maßnahmen informiert, aber auch beispielsweise für interessante Angebote aus der Nachbarschaft genutzt werden kann.

„Bei Wohnhochhäusern wird der Aufzug zum ersten Erschließungsweg. Gerade deshalb gilt er in seiner Rolle als Visitenkarte des Gebäudes häufig als Statussymbol.“

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