Konversion als Chance der Stadtentwicklung

Interview mit Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz

Welches sind Ihre Leitgedanken, wenn Sie an der Konversion in Mannheim arbeiten?

Das Leitbild unserer Stadtentwicklung ist auch gleichzeitig das Motto des ersten Weißbuchs der Konversion. Es lautet „Urbanität und offene Räume“. Die Herausforderung war und ist es, Dichte und Lebensqualität zu verbinden, Wohnraum und grüne Freiräume zu schaffen oder zum Beispiel über neue Mobilitätskonzepte nachzudenken. Es geht schlicht um die Frage, wie wir Innovation, Urbanität und Lebensqualität durch offene Räume deutlich befördern können. Deshalb haben wir von Anfang an die Konversion als Chance der Stadtentwicklung begriffen. Leitgedanke ist dabei die Frage, wie die neu gewonnenen Flächen für die ganze Stadt einen Beitrag leisten und wie wir neue Qualitäten für die Stadt entwickeln können.

Wir können feststellen, dass die Dimension, Ambition und Qualität der Konversion überregional anerkannt wird. Und das motiviert wiederum Akteure, sich für Mannheim insgesamt zu interessieren. Die Menschen lassen sich von der Konversion begeistern und entwickeln Pioniergeist, als Bewohner, als Unternehmer und als Gestalter. Die größte Herausforderung für die Stadt Mannheim scheint damit nicht nur bewältigbar, sondern ist zum Treiber für Stadtentwicklung und soziale wie wirtschaftliche Entwicklung geworden.

Wie soll sich Mannheim zukünftig entwickeln, und inwieweit sind Konversion, Wandel und Transformation hierzu notwendig?

Für die Stadtentwicklung gilt dasselbe Prinzip, das auch für die Entwicklung unserer Verwaltung gilt: Wenn wir eine nachhaltige Stadtentwicklung vorantreiben wollen, dann ist ein „immer mehr vom Gleichen“ nicht zielführend. Unsere Herangehensweise an die Herausforderungen der Konversion ist da beispielhaft für die Entwicklung der Stadt insgesamt. Wir wollen keine Arrondierung der Stadt in der Wiederholung bekannter Muster, sondern etwas Neues. Dazu gehört die Idee von gemischten Quartieren, die Wohnen, Freizeit und Arbeit besonders dicht zusammenbringen. Die Konversion bietet uns natürlich auch die Möglichkeit, neuen Wohnraum zu schaffen und die entsprechenden Bedarfe zu decken. Dabei stehen neue Formen des Zusammenwohnens im Vordergrund, wie gemeinsame Wohngruppen, Inklusionsprojekte und neue Gemeinschaftsformen für ältere Menschen.

Auf der größten Konversionsfläche, dem Franklin-Areal, werden aber nicht nur rund 4500 Wohneinheiten entstehen. Franklin wird auch ein Quartier sein, in dem neue technische Konzepte für Energie, Haussteuerung und Mobilität realisiert werden. Und so wie Franklin sollen alle neuen Quartiere neue Akzente für stadtplanerische und architektonische Qualität setzen und damit Mannheim als interessanten Wohn- und Gewerbestandort weiter profilieren.

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