Jugendliche bieten großes Potenzial

Modellvorhaben im Bereich der Stadtentwicklung zeigen, dass sich die Jugendlichen für ihre Projekte nach der Schule, im Anschluss an ihre Arbeit am Feierabend oder während des Studiums mit Ausdauer und Herzblut ­einsetzen.

Junge Menschen sind kreative Stadt-Macher, sie bringen neues Leben in die Stadt. Dies zeigt unsere Projektreihe „Jugendliche im Stadtquartier“. So nutzen Jugendliche in  unseren aktuellen Modellvorhaben „Jugend belebt Leerstand“ leere Räume, leer stehende Gebäude und – beispielsweise in Chemnitz – sogar mehrere Häuser. Wir haben in Modellvorhaben in ganz Deutschland praktisch erprobt, wie eine kreative Beteiligung von Jugendlichen aussehen kann. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung möchte mit diesen Projekten ein Signal setzen.

Das Thema „Einbeziehung und Mitwirkung von Jugendlichen“ ist für uns sehr wichtig. Wir unterstützen die Städte und Gemeinden dabei, familiengerechter zu werden. Gerade die Bund-Länder-Programme der Städtebauförderung sind wichtige Instrumente, um die Lebensqualität in den Städten zu verbessern. So ist für benachteiligte Stadtteile das Programm Soziale Stadt – Investitionen im Quartier sehr wichtig. Zusätzlich zur Städtebauförderung können wir mit dem Bundesforschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) auch Modellvorhaben unterstützen. Bisher wurden in der Projektreihe „Jugendliche im Stadtquartier“ Erfahrungen in rund 50 Modellvorhaben in ganz Deutschland gesammelt. Mit insgesamt 4 Mio. € hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung diese Modellprojekte gefördert. Die Bandbreite der Projekte war groß: Jugendliche diskutierten über die langfristige strategische Entwicklung ihrer Stadt, und sie waren sogar am Entwurf von Flächennutzungsplänen beteiligt. Jugendliche wirkten an der Überplanung von Konversionsflächen mit. Sie gestalteten Freiräume und Treffpunkte im öffentlichen Raum, auch mit mobilen Bauten. Träger der Projekte sind Kommunen, Wohnungsunternehmen, Hochschulen, private Initiativen oder auch Vereine von Jugendlichen.

 

Jugend belebt Leerstand

Jugendliche haben in zwölf Jugendbau-Projekten bundesweit kreative Ideen entwickelt. Wenn Jugendliche bauen, dann betreten sowohl die Jugendlichen als auch die Unterstützer auf der Seite von Politik und Verwaltung Neuland. Brandschutzgutachten, Lärmschutzgutachten, Baugenehmigung – dies sind nicht die Themen, mit denen sich Jugendliche normalerweise auseinandersetzen. So konnten die Jugendlichen ganz neue Erfahrungen sammeln. Aus einer alten Industriehalle in Kassel konnte die Kesselschmiede, eine Skate- und BMX-Halle und darüber hinaus ein Treffpunkt für Jugend und Kultur werden. In Miesbach beleben Jugendliche den Haindlkeller, ein Baudenkmal aus dem 16. Jahrhundert. Auch in Halle wird ein Gebäude von 1830, das fast eine Ruine war, wieder instandgesetzt. Alle 12 Projekte haben vielfältige Bezüge zu aktuellen Herausforderungen der Stadtentwicklung, vor allem zum Stadtumbau, zum Leerstandsmanagement und zum Thema Zwischennutzungen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Innenstadtentwicklung in kleinen Gemeinden und großen Städten.

 

Jugendforum Stadtentwicklung

Wir haben in den Modellvorhaben gesehen, dass sich die Jugendlichen für ihre Projekte nach der Schule, im Anschluss an ihre Arbeit am Feierabend oder während des Studiums mit Ausdauer und Herzblut einsetzen. Die Jugendlichen haben Unterstützer in ihren Städten gefunden, weil sie engagiert sind und auch einfach gute Ideen haben. Sie haben auch mich überzeugt. Deshalb war und ist es mir nach wie vor sehr wichtig, die engagierten jugendlichen Akteure unserer Projekte in das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung einzuladen. Gemeinsam mit den Jugendlichen habe ich das „Jugend­forum Stadtentwicklung“ gegründet, das  mittlerweile mehrfach getagt hat. Es kommen immer wieder neue Projekte und Jugendliche hinzu. Dabei lässt sich aber durchaus auch eine persönliche Kontinuität in den Projekten feststellen, viele Jugendliche sind von Anfang an in ihren Projekten dabei. Die Jugendlichen beraten uns zu aktuellen Fragen der Stadtentwicklung. Vertreter des Jugendforums haben in der Jury zur Auswahl der Projekte „Jugend belebt Leerstand“ mitgewirkt. In diesem Sommer werden sie uns bei der Auswahl der besten Kurzfilme im internationalen Videowettbewerb „Young Energies“ beraten. Sie beraten sich auch untereinander und geben sich wertvolle Tipps für ihre P­rojekte. Dabei wollen wir sie unterstützen.

Jugendfonds als Instrument der ­Stadt­entwicklung

Wir hatten den Vorschlag von Jugendlichen aufgegriffen, etwas zum Thema Sport zu machen. Mit dem städtisch organisierten Aktionsfonds „Jugend bewegt Stadt“ haben wir Vorhaben gefördert, die Jugendliche selbst entwickelt und umgesetzt haben, wie die Ausstattung einer Brachfläche mit temporären Sportgeräten oder der Unterstützung des Parkour-Sports. Beim Parkour, so haben es mir die die Jugendlichen erklärt, geht es darum, Hindernisse schnell und möglichst elegant zu überwinden. Jede der ausgewählten Modellstädte erhielt für den Jugendfonds „Jugend bewegt Stadt“ insgesamt 25 000 €. Die einzelnen Jugendprojekte bekamen zwischen 400 und 5 000 €. Jugendliche erhielten nicht nur direkt Geld zur Umsetzung ihrer Ideen, sondern waren auch für die Beurteilung der einzelnen Projektideen und für die Vergabe der Projektmittel selbst verantwortlich. Es geht darum, Jugendlichen zu vertrauen und ihnen auch etwas zu zutrauen. Einige Kommunen haben dieses Fondsmodell zur Stärkung der Jugendbeteiligung bereits auf lokaler Ebene fest verankert.

Young Energies

Mit „Young Energies“ möchten wir auf nationaler und internationaler Ebene junge Meinungen, Forderungen und Visionen für die Stadt von Morgen sammeln. Jungen Menschen aus Deutschland und dem Ausland soll die Möglichkeit geboten werden, zu experimentieren, zu bauen und Stellung zu beziehen. Das Young Energies Camp findet im Mellowpark statt, einem Jugend-, Sport- und Freizeitpark, den Jugendliche in Berlin-­Köpenick eigenständig entwickelt und aufgebaut haben.

Im Camp werden die Jugendlichen auf einem Schiff – einem alten Schubleichter – eine eigene Stadt nach ihren Vorstellungen bauen. Im Oktober wird das Jugendschiff über die Spree zum Haus der Kulturen der Welt in Berlin gefahren. Dort findet am 11. und 12. Oktober 2012 der Bundeskongress „Städtische Energien/Urban Energies“ statt. Wie kein anderes Medium verleiht das Medium Film Jugendlichen eine Stimme. Mit dem Kurzfilmwettbewerb Young Energies werden Filmbeiträge von Jugendlichen gesammelt, die einen Einblick in die Themen und Orte geben, die junge Akteure in der Stadt interessieren. Die Filmbeiträge werden auch in den Bau des Jugendschiffs einbezogen. Auf dem Bundeskongress „Städtische Energien/Urban Energies“ werden die gesammelten Meinungen, Forderungen und Visionen der Jugendlichen für die Stadt von Morgen einer großen internationalen Öffentlichkeit präsentiert und zur Diskussion gestellt. Die Jugendstadt ist eine Stadt im Fluss. Sie soll aus Recyclingmaterialien entstehen und wird nach dem Kongress in den Mellowpark Berlin integriert.

Mitwirkung von Jugendlichen in der Stadtentwicklung fortsetzen

Es gibt zwar bereits einige Städte, die aktiv Jugendliche in Stadtentwicklungsthemen einbeziehen. Jedoch sind gerade Projekte, die von Jugendlichen selbst initiiert und angeschoben werden, den Verantwortlichen in der Stadtentwicklung gar nicht bekannt. Manchmal scheitern solche Projekte dann an eigentlich überwindbaren Hürden. Dies sind aber gerade oft die besten Projekte, denn Jugendliche sind die besten Experten in eigener Sache. Hier gibt es noch Potenzial. Deshalb setzen wir uns weiter für die Einbeziehung und Mitwirkung von Jugendlichen ein. Mich  persönlich beschäftigt besonders die Anpassung an den Klimawandel. Die Jugendlichen von heute werden noch länger als meine Generation von den Umwelt- und Klimaauswirkungen betroffen sein. Ich bin davon überzeugt, dass Jugendliche durch ihre Kreativität und ihr Engagement Visionen für eine zukunfts­fähige Stadtentwicklung entwickeln können. Solche Projekte könnten auch in Kooperation mit Unternehmen, Stadtwerken oder Handwerkskammern entstehen. Eine kinder- und jugendgerechte Planung erzeugt einen Gewinn für Politik und Stadtentwicklung. Sie ist damit nach meiner Einschätzung eine wichtige Strategie zur Zukunftssicherung der Städte. Nutzen Sie deshalb das Potenzial junger Menschen für die Stadtentwicklung!

Wenn Jugendliche bauen, dann betreten sowohl die Jugendlichen als auch die Unterstützer auf der Seite von Politik und Verwaltung Neuland.

Es geht darum, Jugendlichen zu vertrauen und ihnen auch etwas zu zutrauen.

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