Recycelbares WDVS

Heute Dämmung, morgen wieder Rohstoff

In Münster sollte die Fassade eines mehrstöckigen Mietshauses saniert und dabei auch mit einem Wärmedämm-Verbundsystem ausgestattet werden. Der Besitzer entschied sich nach entsprechender Beratung für das erste sortenrein recycelbare WDV-System weber.therm circle. Dank Unterstützung durch eine lokale Energieberaterin erhielt der umweltbewusste Bauherr dafür zusätzlich zum KfW-Kredit noch eine Förderung der Stadt Münster.

Eine geplante Dachsanierung gab den Ausschlag dafür, dass ein privater Hauseigentümer in Münster Energieberaterin Silke Puteanus hinzuzog. Die im Netzwerk der Energieberater der Stadt Münster organisierte Architektin überzeugte ihn davon, gleich auch Fassade und Fenster zu erneuern. „Vor dem Hintergrund der Energiewende ist es wichtig, dass wir etwas aus der vorhandenen Altbau-Substanz machen“, sagt Silke Puteanus. Sie erstellte vor Ort ein BAFA-Gutachten und kümmerte sich um die weitere Abwicklung des Förderverfahrens, von der Antragstellung bis hin zum Verwendungsnachweis. 

Dauerhafter Schutz punktet beim Bauherren

Auch den Bauprozess begleitete die Energieberaterin und koordinierte die verschiedenen Gewerke. Dabei arbeitete sie Hand in Hand mit Geschäftsführer Frank Vorwerk von den Fassadenspezialisten Heinz Vorwerk GmbH aus Warendorf, der wie sie im Netzwerk Altbau-Partner organisiert ist und aufgrund der hohen Ausführungsqualität in Münster einen guten Ruf genießt. Von ihm kam auch der Vorschlag, mit dem Wärmedämm-Verbundsystem weber.therm circle zu arbeiten. Aufgrund seiner speziellen Konstruktion lässt sich das vollmineralische System nach Ablauf der Nutzungsdauer sortenrein zurückbauen und dem Stoffkreislauf wieder zuführen. Damit löst es nicht nur das drängende, bislang ungeklärte Problem des Recyclings von WDVS, es entkräftet als nicht brennbares, nicht veralgendes und extrem solides System mit hoher Gestaltungsfreiheit auch weitere Vorurteile gegenüber dieser Bauweise. 

weber.therm circle vereint alle Eigenschaften eines Premium WDV-Systems. Dabei unterscheidet sich die Verarbeitung kaum von der eines konventionellen Systems. Wichtigster Unterschied: Die Platten werden nicht geklebt, sondern verdübelt, und das System mit dreilagiger Putzschicht ausgeführt. Eine so genannte Separationsschicht aus einem eigens entwickelten Grundputz und einem Separationsgewebe erleichtert später den Rückbau. Das Gewebe kann später mit dem Abbruchgreifer des Baggers gegriffen und von der Mineralwolle abgezogen werden. Anschließend können die Stahlschrauben aus der Wand geschraubt und die Dübelköpfe mit einer Fräse vom Dübel geschnitten werden. Die Mineralwollplatten werden dann im Ganzen von der Wand genommen. Die demontierten Bauteile lassen sich separat sammeln und als sortenreine Rohstoffe einer neuen Nutzung zuführen. 

Alltagstaugliche Lösungen mit Langzeitwirkung

„Gerade bei Mehrfamilienhäusern braucht es bezahlbare, alltagstaugliche Konzepte“, sagt Silke Puteanus. Grundsätzlich findet sie auch Wärmedämm-Verbundsysteme aus nachwachsenden Dämmstoffen interessant, da diese bereits in der Wachstumsphase CO2 gebunden haben. Aber sie weiß auch: „Als Nischen-Produkte können sie preislich noch nicht mit herkömmlichen Systemen mithalten.“ Einen gangbaren Weg sieht die Energieberaterin daher im Konzept cradle to cradle: „Die Herkunft von Materialien wird nachrangig, wenn wir keinen Müll mehr produzieren, sondern dafür sorgen, dass alle Rohstoffe wieder in die Stoffkreisläufe kommen. Als recycelbares WDVS verfügt weber.therm circle auch auf lange Sicht über eine gute CO2-Bilanz, da viel fossile Heizenergie gespart wird. Zudem hat das System wirtschaftliche Vorteile für den Bauherrn.“

Dieses Argument überzeugte auch den Hauseigentümer in Münster. Zwar hatte er für die Sanierung der 315 Quadratmeter Fassadenfläche des mehrstöckigen Wohnhauses bereits ein Angebot eingeholt, wechselte jedoch breitwillig auf eine mineralische, dickschichtige Ausführung. „Als Baubiologin bin ich immer froh, wenn sich Bauherren für einen mineralischen Dämmstoff entscheiden“, sagt Silke Puteanus. „Angesichts der deutlich längeren Sanierungsintervalle lohnt es sich auch wirtschaftlich, zu Anfang lieber etwas mehr zu investieren.“ Aus dem gleichen Grund entschied sich der Bauherr bei der Fassadenoberfläche auch für den dickschichtigen, biozidfreien Edelkratzputz weber.top 204 AquaBalance. „Die Fungizide und Algizide aus herkömmlichen Putzen sind nach wenigen Jahren ausgewaschen und verlieren damit ihre Wirkung“, erläutert Silke Puteanus. „Die AquaBalance-Putze von Saint-Gobain Weber basieren dagegen auf einem physikalischen Wirkprinzip und bieten so nicht nur umweltbewussten, sondern auch dauerhaften Schutz vor Algen- und Pilzbewuchs an der Fassade.“ Der Edelkratzputz ist zudem durchgefärbt, so dass Macken an der Fassade kaum auffallen und auf ein Überstreichen verzichtet werden kann.

Zuschüsse für umweltfreundliche Sanierung

„Das Stadt- und Straßenbild zu erhalten, ist uns Energieberatern ein besonderes Anliegen. Man kämpft immer wieder mit dem Vorurteil, das Überdämmen von Fassaden verschandele die Stadt“, berichtet Silke Puteanus. Auch der Bauherr wollte gern das historische Bild der Fassade erhalten, zögerte jedoch zunächst aufgrund der Kosten für die Wiederherstellung. Letztlich überwog allerdings die Faszination angesichts des handwerklichen Könnens der Stuckateure, so dass er die Frontfassade vollständig aufarbeiten und die Fensterfaschen originalgetreu wiederherstellen ließ. Insgesamt 8 Meter Stuckfassade wurden vom Vorwerk-Team rekonstruiert. Auf Rollladenkästen verzichtete man dabei zugunsten der originalgetreuen Fassade.

Als Anreiz für die energetische Optimierung des Gebäudebestands gewährt die Stadt Münster Bauherren zusätzlich zum KfW-Kredit Fördergelder für die Verwendung umweltschonender Systeme. Die Anforderungen sind dabei etwas höher als die der Kreditanstalt für Wiederaufbau: Wo diese einen U-Wert von 0,20 W/m²K fordert, sind Bauvorhaben in Münster ab 0,19 W/m²K förderfähig. Den Förderhöchstbetrag von 30 Euro pro Quadratmeter erhalten Eigentümer ab einem U-Wert von 0,16 W/m²K. Mit 20 cm Dämmung bei 0,040 W/m²K erreichte das Objekt in Münster den ersten Schwellenwert und wurde so mit 20 Euro pro Quadratmeter Fassadenfläche gefördert. Bei der Dachsanierung erreichte das Bauvorhaben sogar den Förderhöchstbetrag von 30 Euro pro Quadratmeter. Insgesamt konnte Energieberaterin Silke Puteanus bei der Stadt Münster somit 15.544 Euro Fördergeld für das Bauvorhaben erwirken. Hinzu kommt ein Tilgungszuschuss für den Kredit von 7,5 % seitens der KfW. 

Wärmebrücken konsequent vermieden

Bauherr und Planerin sind zufrieden mit dem Ergebnis, auch wenn man den tatsächlichen Gasverbrauch erst nach etwa einem Jahr messen können wird. Das Objekt liegt bereits knapp auf dem Niveau eines Effizienzhauses 115. „Mit detaillierter Wärmebrückenberechnung würde der Gasverbrauch voraussichtlich Neubauniveau erreichen“, schätzt die Energieberaterin. Immerhin wurden die Problempunkte des Objekts wärmebrückenfrei ausgeführt: Die Gartenwand wurde durch einen Schlitz thermisch getrennt überdämmt. Auch der Sockel ist überdämmt und bis Oberkante Gelände gezogen, der Anschluss zum Dach wurde wärmebrückenfrei ausgeführt. Bei der auskragenden Balkonplatte ist der Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2 nachgewiesen.

Durch den Einsatz von weber.therm circle hat der Hauseigentümer in Münster aber nicht nur seinen Mietern etwas Gutes getan. „Mit der Verwendung ökologischer und recyclingfähiger Baustoffe übernimmt der Bauherr eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft“, sagt Silke Puteanus. „Denn vermeintlich günstige Baustoffe sind in Wirklichkeit alles andere als das. Die Kosten werden nur anders verteilt, indem beispielsweise der Aufwand für eine Entsorgung auf die gesamte Gesellschaft umgelegt wird. Ich wünsche mir, dass mehr Bauherren sich dieser Verantwortung stellen und wir uns so Schritt für Schritt dem Konzept cradle to cradle immer weiter annähern.“

„Mit der Verwendung ökologischer und recyclingfähiger Baustoffe übernimmt der Bauherr eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.“

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