Alles im grünen Bereich

Wer an Norddeutschland denkt, assoziiert diese Region schnell mit Backsteinhäusern und roten Klinkerfassaden. Ein Grund mehr, mit einem gegensätzlichen Farbkonzept und dem Einsatz grüner Faserzementtafeln zu überzeugen: Frische Farbe an einer Passivhausfassade in der Hamburger Innenstadt. 

Bauen für eine Baugemeinschaft verlangt Flexibilität. Das Büro der NeuStadtArchitekten aus Hamburg stellte sich dieser Herausforderung und entwarf ein 5-geschossiges Mehrfamilienhaus mit 16 Wohnungen als Passivhaus im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel. Dabei zeichnet sich die Gebäudekonzeption durch seine hohe Flexibilität aus, die eine individuelle Wohnraumgestaltung zulässt und sich damit perfekt an die Bedürfnisse der Bewohner anpasst. Diese Vielseitigkeit macht auch vor der Fassade nicht Halt: So ergänzen sich Holzelemente, helle Putzflächen und grüne Faserzementtafel der Cembrit GmbH zu einem modernen Fassadenmix.

Geplant und gebaut wurde das Passivhaus Sophienallee im Zuge der 2008 initiierten Wohnungsbauoffensive 2 der Stadt Hamburg. Das Ziel: Die Errichtung von knapp 1 000 neuen Wohneinheiten – möglichst attraktiv für junge Familien. Die NeuStadtArchitekten aus Hamburg bewarben sich auf das Grundstück Sophienallee und überzeugten mit einem flexiblen Wohnungsbaukonzept. Zu­­sammen mit der Privatbau GmbH konzipierte das Architekturbüro ein Mehrfamilienhaus mit Eigentumswohnungen für eine Baugemeinschaft, das zusätzlich dem Aspekt des Mehrgenerationswohnens gerecht wurde.  

 

Tetris mal anders: Flexible

Wohnraumaufteilung

Eine Besonderheit bei der Konzeption des Passivhauses liegt in seiner massiven Schottenbauweise. Ein wesentlicher Faktor, der für eine hohe Flexibilität bei der Gestaltung unterschiedlicher Wohnungsgrundrisse sorgt. Denn die tragenden Wandscheiben wurden nach den individuellen Wohnwünschen der Baugemeinschaft geplant. So ermöglichen teilweise aufgelöste Wände die Nutzung zweier Achsbreiten. Durch dieses Konzept konnten kleine und große Wohnungen von 63 m2 bis zu 130 m2 sowie zwei Maisonettwohnungen realisiert werden. „Der Planungs- und Aufteilungsprozess der Wohnräume für eine Baugemeinschaft aus Jungen, Alten, Paaren, Singles und Familien erinnert etwas an Tetris, wenn man allen Wohnwünschen gerecht werden möchte“, so Petra Diesing von den NeuStadtArchitekten. Insgesamt entstanden auf Wunsch der Baugemeinschaft neben 16 Wohneinheiten auch zwei Gemeinschaftsräume. Zusätzlich umfasst das Gebäudekonzept eine Tiefgarage und die Verbindung des gemeinschaftlich genutzten Waschkellers mit Trockenraum über eine Rampe mit dem Garten.

 

Schotten dicht bei der Gebäudedämmung

Neben einem flexiblen Gebäudekonzept ermöglicht die Schottenbauweise zudem eine kreative Gestaltung der Fassade: Durch die tragenden kurzen Achsbreiten bleiben die langen Fassaden des Passivhauses unbelastet und können als hochgedämmte Holzrahmenfertigteile montiert werden. Ein entscheidender Faktor bei der Passivhauskonstruktion, denn so lassen sich die einzelnen Fassadenelemente, mit denen die montierte Holzunterkonstruktion verkleidet wird, ausreichend nach innen dämmen. Insgesamt umfasst die hoch wärmegedämmte Gebäudehülle eine Schicht aus 29 cm starken Holzelementen, einer 26 cm breiten dahinterliegenden Dämm­­schicht und einer zusätzlich angebrachten innenliegenden Dämmung von 10 cm. Diese zusätzliche Schicht ermöglicht es nicht nur, das Gebäude möglichst luftdicht zu bauen, sondern auch die Nutzung der Wände an der langen Achsseite, ohne die luftdichte Schicht zu beschädigen. ↓

Fassade im Dreiklang

Durch den Einsatz natürlicher Holzelemente verkörpert das Fassadenkonzept eine Alternative zu massiv in Stein konstruiertern Gebäuden und liefert damit einen weiteren Ansatz im Bereich des energieeffizienten Bauens. Die Idee der Architekten, ein klares und lebendiges Fassadendesign zu wählen, zeigt, dass auch bei einem Passivhaus eine kreative Gestaltung realisierbar ist. So entschloss man sich, den natürlichen Holzelementen auch helle Putzflächen zwischen dem 1. und 3. OG entgegenzusetzen und zur Verkleidung der Erker mit Faserzementtafeln. Das Ergebnis ist ein Fassadenspiel dreier unterschiedlicher Materialien, in dem sich die Flexibilität des Baukonzepts und Vielfältigkeit der Menschen in der Baugemeinschaft auch in der Außenwirkung des Objektes widerspiegelt. Zusätzlich unterstreicht ein durchdachtes Farbkonzept die unterschiedliche Materialität der gewählten Fassadenelemente. Die mit der Zeit vergrauenden Holzelemente ergänzen sich harmonisch mit den hellen Putzflächen und den farbbeständigen Faserzementtafeln der Cembrit GmbH. Ein Konzept, das auf Anhieb die Zustimmung der Baugemeinschaft fand.

 

Grüner Blickfang in der roten Stadt

Wer an Norddeutschland denkt, assoziiert diese Region schnell mit Backsteinhäusern und roten Klinkerfassaden. Ein Grund mehr für die Architekten, mit einem gegensätzlichen Farbkonzept und dem Einsatz grüner Faserzementtafeln zu überzeugen. Die Entscheidung bei der Wahl des Materials fiel dabei schnell auf die Faserzementtafeln der Cembrit GmbH. „Kaum ein anderer Hersteller bietet diese umfangreiche Farbpalette und damit die immensen Gestaltungsmöglichkeiten wie Cembrit. Zudem liegt der Reiz dieser Tafeln in ihrer leicht changierenden Wirkung. Da hat man keine tote Fläche an der Wand“, so die Architektin. Um das Farbspiel perfekt zu machen, entschied man sich für die Verwendung von zwei Farben der Cembrit Fusion Serie aus der Cembrit Urbannature Fassadentafelkollektion. Die frischen Grüntöne Street Safari und Liquid Olive betonen die formgebenden Erker der Fassade. Eine zufällige Montage der Tafeln unterstützt den Farbeffekt und sorgt für eine lebendige Fassadengestaltung.

Ein weiterer Anreiz der Architekten, Faserzementtafeln zu verwenden, lag darin, die Baumaterialien des Passivhauses auch hinsichtlich Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit auszuwählen. Denn im Vergleich zu anderen Baustoffen weist der Produktionsprozess von Faserzementtafeln eine gute Energiebilanz auf und die Tafeln sind vollständig recyclebar. Daneben überzeugten das niedrige Eigengewicht und die hohe Qualität der Faserzementtafeln in Funktionalität und Designmöglichkeit. So wurde das Material nicht nur für die Fassade, sondern auch für die Außenwirkung der beiden Treppenhäuser eingesetzt. Im Hinblick auf Design überzeugten die durchgefärbten Tafeln der Cembrit Fusion Serie besonders durch ihre Oberflächenveredelung mit einer halbtransparenten Lasur. Diese lässt die Tafeln changierend wirken und verleiht gestalteten Flächen einen ausdrucksstarken Charakter.

 

Passivhauskonzept mit Komfortfaktor

Neben dreifach verglasten Fenstern und der Gebäudedämmung wurden die beiden Gebäudehälften des Passivhauses mit zwei separaten raumlufttechnischen Anlagen ausgestattet. Ein stündlich stattfindender Austausch der Raumluft zu 50 % garantiert nicht nur einen hygienischen Luftwechsel, sondern auch die Vermeidung von Feuchtigkeit in Küchen und Bädern. Für einen hohen Komfort in den Wohnungen sorgt die individuell einstellbare Möglichkeit, Zu- und Abluftmenge durch eine dreistufige Regelung zu variieren. Obwohl mehr als 80 % Wärme über das installierte Wärmerückgewinnungssystem zurück gewonnen werden, bieten zusätzliche Heizkörper in den Wohnungen die Option, eine individuelle Temperierung der einzelnen Räu­­me vorzunehmen. Ein BHKW als „Schwarmkraftwerk“ (34 KW Wärmeleistung) produziert parallel Wärme und Strom. So wird das Haus mit Wärme für die Beheizung und die Warmwasserbereitung versorgt, während der Strom dem öffentlichen Netz zur Verfügung gestellt wird. Vorausschauend wurden bei der haustechnischen Konzeption bereits die Anschlüsse für eine Solaranlage von der Warmwasserzentrale bis zum Dach verlegt.


Fazit

Das Passivhaus Sophienallee überzeugt nicht nur durch ein flexibles und ausgeklügeltes Gebäude- und Wohnkonzept, sondern be­­sticht auch durch den harmonischen Materialmix bei der Fassadengestaltung.

Die Idee der Architekten, ein klares und lebendiges Fassadendesign zu wählen, zeigt, dass auch bei einem Passivhaus eine kreative Gestaltung realisierbar ist.
 

Ein stündlich stattfindender Austausch der Raumluft zu 50 % garantiert nicht nur einen hygienischen Luftwechsel, sondern auch die Vermeidung von Feuchtigkeit in Küchen und Bädern.

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