Verband schlägt Alarm: Nachfrage am Bau in Ostdeutschland bricht ein

Im ersten Quartal 2023 ist die Nachfrage nach Bauleistungen in Ostdeutschland spürbar zurückgegangen. „Das Zusammenspiel von hohen Baukosten und ungünstigen Finanzierungskonditionen führte zu einer erheblichen Eintrübung der Baukonjunktur“, erklärte Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost (BIVO, www.bauindustrie-ost.de), nach Bekanntgabe der Märzergebnisse durch das Statistische Bundesamt.

Auftragseingang: Wohnungsbau und Öffentlicher Bau brechen ein

Das Gesamtauftragsvolumen des ostdeutschen Bauhauptgewerbes belief sich im ersten Quartal 2023 auf insgesamt 4,5 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutete das einen nominalen Rückgang um 13,4 Prozent.  Am stärksten betroffen war der Wohnungsbau. Das Auftragsvolumen sank in diesem Segment um 46,1 Prozent auf knapp 600 Mio. Euro. Im Öffentlichen Bau erreichte der Auftragseingang 1,5 Mrd. Euro und verfehlte damit das Vorjahresergebnis nominal um 13,7 Prozent.  Darunter verzeichnete der Straßenbau mit Aufträgen in Höhe von 0,8 Mrd. Euro ein um 13 Prozent schlechteres Ergebnis als im ersten Quartal 2022. Im Wirtschaftsbau betrug der Auftragseingang 2,4 Mrd. Euro und überstieg sein Vorjahresergebnis nominal um 0,9 Prozent.  „Entsprechend einer aktuellen Verbandsumfrage rechnen die Bauunternehmen in Ostdeutschland im weiteren Jahresverlauf nicht mit einer Trendwende, was die insgesamt negative Nachfrageentwicklung anbelangt“, merkte Momberg an.

Umsatz: Rückgang im Wohnungsbau

Das Bauhauptgewerbe in Ostdeutschland erzielte im ersten Quartal 2023 Umsatzerlöse in Höhe von insgesamt 4,1 Mrd. Euro. Der Vergleichswert des Vorjahreszeitraums wurde damit nominal um 4,4 Prozent übertroffen. Das Umsatzaufkommen im Wohnungsbau sank nominal um 8,8 Prozent auf knapp eine Mrd. Euro. Der Umsatz im Öffentlichen Bau belief sich auf 1,3 Mrd. Euro (+4,7 %). Der Straßenbau ging dabei mit Erlösen von rd. 500 Mio. um 3,7 Prozent zurück. Einen nominalen Zuwachs verzeichnete der Wirtschaftsbau. Sein Umsatz betrug 1,8 Mrd. Euro (+12,6 %). „Das ostdeutsche Bauhauptgewerbe steuert gegenwärtig auf eine schwierige Situation zu, so dass schnellstmöglich Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, die den nach wie vor bestehenden massiven Baubedarf in tatsächliche Auftragsvergaben und damit Arbeit und Einkommen münden lässt“, betonte Momberg abschließend.

Berlin

Das Auftragsvolumen des Berliner Bauhauptgewerbes betrug im ersten Quartal 2023 insgesamt 875,4 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Minus von nominal 9,7 Prozent. Insbesondere der Wohnungsbau brach ein. Sein Auftragseingang verringerte sich nominal um 55,8 Prozent sich auf 174,1 Mio. Euro. Auch der Öffentliche Bau verbuchte mit Bestellungen von 178,2 Mio. Euro ein negatives Ergebnis (-1,4 %). Im Wirtschaftsbau lagen die Order bei 523,1 Mio. Euro und damit nominal über denen von 2022 (+32,6 %).

Der Umsatz des Bauhauptgewerbes belief sich im ersten Quartal 2023 auf 848,3 Mio. Euro. Gegenüber 2022 war das ein Plus von nominal 4,5 Prozent. Den stärksten Zuwachs verzeichnete der Wirtschaftsbau. Die Erlöse übertrafen hier mit 313,1 Mio. Euro den Vorjahreswert nominal um 22,9 Prozent. Der Öffentliche Bau verblieb mit 178,0 Mio. Euro nominal in etwa auf Vorjahresniveau (+0,7 %), wobei der Umsatz im Straßenbau auf 52,6 Mio. Euro sank (-1,1 %). Der Wohnungsbau fuhr mit Umsätzen von 357,2 Mio. Euro ein um 6,2 Prozent schlechteres Ergebnis ein als im ersten Quartal 2022. 

Brandenburg

Im Bauhauptgewerbe Brandenburgs wurde im ersten Quartal 2023 ein Gesamtauftragseingang von 688,3 Mio. Euro verbucht. In Relation zum Vorjahr war das ein starker Rückgang (nominal -19,2 %). Im Öffentlichen Bau wurde bei Aufträgen von 239,5 Mio. Euro der Vergleichswert von 2022 nominal um 20,4 Prozent verfehlt. Das Auftragsvolumen im Straßenbau belief sich auf 131,1 Mio. Euro (+4,2 %). Deutlich negativ entwickelte sich der Wohnungsbau. Sein Auftragswert ging nominal um 48,6 Prozent auf 78,6 Mio. Euro zurück. Der Wirtschaftsbau verzeichnete mit Aufträgen in Höhe von 370,2 Mio. Euro ein nominal um 7,1 Prozent schlechteres Ergebnis als im Vorjahreszeitraum.

Der Umsatz betrug im ersten Quartal 2023 693,4 Mio. Euro und bewegte sich damit nominal auf Vorjahresniveau (+0,0 %). Einen erheblichen nominalen Rückgang verzeichnete mit einem Umfang von 184,9 Mio. Euro allerdings der Wohnungsbau (-17,9 %). Im Öffentlichen Bau lagen die Umsatzerlöse bei 209,4 Mio. Euro, was einem nominalen Zuwachs von 6,9 Prozent entsprach. Der Umsatz im Straßenbau war allerdings mit 92,5 Mio. Euro um 5,8 Prozent niedriger als 2022. Im Wirtschaftsbau summierten sich die Umsätze auf 299,1 Mio. Euro. In Relation zum Vorjahreszeitraum bedeutete das einen nominalen Zuwachs von 10 Prozent.

Sachsen

Im ersten Quartal 2023 verzeichneten die Unternehmen des Bauhauptgewerbes ein Gesamtauftragsvolumen von 1,5 Mrd. Euro. Im Vorjahresvergleich bedeutete das einen nominalen Rückgang um 16,9 Prozent. Im Wohnungsbau war der Nachfrageeinbruch am stärksten. Sein Auftragswert verringerte sich gegenüber 2022 nominal um 42,3 Prozent auf 148,5 Mio. Euro. Im Wirtschaftsbau verzeichnete der Auftragseingang mit 823,2 Mio. Euro ein nominales Minus von 14,8 Prozent. Im Öffentlichen Bau ging der Auftragswert nominal um 9,5 Prozent auf 545,5 Mio. Euro zurück, darunter der Straßenbau mit Aufträgen in Höhe von 269,4 Mio. Euro um 11,4 Prozent.

Der Umsatz betrug im ersten Quartal 2023 insgesamt knapp 1,3 Mrd. Euro, was einem nominalen Wachstum von 7,4 Prozent entsprach. Deutlich rückläufig war allerdings der Wohnungsbau, dessen Erlöse sich auf 171,6 Mio. Euro verringerten (nominal -19,4 %). Der Öffentliche Bau steigerte sein Ergebnis nominal um 15,7 Prozent auf 434,7 Mio. Euro, wobei der Straßenbau um 5,0 Prozent auf 144,5 Mio. Euro zurückging.  Der Wirtschaftsbau verzeichnete Zuwachs. Mit einem Umsatzaufkommen von 656,1 Mio. Euro übertraf er sein Vorjahresergebnis nominal um 11,8 Prozent.

Sachsen-Anhalt

Im ersten Quartal 2023 wurden Aufträge in Höhe von 598,9 Mio. Euro erfasst. Das waren nominal 9,0 Prozent weniger als 2022. Zuwachs erfuhr nur der Wirtschaftsbau. Hier stiegen die Order nominal um 28,0 Prozent auf 362,0 Mio. Euro. Der Öffentliche Bau verzeichnete mit Aufträgen im Wert von 181,3 Mio. Euro ein Ergebnis deutlich unter dem des Vorjahres (‑37,3 %). Der Straßenbau verbuchte dabei einen Auftragswert von 110,5 Mio. Euro (‑33,2 %). Der Wohnungsbau verfehlte mit einem Volumen von 55,6 Mio. Euro nominal das Ergebnis des Vorjahreszeitraums ebenfalls spürbar (-35,6 %).

Die Umsatzerlöse lagen im ersten Quartal 2023 mit einem Umfang von 504,9 Mio. Euro nominal über denen von 2022 (+10,1 %). Den stärksten nominalen Zuwachs verzeichnete der Wirtschaftsbau. Die Erlöse waren hier mit 252,1 Mio. Euro um 25,9 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Ihm folgte der Wohnungsbau mit einem nominalen Wachstum von 4,4 Prozent auf 81,1 Mio. Euro. Der Öffentliche Bau musste mit einem Umsatzaufkommen von 171,7 Mio. Euro insgesamt ein nominal 5,1 Prozent schlechteres Ergebnis als 2022 verkraften, wobei aber der Umsatz im Straßenbau um 19,2 Prozent auf 89,1 Mio. Euro anstieg.

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