Teufelskreis Energieeffizienz: Kostenersparnisse und neue Geräte steigern den Energiebedarf, Bedeutung von Ökostrom wächst

Das Interesse an energieeffizienten Geräten ist groß. Schließlich sparen sie Energie und damit Kosten. Leider zeigen Studien, dass sinkende Energieausgaben den Energiebedarf am Ende oft steigen lassen. „Ist etwas günstiger, gehen wir weniger sorgsam damit um. Energieeffizienz und sinkende Energiekosten können ein wahrer Teufelskreis für den Klimaschutz sein, wenn sie nicht gleichermaßen mit der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien einhergehen“, betont Florian Henle, Geschäftsführer des Ökoenergieversorgers Polarstern.

Umso wichtiger ist es, bei steigender Energieeffizienz von Geräten erneuerbare Energien zu nutzen und auszubauen. Dass die Energiekosten künftig stärker an die  CO2-Emissionen gebunden sind, wie es im Klimapaket beschlossen wurde, sei hierbei ein wichtiger Meilenstein, sagt Florian Henle.

Ökostrom-Spezialtarife sind ein wichtiges Angebot, um gerade bei großen Stromverbrauchern im Haushalt einen preislich attraktiven und zugleich klimafreundlichen Energieverbrauch zu unterstützen. Inzwischen gibt es Ökostrom-Spezialtarife für Wärmepumpen und Elektroautos, genauso wie für Nachtspeicherheizungen. „Damit in Zukunft bei steigendem Bedarf ausreichend Ökostrom zur Verfügung steht, muss gleichzeitig dringend der Ausbau erneuerbarer Energien verstärkt werden – über das EEG hinaus“, betont Florian Henle. Und genau das leisteten Ökostrom-Tarife etwa mit dem Grüner Strom-Label.

Der Strombedarf privater Haushalte

Von 2010 auf 2017 ist der Strombedarf für Elektrogeräte laut Statistischem Bundesamt pro Haushalt im Mittel um 9 Prozent gesunken. Betrachtet man jedoch die Stromersparnis der großen Elektrogeräte im Haushalt liegt sie bei Kühl- und Gefriergeräten mit dem besten Energielabel A+++ verglichen zu A+ bei rund 50 Prozent, bei Waschmaschinen sind es rund 30 Prozent. Insgesamt entfällt auf Küche und Waschraum über die Hälfte des Strombedarfs im Haushalt, so dass effiziente Geräte entsprechend stärker den Strombedarf für Elektrogeräte im Haushalt senken müssten. Dass sie es nicht tun, liegt zum Teil an der steigenden Gerätezahl, aber vor allem auch am sogenannten Rebound-Effekt.

Es gibt viele verschiedene Reboundfallen

Wenn wir Energie und Kosten sparen, ist unser Umgang mit effizienten Geräten oft sorgloser – weil es ja weniger verbraucht, so der Trugschluss. Auch beim Gerätekauf zeigt sich ein Trend, der dem Effizienzziel zuwiderläuft: Die steigende Nachfrage nach Großgeräten. Dabei verbraucht ein großer Kühlschrank mehr Strom als ein kleiner – trotz gleichem Energie-Effizienzlabel.

Aber nicht nur im Umgang und beim Kauf effizienter Geräte lauern Reboundfallen. Eine Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) zeigt, dass auch Energieeinsparungen nach Gebäudesanierungen häufig nicht die Erwartungen an geringere Energieverbräuche erfüllten. Im Zuge der Sanierung von Wohngebäuden sei dies insbesondere auf Verhaltensänderungen der Bewohner zurückzuführen, sprich auf ein weniger energiesparsames Verhalten.

Genauso können sinkende Preise zu erhöhten Energieverbräuchen führen, das wiederum unterstreicht eine Studie, die den Erdgas- und Heizölverbrauch in Mehrfamilienhäusern untersucht hat. Die Autoren gehen von einem Zusammenhang aus zwischen dem Preisniveau für Heizenergie und dem Verbrauch: Sinken die Preise, steige mit einem Jahr Verzögerung der Verbrauch – und umgekehrt.

Das alles zeigt: Energieeffizienz birgt viele Reboundfallen. Allein mit mehr Energieeffizienz werden wir das Klima nicht schützen können. Energieeffizienz erfordert vielmehr auch eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien. „Beides, Energieeffizienz und erneuerbare Energien, muss verstärkt werden und bedürfen einander mehr denn je“, sagt Florian Henle.

Ohne nachhaltigen Konsum und nachhaltiges Wirtschaften läuft nix

Der Energiebedarf weltweit wächst nicht nur in den Haushalten. Die Produktions- und Rechenzentren dieser Welt verzeichnen ebenfalls eine hohe Nachfrage. Ein Großteil des Energiebedarfs im Lebenszyklus eines Gerätes entfällt auf die Produktion. „Dem können wir nur mit einem bewussten Konsum und einem nachhaltigen Wirtschaften begegnen“, sagt Florian Henle. Ein Smartphone etwa verursacht ohne Ökoenergie in der Herstellung fünf bis zehn Mal so viel Energie und  CO2 wie in der Nutzung.

„Wir brauchen ein Umdenken in der Wirtschaft und in unserem Konsum“, fordert Florian Henle, Geschäftsführer des Ökoenergieversorgers und Social Business Polarstern. Der Drang zu mehr Konsum stelle uns vor eine unlösbare Aufgabe – sofern wir nicht gegensteuerten. Die wachsende Weltbevölkerung und der wachsende Wohlstand trieben das in immer neue Höhen, die allein durch einen effizienteren Umgang mit Geräten nicht auszugleichen seien. „Wir müssen bewusster mit den Ressourcen umgehen. Mehr reparieren und recyceln.“

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