Gebäudesanierung: Studie zeigt enormes Energieeinspar-Potenzial

Neue Untersuchungen des Beratungsunternehmens Guidehouse zeigen, dass, wenn Deutschland bis 2033 in die gezielte Sanierung der energetisch schlechtesten Gebäude investiert, die Energiekosteneinsparungen nach zwanzig Jahren 55 Prozent höher wären, als die erforderlichen Sanierungs-Investitionen. Bei europaweit sehr hohen Ambitionen könnten die gesamten Energiekosteneinsparungen bis zu 345 Mrd. Euro betragen.

60 Prozent der Deutschen besorgt wegen hohen Energiekosten

Das ergibt sich aus einer neuen Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Savanta, die zeigt, dass für die Deutschen die Sorge um ihre Heiz- und Energiekosten langfristig sogar höher ist als derzeit: Während 30 Prozent der befragten Deutschen entweder etwas oder sehr besorgt über ihre Energiekosten für diesen Monat sind, sind es, gefragt nach den nächsten ein bis fünf Jahren, 60 Prozent.

Voraussetzungen zur Sanierung der energetisch ineffizientesten Gebäude zu schaffen, ist ein zentraler Bestandteil der derzeitigen Verhandlungen zur Energieeffizienzrichtlinie für Gebäude auf EU-Ebene. Die Bundesregierung hat sich kürzlich kritisch gegenüber Teilen der Maßnahme positioniert, obwohl diese zukünftig zur Senkung der Energiekosten führen würde.

Florian Schöne, Geschäftsführer des Dachverbands der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen (Deutscher Naturschutzring) sagt dazu: „Angesichts der aktuellen Debatte rund um die EU-Richtlinie für Energieeffizienz in Gebäuden ist es wichtig, nicht aus den Augen zu verlieren, was tatsächlich durch die Richtlinie geregelt wird und was Gerüchte sind. Die Richtlinie verpflichtet nicht zur Sanierung aller Wohngebäude, sondern legt lediglich Mindeststandards für die am schlechtesten abschneidenden Gebäude fest und selbst für diese gibt es verschiedene Ausnahmen. Die Untersuchung bestätigt, dass die Vorteile der Modernisierung der am wenigsten energieineffizienten Gebäude viel größer sind, als die Kosten. Dies ergibt nicht nur wirtschaftlich auf lange Sicht Sinn, sondern ist zudem die einzige Möglichkeit, sicherere und gesündere Wohnungen zu schaffen.“

Eine von der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) in Auftrag gegebene Untersuchung zu den Kosten für die Modernisierung der energetisch schlechtesten Gebäude, die ebenfalls von Guidehouse durchgeführt wurde, ergibt, dass die Maßnahmen nicht mit hohen Kosten für einzelne Hausbesitzer verbunden sein müssen. Laut den Berechnungen fallen Investitionen zwischen wenigen tausend Euro für eine Maßnahme und unter 15.000 Euro bei zwei Maßnahmen an, um die Anforderungen zu erfüllen.

Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF, erklärt dazu: „Bezahlbare und äußerst kosteneffiziente Lösungen stehen zur Verfügung, um Verbraucher aus der Energiekostenfalle zu befreien. Nicht nur Menschen, die in solchen Gebäuden leben, sondern unsere gesamte Wirtschaft wird von Mindestenergiestandards profitieren, um energiefressende Gebäude zu sanieren. In den meisten Fällen können die diskutierten Sanierungsanforderungen mit kostengünstigen Maßnahmen erreicht werden. Darüber hinaus ist eine solide öffentliche Finanzierung erforderlich, um es jedem zu ermöglichen, individuelle Sanierungspläne zu verfolgen.“

Besonders große Sorgen bei Mietern

Auch Mieterverbände fordern ehrgeizige Sanierungsmaßnahmen, da eine von dem Marktforschungsunternehmen Savanta durchgeführte Studie zeigt, dass Mieter – die 51 Prozent der deutschen Bevölkerung ausmachen – besonders besorgt über die Widerstandsfähigkeit ihrer Wohnungen und ihre zukünftigen Energiekosten sind.

Nach Jahren mit immer extremeren Temperaturen berichten viele Mieter, dass sie ihre Wohnungen während sehr kalten Wintern (23 Prozent) oder extrem heißen Sommern (36 Prozent) entweder gar nicht oder nur unzureichend auf einer angemessenen Temperatur halten können. Diese Angaben fallen deutlich höher aus als bei Hausbesitzern ohne Hypothek während der Winter (15 Prozent) und Sommer (20 Prozent).

Insgesamt sind etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) aller Deutschen zufrieden mit der Energieeffizienz ihrer Wohnungen. Bei Mietern in privaten Wohnungen fällt dieser Anteil mit 33 Prozent niedriger aus. Mieterverbände weisen darauf hin, dass das Zurückziehen der zentralen Elemente der EPBD keine Lösung für die Energie- oder Wohnungsnot ist. Einer von drei Mietern ist derzeit von den Wohnkosten überfordert.

Lisa Vollmer, Sprecherin von Mieter*innen For Future, sagt dazu: „Die Einführung von Mindestenergiestandards im Gebäudebereich ist dringend notwendig, um Vermietende endlich dazu zu bringen, energetisch zu modernisieren und so uns Mieter*innen vor hohen Heizkosten und Hitzebelastung zu schützen, verbunden mit der Abschaffung der Modernisierungsumlage, um uns vor Verdrängung zu schützen. Deutschland und Frau Geywitz verpasst hier mutwillig die Chance, eine klimagerechte Wohnungspolitik sozial und ökologisch zu gestalten – mal wieder auf Kosten von uns Mieter:innen.“

Die Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden wurde im März im Europäischen Parlament mit einer soliden Mehrheit angenommen. Die Verhandlungen befinden sich nun in der Trialogphase, in der die EU-Regierungen mit dem Parlament und der Kommission verhandeln.

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