Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle: Neuer Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes konterkariert Klimaziele

Berechnungen zeigen, dass durch die Abschwächungen im aktuellen Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes mit bis zu 20 Prozent mehr CO2-Emissionen im Quartier gerechnet werden muss. Dies widerspricht den Klimaschutzzielen der Bundesregierung immens.

Nach der sogenannten Innovationsklausel (Paragraf 103) kann ein Quartier aus mehreren Gebäuden bei einer Sanierung gemeinsam die Anforderungen an die Energieeffizienz erfüllen. Das heißt konkret bei einem Beispiel von zehn Gebäuden: Wird ein Gebäude im Quartier energieeffizient modernisiert, reicht für die restlichen neun Gebäude ein erheblich niedrigerer Standard für die Gebäudehülle aus –  mit Abschwächungen von bis zu 40 Prozent.

Das Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW München), dem aus umgesetzten Sanierungsvorhaben konkrete Daten vorliegen, hat errechnet, dass bei der Sanierung eines solchen Quartiers aus Ein-/Zweifamilienhäusern über 20 Prozent mehr CO2 emittiert werden würden, als bei einer Sanierung aller Gebäude nach Energieeinsparverordnung (EnEV).

Prof. Dr. Andreas Holm vom FIW München dazu: „Mit Blick auf 2050 ist es fahrlässig, solche Regelungen in einem Gesetz zu verankern. Das dient vielleicht der kostengünstigen Sanierung, aber weder den Mietern, die einen schlechten energetischen Standard bei einer Erhöhung der Energiepreise sofort zu spüren bekommen, noch dem Klima. Gebäude, die jetzt mehr schlecht als recht saniert werden, sind nicht zukunftsfähig und erst recht nicht klimaneutral bis 2050.“

Der Gebäudesektor spielt eine wesentliche Rolle für die Klimaschutzziele, immerhin sind Gebäude für 30 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Dabei haben nach aktueller Schätzung deutlich über 60 Prozent der Gebäude einen unzureichenden energetischen Standard.

„Die Aufweichung der bisherigen Effizienzanforderungen in der Innovationsklausel ist ein Schritt in die falsche Richtung und gefährdet die Erfüllung der Klimaziele. So werden Strafzahlungen Deutschlands immer wahrscheinlicher. Und was daran innovativ sein soll, erschließt sich mir nicht“, so Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG).

Ohne eine deutliche Anhebung der Sanierungsrate und der Sanierungstiefe bei Bestandsgebäuden werden die Klimaschutzziele der Bundesregierung nicht eingehalten werden können. Das Gebäudeenergiegesetz muss in diesem Punkt dringend nachgebessert werden.


Thematisch passende Artikel:

Fünf Jahre BuVEG: Vom Newcomer zur wichtigsten Stimme der gesamten Gebäudehülle

Der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG, www.buveg.de) bündelt seit September 2016 die Interessen wichtiger Unternehmen und Hersteller aus den Bereichen Steinen, Fenstern, Türen,...

mehr
Ausgabe 11/2021 Energieversorgung

Zukunft im Quartier: energieeffizient und digital

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Der Immobilienbranche, die rund 35 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland verursacht, kommt dabei eine große Bedeutung zu....

mehr

Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle zu GEG-Gesetzentwurf: Tragischer Rückschritt für klimaneutralen Gebäudesektor

Der aktuelle Entwurf für die Änderung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) wirft nach Angaben des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG, www.buveg.de) die Anstrengungen für einen...

mehr

Baurechtsexpertin warnt vor Konfliktpotenzial mit neuem Gebäudeenergiegesetz

Deutschlands Bau- und Immobilienbranche steht vor einer Energiewende – spätestens nach dem Beschluss des EU-Parlaments im März 2023 für verschärfte Anforderungen an die Energieeffizienz von...

mehr

Gebäudesektor verfehlt Klimaziele: IG BAU fordert mehr Know-how für Sanierungen

Mit Blick auf die bekannt gewordenen Zahlen des Umweltbundesamtes, nach denen der Gebäudesektor die CO2-Einsparziele weiterhin deutlich verfehlt, fordert die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt...

mehr