Angebotsverknappung: Deutlicher Mietanstieg für Berlin erwartet

Der Berliner Wohnungsmarkt behauptet sich auch im aktuell herausfordernden Umfeld. Treiber der Entwicklung ist die wachsende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Die Zahl der Haushalte steigt weiterhin kontinulierlich an. Für Flüchtende aus der Ukraine ist in Deutschland Berlin die erste Anlaufstelle. Dies erhöht den Druck auf die Nachfrageseite zusätzlich. „Eine präzise Größenordnung dieser Zuwanderung lässt sich derzeit noch nicht beziffern, klar ist jedoch, dass die Auswirkungen auf den Berliner Wohnungsmarkt beträchtlich sein werden“, so Heiko Holborn, Head of Residential Investment Wohn- und Geschäftshäuser Colliers Berlin (www.colliers.de). „Hinzu kommt, dass die höheren Zinsen einige zuvor kaufbereite Haushalte in den Mietmarkt abdrängen, was der Mietentwicklung einen weiteren Schub verleiht.“ Die Angebotsseite hingegen ist von sinkenden Neubauzahlen geprägt. 2019 kamen knapp 19.000 neue Wohnungen auf den Markt, 2021 waren es nur noch 15.870. Deshalb werden die Mieten für Bestandswohnungen in allen Lagequalitäten weiter anziehen.

Dies sind einige Ergebnisse des frisch erschienenen Colliers-Marktberichts „Residential Investment Deutschland 2022/2023“. Für Neuvermietungen stellt der Bericht im ersten Halbjahr 2022 eine Steigerung der Durchschnittsmieten von 16,95 auf 17,10 Euro pro Quadratmeter fest, bei den Bestandsmieten einen prozentual noch höheren Anstieg von 10,80 Euro auf 11,25 Euro pro Quadratmeter.

Für Wohn- und Geschäftshäuser geht der Marktbericht aufgrund der gestiegenen Zinsen von sinkenden Mietmultiplikatoren aus. „Die steigenden Mieten gleichen diesen Effekt teilweise wieder aus. Die Bruttorenditen werden deshalb auch bei stagnierenden Preisen anziehen“, progostiziert Heiko Holborn.

Hinsichtlich der Kaufpreise von Eigentumswohnungen blickt der Berliner Markt auf ein sprunghaftes Wachstum zurück. Das mittlere Jahreswachstum lag im Bestand und im Neubausegment seit 2017 im Jahresmittel bei rund zehn Prozent. „Derzeit beobachten wir eine eher uneinheitliche Entwicklung“, so Heiko Holborn. „Dem weiter zunehmenden Nachfrageüberhang auf der einen stehen die deutlich gestiegenen Zinsen auf der anderen Seite gegenüber. Auf mittlere Sicht erwarten wir eine Rückkehr der Preise auf den Wachstumspfad, wenn auch mit möglicherweise geringerer Dynamik als zuvor.“

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