Kreativer Umbau

Wo einst Richter urteilten, wohnen jetzt Menschen

Im ehemaligen Wiesbadener Gerichtsviertel trifft Vergangenheit auf Zukunft: Das historische Areal „Altes Gericht“ wandelt sich zum modernen Stadtquartier. Zentral gelegen entsteht dort ein Ort „von vielen für viele“. Hier wird gearbeitet, gegründet, gelehrt, gelernt und gelebt. Ein richtungsweisendes Projekt, das weit über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus für Furore sorgen könnte.

2016 hat die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW, www.nahwest.de) das knapp 5.300 Quadratmeter große Areal des Alten Gerichts zwischen Moritz-, Oranien-, Albrecht- und Gerichtsstraße vom Land Hessen erworben. Damit brachte sie den Stein ins Rollen: Schrittweise entwickelt sich das zentrumsnahe Viertel zu einem Leuchtturmprojekt, das Vorbildfunktion für historisch gewachsene Städte mit ähnlicher Struktur besitzen könnte.

In den oberen Stockwerken des geschichtsträchtigen Gebäudes, in dem von 1897 bis 2009 das Wiesbadener Amts- und Landgericht residierte, und im direkt angrenzenden Beamtenhaus hat Hessens größtes Wohnungsunternehmen in den letzten drei Jahren 48 Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von rund 3.800 Quadratmetern behutsam saniert. Im September 2022 wurde das Ensemble im Beisein der hessischen Staatssekretäre Jens Deutschendorf und Dr. Martin J. Worms offiziell eingeweiht, die ersten Bewohnerinnen und Bewohner sind inzwischen eingezogen.

Hauptmieter der restlichen drei Etagen mit rund 2.000 Quadratmetern Gewerbefläche ist der Coworking-Anbieter heimathafen. Die Intention des Geschäftsführers Dominik Hofmann: einen neuen „Hafen“ mit einmaligem Ambiente schaffen und die ganze Bandbreite der Stadtgesellschaft in Wiesbadens Mitte zusammenführen. Wie schon am Gründerstandort des heimathafen in unmittelbarer Nähe, wird es auch im Alten Gericht ein Café geben. Hofmann: „Das Gebäude war immer öffentlich zugänglich und das soll auch im Erdgeschoss so bleiben.“

Außen Historismus, innen Innovation

Doch Hofmanns Vision, an der er mit seinen Mitstreitern seit über sieben Jahren arbeitet, ist noch weitaus umfassender: „Außen steht der Historismus im Vordergrund, innen die Innovation.“ Für Letzteres steht vor allem das Gründer- und Kreativzentrum, das im Untergeschoss einziehen wird. Mit Coworking- sowie Einzel- und Mehrfachbüros bietet es flexible Lösungen für Freiberufler, Startups, Mittelständler und digitale Nomaden. 

Das erste Obergeschoss wird ebenfalls integriert: Der denkmalgeschützte Schwurgerichtssaal etwa soll für Tagungen, Konferenzen, Vorträge und Veranstaltungen selbst genutzt und auch vermietet werden. Zielgruppen: junge, aber auch etablierte Unternehmen mit punktuell zusätzlichem Raumbedarf, Studierende, Bürgerinnen und Bürger, Kunst- und Kulturschaffende, Vereine und Initiativen. 

Events, Seminare, Workshops und Ausstellungen hauchen auch der früheren „Civilkammer“ neues Leben ein. Gemeinsam mit vielen Partnern soll dort ein Ort des Zusammenlebens entstehen. „Unser eigentliches Ziel war es schon immer, Raum für Gemeinschaft und Austausch zu schaffen“, so Hofmann. „Wir möchten einen Ort kreieren, der Menschen zusammenbringt, Energie freisetzt, inspiriert und Impulse aussendet. Ein Hub für Kreativität, Gründergeist und soziale Innovation – das Alte Gericht kann ein Gesamtkunstwerk werden. Das wird sich auch weit über die Stadtgrenzen hinaus herumsprechen.“

Im November hat die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt die Flächen an den heimathafen übergeben, seit Januar 2023 sind sie öffentlich nutzbar. Auch für Geschäftsführer Dr. Constantin Westphal, innerhalb der NHW für Akquisition, Projektentwicklung und Immobilienmanagement zuständig, besitzt das Projekt große Strahlkraft: „Die Kombination aus Wohnen und Kreativszene ist eine spannende Mischung, durch die eine völlig neue Milieu-Harmonie entsteht. Davon profitiert nicht nur das umliegende Quartier, sondern letztlich auch die ganze Stadt.“

Motor für Wachstum und Wettbewerb

Auch in anderer Hinsicht könnte sich das Vorhaben bereichernd auf den Standort Wiesbaden auswirken. Dann etwa, wenn das Alte Gericht zum überregionalen Hotspot für kluge und kreative Köpfe wird. Denn: Startups und Unternehmensgründungen sind eine solide Basis für wirtschaftliches Wachstum. Neue Ideen, Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle modernisieren seit geraumer Zeit nicht nur die Wirtschaftsstruktur, sie schaffen auch neue Arbeitsplätze und fördern die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit. Für genau diese Entwicklungen braucht es aber – auch in der Landeshauptstadt – einen Ort. Mit dem geplanten Gründer- und Kreativzentrum schaffen die Betreiber des heimathafen hierfür optimale Voraussetzungen.

Damit einher geht eine steigende Nachfrage nach Wohnraum. Eine Aufgabe, der die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt im Rahmen des Gesamtprojekts ebenfalls gerecht wird. Als Teil der zentrumsnahen Revitalisierung hat sie das denkmalgeschützte Hauptgebäude des Alten Gerichts saniert und dort in den oberen Stockwerken 42 frei finanzierte Wohnungen im Neubaustandard errichtet. Sechs weitere kommen im angrenzenden Seitenbau, dem sogenannten Beamtenhaus, hinzu. Neben 15 Ein-Zimmer-Wohnungen sind acht Zwei-Zimmer-, 18 Drei-Zimmer- und sieben Vier-Zimmer-Wohnungen entstanden. Sie verfügen über Wohnflächen zwischen 42 und 142 Quadratmetern, einzigartige Grundrisse und hohe Raumhöhen – in einigen Fällen sogar bis zu 4,60 Meter.

Die Holzfenster stammen teilweise noch aus den 1880er Jahren. Ein Großteil von ihnen blieb – dank fachgerechter Aufarbeitung – erhalten. Dahinter wurden moderne Doppelfenster eingebaut, die den heutigen energetischen Vorgaben entsprechen. Die Eingangsbereiche und Treppenhäuser mit ihren reichen Stuckverzierungen wurden fachgerecht saniert, der Anstrich ist der ursprünglichen Farbkomposition nachempfunden. An einigen Stellen wurden punktuell frühere Wandmalereien, die bei der Sanierung zum Vorschein gekommen waren, erhalten.

Für die künftigen Mieterinnen und Mieter bedeutet das: Wohnen in einem außergewöhnlichen historischen Ambiente mit einzigartiger Identität – ohne auf zeitgemäßen Komfort verzichten zu müssen. „Jedes Gebäude erzählt eine Geschichte. Unsere Aufgabe ist es, diese spür- und sichtbar zu machen“, so Monika Fontaine-Kretschmer, Technische Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt. „Der Umgang mit der denkmalgeschützten Bausubstanz hat uns immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, deren Lösung die neu entstandenen Wohn- und Gewerbeflächen sicherlich unverkennbar und einmalig machen.“

Wohnraum auch für Studierende

Ebenfalls fertiggestellt und seit Herbst 2020 in Betrieb: das Studierendenwohnheim mit 109 Appartements, das die NHW auf einem Teilstück an der Oranienstraße errichtet hat. Der Neubau ist in L-Form angeordnet und bietet eine Gesamtwohnfläche von rund 2.700 Quadratmetern – Generalmieter ist „WfS – Wohnen für Studis“. Jedes der bis zu 25 Quadratmeter großen Appartements verfügt über eine Einbauküche und einen schnellen Internetanschluss. „Gerade Studierende brauchen kleine All-Inclusive-Wohnungen, die zu ihrer Lebenssituation passen. Genau das haben wir hier realisiert“, betont NHW-Geschäftsführer Dr. Constantin Westphal. 

Entstanden ist auch eine Tiefgarage mit 97 Plätzen, 109 Stellplätze für Fahrräder kommen im Hof hinzu – ebenso eine Ladestation mit zwei E-Lastenrädern. Das Wohnheim wird gemäß EnEV 2016 über Fernwärme mit Energie versorgt und befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Neubau der Hochschule Fresenius. Damit wird das Ensemble zwischen Gerichtsstraße und Albrechtstraße zu einem attraktiven innerstädtischen Campus. Zudem entsteht in der Gerichtsstraße zwischen Oranien- und Moritzstraße eine Fußgängerzone samt Quartiersplatz. „Wir wollen die Synergien nutzen und unseren Mieterinnen und Mietern innerhalb des neuen Viertels kurze Wege und ein kommunikatives Umfeld anbieten“, so Westphal weiter. So könnten die Studierenden beispielsweise das Coworking-Angebot im Alten Gericht wahrnehmen, in den direkten Wissensaustausch mit anderen jungen Gründerinnen und Gründern treten und gleichzeitig ein Netzwerk mit Menschen aus der Stadtgesellschaft bilden.

Insgesamt hat Hessens größtes Wohnungsunternehmen rund 24 Mio. Euro in das Projekt investiert. Im August 2022 erhielt das Alte Gericht im Rahmen des „3. Hessischen Preises für Innovation und Gemeinsinn im Wohnungsbau“ unter dem Motto „Kreativer Umbau im Bestand“ von der Landesregierung eine Anerkennung.

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