Bauen mit RC-Beton

Wieviel Kreislaufführung ist im Hochbau möglich?

Einführung

Kreislaufwirtschaft und Urban Mining im Gebäudebestand sind hochaktuelle Themen. Sie nehmen in derzeitigen Strategieprozessen der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) (BMUV 2024) sowie der Nationalen Urban Mining Strategie (NUMS) (Öko-Institut e. V. 2025; UBA 2022) einen zentralen Stellenwert ein. Das Bauen dominiert die Materialströme aus langlebigen Gütern, und dies vor allem durch die im Bausektor vorherrschende Dominanz mineralischer Massenbaustoffe. Eine grundlegende Voraussetzung, die Nachfrage nach diesen Materialien aus dem anthropogenen Lager zu decken, ist deren ausreichende Verfügbarkeit. In diesem Beitrag diskutieren wir dies anhand der Materialien zur Herstellung von Beton für den Hochbau in Deutschland.

Wir knüpfen hierbei an eine vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung im Jahre 2017 veröffentlichte Studie zu Materialströmen im Hochbau an, welche Potenziale für eine Kreislaufwirtschaft im Gebäudebestand Deutschlands abschätzt (BBSR 2017). Basierend auf Datengrundlagen zur Bevölkerungsvorausberechnung von 2010 gingen die Autoren dieser Studie davon aus, dass sich die 2010 gezeigte Dominanz der Zuströme von Baumaterialien in den Gebäudebestand im Zeitraum 2020 bis 2050 deutlich zugunsten der Abflüsse wenden wird. Damit stünden zukünftig deutlich mehr Materialien für ein Recycling zur Verfügung.

Wir stellen diese Materialflüsse im Lichte der aktuell verfügbaren Bevölkerungsvorausberechnung dar und nehmen eine Einschätzung vor, wie sich damit ein geschlossener Materialkreislauf innerhalb des Hochbausektors abbilden lässt. Hierfür verwenden wir einen überschlägigen Modellierungsansatz und fokussieren dabei auf zukünftige Potenziale der Deckung des Rohstoffbedarfs der Betonnachfrage im Hochbau mit Sekundärstoffen, die aus Bauschutt aus dem Abriss von Gebäuden hergestellt werden können.

Derzeitige Praxis

Im Monitoring-Bericht 2022 von Kreislaufwirtschaft Bau (2024) wurden 207,9 Mio. t mineralische Bauabfälle erfasst. Hiervon entfallen 26,6 % auf Bauschutt aus Hoch- und Tiefbau. Dieser umfasst neben der Abfallfraktion Beton auch Ziegel, Gemische aus Fliesen, Ziegel und Keramik und auch Gemische aus Beton, Ziegeln, Fliesen und Keramik. Bauschutt wurde zu rund 82 % recycelt. Zusammen genommen decken Recycling-Baustoffe aus den Abfallfraktionen Bauschutt, Straßenaufbruch, Boden & Steine und Baustellenabfall 13,3 % des Bedarfs an Gesteinskörnungen (Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V 2023). Rund 1 –  1,5 % werden als Sekundärmaterial zur Herstellung von Betonen eingesetzt (Bauingenieur 2022, Bauplaner 2023).

Schätzansatz - Methodische Grundlagen und Annahmen

Flächenkonsum und Bevölkerungsentwicklung als Treiber

Dem Schätzansatz liegt die Annahme zugrunde, dass der spezifische Flächenkonsum je Einwohner maßgeblich die Bautätigkeit bestimmt und damit unmittelbar von der Bevölkerungsentwicklung bestimmt wird. 2020 lag der Konsum an Wohnfläche (Wfl.) in Wohn- und Nichtwohngebäuden in Deutschland bei 47,4 m² pro Kopf (StaBu 2024). Unsere Rechnungen beziehen sich auf Wohngebäude. Hier ermittelten wir einen Wert von 45,9 m²/EW. Der Nutzflächen (Nfl. )-Konsum pro Einwohner kann nach BBSR 2017 auf ca. 42,3 m² geschätzt werden. Basierend auf Experteneinschätzungen geht die BBSR-Studie 2017 davon aus, dass der individuelle Wfl.-Konsum wie auch die einwohnerbezogene Nfl.-Ausstattung in Nichtwohn­gebäuden (NWG) allmählich abflacht. Es wurde angenommen, dass der Wfl.-Konsum bis 2050 ein Limit von 50 m² nicht überschreitet. Bei der Nfl.-Ausstattung von NWG wurden 44 m² als Obergrenze definiert.

Einwohnerspezifische Neubau- und Abrissquoten
Im Zeitraum von 2010 bis 2021 wurden durchschnittlich 0,15 m² Wfl.[1] in Wohngebäuden (WG) und 0,32 m² Nfl. in NWG pro Einwohner (EW) neu gebaut. Im selben Zeitraum wurden 0,012 m² Wfl.[2] und 0,08 m² Nfl. pro EW abgerissen. Würden diese Quoten in die Zukunft fortgeschrieben, wären die oben beschriebenen Limits sehr bald überschritten. BBSR 2017 führt aus diesem Grunde entsprechende Korrekturfaktoren ein.

Diesem Vorgehen folgend wird für die Neubautätigkeit angenommen, dass sie gegenüber 2020 bis 2030 um 20 % und bis 2050 um 60 % zurückgeht gegenüber dem Basisjahr 2020. Die in der Statistik berichtete Abrisstätigkeit gilt aufgrund spezifischer Regelungen hinsichtlich der Genehmigungs- und Anzeigepflicht im Falle eines Gebäudeabrisses als unvollständig. Zudem wird implizit davon ausgegangen, dass der Gebäudeabriss bei zunehmender Bestandsunterauslastung ansteigt. BBSR 2017 berücksichtigt deshalb gleichfalls Korrekturfaktoren für den Abriss. In Anlehnung daran setzen wir für die Abrisstätigkeit eine Erhöhung um Faktor 1,5 bis 2030 und um Faktor 3,0 bis 2050 an.

Projektion auf Grundlage der Bevölkerungsvorausberechnung und Materialkennziffern

Aktuelle Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland liegen mit der 15. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung vor (Destatis-15.KBVB). Der hier vorgestellte Ansatz legt die Entwicklungsvariante G2L2W2 zugrunde, die als „moderate Entwicklung bei mittlerem Wanderungssaldo“ beschrieben ist. Demnach steigt die Bevölkerungszahl bis Anfang der 2030 gegenüber 2020 um 2 % an, bevor sie bis 2050 wieder in Richtung Niveau 2020 zurückfällt. Aus der Bevölkerungsentwicklung und den oben beschriebenen Annahmen lässt sich eine zukünftige Neubau- und Abrisstätigkeit für Ein-/Zweifamilienhäuser (EFH), Mehrfamilienhäuser (MFH) und NWG berechnen, ausgedrückt in m² Wfl. und Nfl. Spezifische Materialkennziffern typischer Vertreter dieser Gebäudearten sind über das Informationssystem Gebaute Umwelt (IÖR-ISBE) abrufbar, einem Service des IÖR-Forschungsdatenzentrums. Hieraus lassen sich Materialimplikationen von Neubau und Abriss differenziert nach Materialgruppen berechnen.

Modellierung der Kreislaufführung entlang von

Prozessketten

Bei der sortenreinen Erfassung einzelner Materialfraktionen im Zuge der Abrisstätigkeit entstehen Verluste: beim Erfassen der Bauabfälle auf der Baustelle sowie bei der Verarbeitung der Bauabfälle zu Sekundärmaterialien durch Brechen, Sieben und Ausschleusung ungeeigneter Materialien. Diese Materialflüsse lassen sich mit Hilfe von Prozesskettenanalysen nachvollziehen.

Im hier vorgestellten Schätzansatz legen wir die Prozesskette von der Gewinnung reinen Betonbruchs ohne Anhaftungen aus dem Gebäudeabriss bis zu dessen Verarbeitung zu Sekundärmaterial für den Einsatz im Hochbau der Qualität Recyclinggesteinskörnung (RC-GK) 2/16 Typ 1 zugrunde. Nach Bimesmeier et al. (2020) gehen wir von 10 % Erfassungsverlusten bezogen auf die Betonmenge im Abrissgebäude und 50 % Verlust durch Aussiebung nicht geeigneter Feinfraktionen aus, bezogen auf den erfassten Betonbruch. Demnach lassen sich ca. 43 % des in Abrissgebäuden enthaltenen Betons zu qualitativ hochwertigen RC-GK verarbeiten, die sich zum Einsatz als RC-Zuschlagsstoffe bei der Betonherstellung eignen. Ergebnisse

Materialflüsse im Bauwerksbestand

Aus der Bautätigkeit im Jahr 2020 resultiert unter den getroffenen Annahmen ein Zufluss an Baumaterial in den Bestand in Höhe von 136 Mio. t. Davon sind 61 Mio. t Betone und 65 Mio. t andere mineralische Baustoffe wie Ziegel, Kalksandsteine oder Putze und Mörtel. 10 Mio. t entfallen auf andere Fraktionen wie Metalle, Kunststoffe oder Holz. Dem stehen 27 Mio. t Bauabfall aus dem Abriss von Gebäuden gegenüber (Abbildung 1). Der Materialzufluss in den Bauwerksbestand ist demnach fünfmal höher als der Materialabfluss durch Abriss. 2030 ist diese Dominanz immer noch feststellbar, allerdings in deutlich abgeschwächter Ausprägung. 2050 zeigt sich ein gänzlich anderes Bild. Jetzt übersteigt der deutlich angewachsene Abfluss den deutlich verringerten Zufluss um rund 30 %.

Materialflüsse und potenzielle Stoffkreisläufe von Beton

Wie oben dargestellt, wurden 2020 61 Mio. t Betone im Hochbau verbaut. Davon entfallen etwa 80 % auf Zuschlagsstoffe (Gesteinskörnungen) und 20 % auf Zement (Bindemittel). 12,4 Mio. t Betone fallen als Bauabfall an. Daraus lassen sich 5,4 Mio. t RC-GK in einer Qualität herstellen, die sich als Betonzuschlag eignet. Dies entspricht 43 % des beim Abriss anfallenden Betonbruchs. Wird diese Menge vollständig im Hochbau eingesetzt, lassen sich damit 11 % der Zuschlagsstoffe des im Neubau verwendeten Betons substituieren. Rund 43 Mio. t des Bedarfs an Zuschlagsstoffen ist weiter durch Gesteinskörnungen aus natürlichen Ressourcen zu decken (Abbildung 2).

2030 erhöht sich die substituierbare Menge an Zuschlagsstoffen aufgrund erhöhter Mengen produzierbarer RC-GK und eines geringeren Bedarfs an Betonen auf 18 %. Der Bedarf an Zuschlagsstoffen, der durch natürliche Ressourcen zu decken ist, sinkt auf 30 Mio. t. Weiterhin steigende Mengen an Betonbruch und ein ähnlich starker Rückgang des Betonzuflusses im Neubau resultieren 2050 in Substitutionspotenzialen um 74 %, was deutlich über den Anteilen liegt, die nach derzeitigen Vorschriften ohne Einzelzulassung realisierbar sind. Zugleich sinkt der Bedarf an Zuschlagsstoffen aus natürlichen Gesteinskörnungen auf rund 5 Mio. t. 

Reflexion und Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse der vorgestellten Rechnungen deuten auf einen erheblichen Beitrag hin, den das Urban Mining zur Sicherstellung des Rohstoffbedarf im Bauwesen bzw. im Bauen mit Beton leisten kann. Allerdings handelt es sich hierbei um einen überschlägigen Schätzansatz mit Einschränkungen, die nachfolgend erörtert werden.

„Konkurrenz“ um Sekundärmaterial zwischen

Hochbau und Straßenbau

Eines der Hauptargumente gegen den Einsatz von RC-Material als Betonzuschlagsstoff im Hochbau ist der Verweis auf die bestehende Nachfrage nach entsprechenden Materialen im Straßenbau. Hier werden derzeit nahezu alle aus Betonbruch hergestellten Sekundärmaterialien verwendet, um damit natürliche Gesteinskörnungen zu ersetzen. Es ergibt wenig Sinn, Sekundärmaterialien dem Tiefbau zu entziehen, um im Hochbau höhere Recyclingquoten zu realisieren (derzeit liegen diese nach Bauingenieur (2022) und Bauplaner (2023) bei etwa 1 – 1,5 %), wenn dadurch der Bedarf an natürlichen Rohstoffen im Straßenbau entsprechend steigt.

Die hohen Recyclingquoten im Straßenbau von über 90 % (Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V. 2020) beziehen sich auf die Asphaltschichten, den sogenannten Straßenaufbruch. Das Schottermaterial in den Straßen findet sich in Frostschutz- und Tragschichten. Diese Materialien werden nach Ausbau im Rahmen von Tiefbauarbeiten meist als Bodenmaterial deklariert und beispielsweise im Erdbau oder zu betriebstechnischen Zwecken in Tagebauen, für deren Verfüllung oder im Deponiebau eingesetzt. Wenn es gelänge, diese Potenziale für eine Kreislaufführung im Straßenbau zu nutzen, würde sich der vermeintliche Wettbewerb um Sekundärstoffe zwischen Hoch- und Tiefbau deutlich entspannen. Es sollten also nicht konkurrierende, sondern sich gegenseitig ergänzende Konzepte der Kreislaufführung verfolgt werden, um Substitutionspotenziale sowohl im Hoch- wie auch im Tiefbau zu nutzen und insgesamt natürliche Ressourcen zu schonen.

Regionale Unterschiede beachten

Bei den hier diskutierten Materialien handelt es sich um Massenbaustoffe. Diese zeichnen sich durch eine geringe massenspezifische Wertschöpfung aus. Transportkosten bestimmen die Wirtschaftlichkeit der Märkte maßgeblich mit und begrenzen deren räumliche Reichweiten auf kleine Radien von üblicherweise 20 bis 50 km (Schiller et al. 2017). Ein deutschlandweiter Schätzansatz negiert die regionale Diversität der Bauwerksdynamik. Dies führt zu einer Überschätzung der Kreislaufpotenziale und verbindet sie zugleich mit der Forderung, regionale Modelle der Kreislaufführung aufzubauen. Materialkataster, wie sie inzwischen Deutschlandweit flächendeckend zur Verfügung stehen (Schinke et al. 2025) könnten hierfür ein geeignetes Mengengerüst liefern.

Abweichungen zu vorliegenden statistisch

ausgewiesenen Zahlen

Die in Abbildung 1 dargestellten Abflüsse in 2020 unterschreiten die im Monitoring-Bericht 2022 von Kreislaufwirtschaft Bau ausgewiesene Menge an Bauabfällen deutlich um etwa die Hälfte des dort ausgewiesenen Wertes für Bauschutt. Die Gründe dafür sind vielfältig. So umfasst Bauschutt nicht nur Abfälle aus dem Abbruch von Gebäuden sondern auch Abgänge aus Sanierung und Teilabrissen, die, bezogen auf den Gesamtgebäudebestand, erheblich sein können.

Weiter schließt dies nicht asphalthaltige Materialien aus Straßendeckschichten (hydraulisch gebundener Straßenaufbruch wie Betondeckenaufbruch oder Betonwerksteine) ein. Aber auch die Abrisszahlen selbst, die den Berechnungen der Abflüsse zugrunde liegen, bleiben unsicher, obgleich mit einem Korrekturfaktor versehen. Damit kommt es zu einer Unterschätzung der Abflüsse.

Auch bei den Zuflüssen bestehen Unsicherheiten. So weisen Vergleiche von bottom-up errechneten Materialflüssen entsprechend der hier angewendeten Methode mit top-down abgeleiteten Werten aus Handels- und Produktionsstatistiken aus Schiller et al. (2015) auf eine ebenfalls erhebliche Unterschätzung der Gesamtflüsse hin, die sich bottom-up errechnen lassen. Maßgeblicher Grund hierfür ist, dass zahlreiche Baumaßnahmen außerhalb der Systemgrenzen der Statistik stattfinden, wie z.B. Maßnahmen im Bestand, an Kleinstgebäuden, Grundstücksbefestigungen, etc.

Abstraktion von Schadstoffrisiken

Massenströme dieser Studie abstrahieren von möglichen Schadstoffbelastungen. Damit bleibt ein wesentlicher Qualitätsaspekt unberücksichtigt, der die Eignung abgehender Bauabfälle zur Herstellung hochwertiger Sekundärrohstoffe maßgeblich bestimmt. Im hier diskutierten Fall des Betonkreislaufs betrifft dies insbesondere das Risiko der Belastung der Betone im Bestand durch Asbest, ein Material, das zwischen den 1950er und 1990er Jahren im Hochbau beispielsweise in Stahlbetonteilen in Form asbesthaltiger Abstandshalter weit verbreitet war und das bei Verarbeitung schwer gesundheitsschädlich ist.

Ein Großteil der heute abgehenden Mengen an Betonen stammt aus dieser Epoche und steht deshalb unter dem generellen Verdacht der Asbestbelastung. Bei Bestätigung dieses Verdachts ist die Entfernung der betroffenen Massen aus dem Recyclingkreislauf verpflichtend (Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall 2023). Zugleich setzen sich Interessensvertretungen und Verbände dafür ein, Schwellenwerte in RC-Material einer kritischen Prüfung zu unterziehen und vor diesem Hintergrund die Risikoabschätzung in Abwägung mit entgehenden Recyclingpotenzialen in erheblichem Ausmaß zu hinterfragen (bspw. Abbruchverband Nord e.V., Deutscher Abbruchverband e. V., Fachverband Betonbohren und -sägen Deutschland e. V. 2025).

Fazit

In diesem Beitrag haben wir einen vereinfachten Ansatz angewendet, um zukünftige Materialflüsse im Hochbau zu schätzen und resultierende Recyclingpotenziale aufzuzeigen. Auf die Unsicherheiten haben wir deutlich hingewiesen – es geht uns deshalb nicht darum, die berechneten Werte in ihrer Aussagekraft überzustrapazieren und für unterschiedlichste Rückschlüsse auf Rohstoffbedarfe, Marktpotenziale oder ähnliches heranzuziehen.

Wichtig war uns dagegen, etwas mehr Licht auf die Einschätzung der zukünftigen Bedeutung des Recyclings im Hochbau scheinen zu lassen. Und hier ist die Botschaft eindeutig: Diese wird in Zukunft erheblich zunehmen – unabhängig davon ob wir am Ende bei 30, 50 oder 75 % landen. Gemessen an den heute realisierten Beton-Recyclinganteilen von 1 – 1,5 % ist das Steigerungspotenzial enorm. Um dieses ausschöpfen zu können, sind erhebliche Anstrengungen erforderlich. Kreisläufe müssen regional geschlossen werden – dazu braucht es Wissen über regionale Verfügbarkeiten, um Versorgungssicherheit herzustellen.

Wir brauchen nicht nur Wissen über Mengen anfallender Bauabfälle, sondern auch über deren Qualitäten und in diesem Zusammenhang vor allem auch Kenntnisse zu Schadstoffen und daran anknüpfend neue Ansätze der Risikoabwägung. Hoch- und Tiefbau dürfen nicht gegeneinander abgewogen, sondern sollten gemeinsam konsequent in Richtung Kreislaufwirtschaft entwickelt werden. Wo erforderlich, braucht es ökonomische Unterstützung und regulatorische Flankierungen, um derzeit bestehenden Hürden entgegen zu treten.

Aktuelle Bestrebungen der Entwicklung einer Nationalen Urban Mining Strategie greifen diese Punkte auf und zielen u. a. darauf ab, dies komplementär in laufende Prozesse der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie mit einzubringen. So kann es gelingen, bereits in Nutzung befindliche Materialien als wesentliche Säule einer regionalen Rohstoffsicherung zu entwickeln, diese wirtschaftlich zu nutzen und zugleich natürliche Ressourcen zu schonen.

[1] Mittelwert aus 0,18 m²/EW für EFH und 0,11 m²/EW für MFH.[2] Mittelwert aus 0,011 m²/EW für EFH und 0,013 m²/EW für MFH.

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