Historisches Fachwerk, moderne Lösung
Aus einem einfachen Anstrich wurde eine teilweise Sanierung des darunter liegenden Fachwerks: Die Erneuerung der Fassadengestaltung am Jugend- und Erwachsenenbildungshaus Marcel Callo in Heilbad Heiligenstadt war umfangreicher als gedacht. Die Optik der denkmalgeschützten, verputzten Gebäudehülle galt es zu erhalten – während die Fensterumfassungen aus Zinkblech, über die Wasser in die Fassade eindrang, ersetzt werden sollten.
Oftmals steht bei Fassadenrenovierungen das Neue im Vordergrund – die Gebäude sollen eine moderne, zeitgemäße Hülle erhalten. Nicht so beim Jugend- und Erwachsenenbildungshaus Marcel Callo in Heilbad Heiligenstadt. Es war geplant, die Fassade denkmalschutzgerecht zu sanieren und so ihr historisches Erscheinungsbild beizubehalten. Das Fachwerkhaus von 1870 zeigte sich straßenseits inmitten einer geschlossenen Häuserzeile mit komplett verputzter Front und aufwändigen Gewänden rund um die Fenster. Diese Stilelemente aus Zinkblech sollten – um die Optik des Denkmals bestmöglich zu erhalten – lediglich neu beschichtet und wieder in die Fassade integriert werden.
Im Zuge der Arbeiten zeigte sich, dass das Ausmaß des Schadens weit größer war als gedacht: Über die Zinkbleche und deren Anbringung war Feuchtigkeit in die Fassade gelangt, was Wasserschäden im Innern bis hin zu maroden Deckenbalken zur Folge hatte. Aus der einfachen Fassadensanierung wurde ein weitaus größeres Projekt.
Dichtheit hat oberste Priorität
Nach der Erneuerung des Fachwerks stellte sich dem Projektteam die Frage: Ist es sinnvoll, am ursprünglichen Plan festzuhalten? Zu groß war die Gefahr, dass die Wasserschäden an der Fassade mit dem Wiederanbringen der Zinkblechelemente zurückkehren. Markus Rheinländer vom Ingenieur- und Planungsbüro IB Rheinländer erklärt: „Es gab keine sichere Lösung, die historischen Fensterumfassungen wieder in die Gestaltung einzubinden.“
Zwar war die Dichtheit von oberster Priorität, jedoch hatte die Optik aufgrund des Denkmalschutzes ebenfalls einen hohen Wert. Über das Planungsbüro Rheinländer und den verarbeitenden Betrieb Maler Weiland GmbH stieß Brillux zum Projektteam – und brachte einen weiteren Lösungsansatz ins Spiel. Das Material der Wahl: expandiertes Polystyrol (EPS).
EPS findet nicht nur als Wärmedämmplatte oftmals Verwendung, sondern auch in Fassaden- und Fensterprofilen. „Es ist vielseitig formbar, witterungsbeständig und gegenüber anderen Materialien deutlich kostengünstiger“, zählt Markus Gille, Technischer Berater bei Brillux, die Vorteile auf. In einer Visualisierung stellte das Brillux Farbstudio nicht nur die farbliche Fassadengestaltung dar, sondern auch die dreidimensionalen Ansichten.
Zunächst setzten die Farbdesigner/-innen standardisierte Fassadenprofile ein. „Das digitale Ergebnis war gut, überzeugte aber noch nicht vollends“, sagt Gille. Er entwickelte die Idee, die Zinkblechelemente zu scannen und originalgetreu aus EPS nachzubilden. Die Herausforderung dabei: Keine der Faschen glich der anderen – jede hatte ihre kleinen Besonderheiten und Unregelmäßigkeiten. Brillux erstellte zunächst ein Muster und lieferte nach Zustimmung der Projektbeteiligten schließlich alle Fenstereinfassungen.
Mit Extrasil 1911 wetterbeständig beschichtet
Die freigelegte und in Teilen erneuerte Fachwerk-Fassade grundierte das Weiland-Team mit Fondosil 1903. Das tief eindringende Konzentrat eignet sich ideal für verkieselungsfähige, mineralische Untergründe und stellt eine gleichmäßige Saugfähigkeit des Untergrunds her. Es folgte die Schlussbeschichtung mit Extrasil: Dank ihrer hohen Wasserdampfdiffusionsfähigkeit ist die Silikat-Fassadenfarbe optimal für denkmalgeschützte Gebäude mit alter Bausubstanz geeignet. Zudem ist die matte Beschichtung hoch wetterbeständig und sehr leicht verarbeitbar. In Protect-Ausstattung reduziert sie lang anhaltend das Risiko von Algen- und Pilzbefall.
Die fensterumrahmenden Fassadenprofile setzten Weiland und sein Team zunächst am Boden zusammen und verklebten und verschraubten diese mit Verlegemörtel KB/P 3715 an der Fassade. Als Beschichtung wählten sie die Silicon-Fassadenfarbe 918*: „Ihre Wasser abweisende Wirkung schützt die Stucknachbildungen vor Feuchtigkeitseintritt“, erklärt Helmut Weiland, Inhaber des Ma-lerbetriebs Weiland. Zudem besitze sie mit ihrer mikroporösen Struktur eine geringe Verschmutzungsneigung. Auf Höhe der Erdgeschossdecke strukturiert zudem das Fensterbankprofil 3591 FP 3 die dreigeschossige Fassade.
Licht und Schatten gestalten die Fassade
Die schlichte cremefarbene Gestaltung der Fassade leitet sich vom Sockel ab, der aus einem regionalen Naturstein besteht. Der Ton findet sich an den Fenstereinfassungen wieder und in einer helleren Nuance auch auf der übrigen Fassadenfläche. So unterstützt die Farbwahl die Gebäudeplastizität dezent. „Allein Licht und Schatten tragen dank der dreidimensionalen Elemente viel zur Fassadenwirkung bei – deshalb haben wir die farbliche Gestaltung bewusst dezent gehalten“, sagt Rheinländer. Von den Klinkerbauten rechts und links hebt sich das Gebäude zudem klar ab.
Gregor Bim, Verwaltungsleiter des Jugend- und Erwachsenenbildungshauses Marcel Callo, zeigt sich nach Abschluss der Arbeiten zufrieden: „Wir sind froh, mit den EPS-Profilen eine zuverlässige und wirtschaftliche Lösung gefunden zu haben. So ist die Fassade wieder eine Bereicherung für Heilbad Heiligenstadt.“ * Anm. d. Red.: Die Silicon-Fassadenfarbe 918 von Brillux heißt seit dem Relaunch im März Secolux 918 und wurde in diesem Zug auch qualitativ aufgewertet.“
*Anm. d. Red.: Die Silicon-Fassadenfarbe 918 von Brillux heißt seit dem Relaunch im März Secolux 918 und wurde in diesem Zug auch qualitativ aufgewertet.