Fassadengestaltung

Es muss nicht immer Holz sein

Der Neubau eines Handwerker-Hotels in Holz-Hybridbauweise kombiniert in idealer Weise die Themen Energieeffizienz und CO2-Einsparung mit dem Einsatz nachhaltiger Baustoffe. Eine vorgehängte hinterlüftete Fassade mit Faserzementpaneelen in täuschend echter Holzoptik sorgt für einen zeitlos-repräsentativen Look, der auch ohne Wartungsaufwand langfristig erhalten bleibt.

Oft sind Handwerker, Bauarbeiter und andere Berufstätige auf Unterkünfte angewiesen, wenn sie neue Aufträge übernehmen. Meist ist die Verweildauer vor Ort nur kurz – gerade so lang, bis ein weiterer Auftrag in einer anderen Stadt erledigt werden muss. In jedem Fall lohnt es sich zeitlich und finanziell nicht, eine Wohnung anzumieten oder zu kaufen und als gemütliches Heim einzurichten. Gewohnt wird daher meist in sogenannten „Monteurzimmern“, die in der Regel als Mehrbettzimmer mit mehr oder weniger bescheidener Einrichtung angeboten werden.

Im mittelfränkischen Eckental baute der Unternehmer Markus Gildner jetzt ein Handwerker-Hotel, das einen anderen Ansatz sucht. „Das Konzept meines ersten Craftsman Inn & Suites ist anspruchsvoller als man es vermuten würde. Es bietet die volle Leistung, die selbst einen längeren Aufenthalt so angenehm wie möglich macht“, beschreibt Markus Gildner das Projekt. Die 25 m² großen Appartements sind mit einem vollständigen Badezimmer und voll eingerichteter Küche ausgestattet. Satelliten-TV und High-Speed-Internet sorgen für Entspannung  nach einem anstrengenden Arbeitstag.

Der Investor plant und realisiert seit 2015 nur noch Wohnprojekte für Menschen in besonderen Lebenssituationen, denen aus den unterschiedlichsten Gründen ein Zugang zum regulären Wohnungsmarkt erschwert bzw. unmöglich ist. „Es handelt sich dabei um dankbare Nischen“, beschreibt Markus Gildner, der bei diesem Projekt als Generalunternehmer und Investor auftritt, seine Aktivitäten, „vorausgesetzt man versteht sein Handwerk und baut effizient und schnell.“

Mit diesem Projekt tritt er einen weiteren Beweis für seine These an, dass guter und bezahlbarer Wohnraum ohne Verzicht auf bauliche, architektonische und energetische sowie ökologische Standards problemlos möglich ist. Seinen Angaben zufolge erzeugt und speichert das in Holz-Hybridbauweise erstellte Gebäude jährlich ca. 21.000 kWh Strom aus der Sonne und verbraucht dagegen nur rund 15.210 kWh Primärenergie für Heizung und Warmwasser. Die CO2 Emissionen betragen mit jährlich 5,49 kg/ m² nur 11% eines durchschnittlichen Gebäudes (49,7 kg/m²). Zudem wird das Gebäude zu 90 % mit mineralischen, recycelten und nachwachsenden Baustoffen erstellt. „Damit werden 15mal mehr Sekundärrohstoffe verwertet, als durch den Bau dieses Gebäudes an Abfällen entstehen“, behauptet der Manager. Der Bauherr verweist darauf, dass der Bau damit die ESG Kriterien* und die hohen Anforderungen der EU Taxonomie-Verordnung** erfüllt. 

Das Tragwerk des Holz-Hybridbaus wurde massiv in Schottenbauweise erstellt. Dabei kam für die tragenden Innenwände Kalksandstein (d-24, RDK= 2.0-2.2) zum Einsatz. Tragende Außenwände mit Dämmwirkung wurden in klassischer Ziegelbauweise gemauert. Die Konstruktionen bieten zuverlässigen Schallschutz und erfüllen alle Anforderungen an den Brandschutz.

Einfacher Wandaufbau

Die nichttragenden Außenwände werden als Holzständerwände mit vorgehängter hinterlüfteter Fassade ausgeführt. Sie sind raumseitig einlagig mit der fermacell® Gipsfaser-Platte Vapor d=15 mm beplankt. Diese Platte reduziert durch eine spezielle, auf der Plattenrückseite aufgebrachte Kaschierung die Wasserdampfdurchlässigkeit soweit, dass zusätzliche dampfbremsende Schichten in der Außenwandkonstruktion entfallen können. Die Dämmung der Konstruktion erfolgt mit Mineralwolle WLG032 in 240 mm Dicke. Der äußere Wandabschluss wird im Bereich notwendiger Flure und Treppenhäuser mit der Brandschutzplatte fermacell®Firepanel A1 (Baustoffklasse: DIN EN 13501-1: nichtbrennbar, A1) ausgeführt, die die Vorteile der fermacell®Gipsfaser-Platten mit leistungsfähigen Brandschutzeigenschaften kombiniert.

Bei allen Wandbereichen, die abschließend verputzt werden sollen, wird der äußere Wandabschluss mit den zementgebundenen, glasfaserbewehrten Leichtbetonplatten fermacell® Powerpanel HD hergestellt, die als Putzträgerplatten direkt im Außenbereich eingesetzt werden können. Die Platten bieten nach der Montage gut sechs Monate lang ausreichenden Schutz gegen Witterungseinflüsse, ohne dass zusätzliche Wetterschutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Mit einem geeigneten Putzsystem, wie es im vorliegenden Fall aufgebracht wurde, verfügen Außenwandkonstruktionen mit fermacell® Powerpanel HD über einen dauerhaft wirksamen Wetterschutz. Alternativ ist auch die Montage einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade  möglich.

Passend zum ökologischen Konzept

Sowohl die fermacell® Gipsfaser-Platten als auch die zementgebundenen fermacell® Powerpanel HD Platten passen gut ins ökologische Konzept des Handwerker-Hotels. Die Gipsfaser-Platten werden im Rahmen eines umweltschonenden Produktionsprozesses auf der Basis natürlicher Rohstoffe hergestellt. Die nachhaltigen Eigenschaften wurden mit der Umwelt-Produktdeklaration durch das Institut Bauen und Umwelt (IBU) bestätigt. Mit Material- und Verarbeitungseigenschaften, die dem Holz sehr ähnlich sind, sind die Platten der James Hardie Europe GmbH gleichzeitig eine gute Ergänzung zur Holzunterkonstruktion. Vorteile bietet die homogene durchgängige Materialstruktur, die durch ihre Faserarmierung (recycelte Papierfasern) über große Festigkeit und eine hohe mechanische Beanspruchbarkeit verfügt.

Auch die Powerpanel HD Platten sind baubiologisch empfehlenswert und können als rein mineralischer Baustoff voll wiederverwertet werden. Das Glasschaumgranulat der Deckschichten wird vollständig aus Recyclingglas gewonnen. Mit der Verleihung des eco-Labels hat das eco-Institut bei diesem fermacell® Produkt ebenso wie für fermacell® Gipsfaser-Platten die gesundheitliche Unbedenklichkeit nach umfassender Prüfung bestätigt.

Verdeckte Montage ohne zusätzliches Befestigungssystem

Das langgestreckte, dreistöckige Gebäude bezieht seine Wirkung aus dem Einsatz unterschiedlicher Materialien für die Fassade und einer mutigen Farbgebung. Für die aus der Fluchtlinie des Baukörpers hervorspringenden Gebäudeteile wählte der Bauherr eine Putzfassade in einem maskulinen grau-grün Ton. Dazu kombinierte er auf den großen Flächen des Baus eine vorgehängte hinterlüftete Fassade aus Faserzementplatten mit Holzoptik in edlem „Nebelgrau“, die von echtem Holz praktisch nicht zu unterscheiden sind. Die hier verarbeiteten Hardie® VL Plank Fassadenplatten sind mit einem Nut-Feder-System ausgestattet, sodass sie nahezu nahtlos ineinander greifen. Sie werden verdeckt und ohne Vorbohren horizontal auf der Unterkonstruktion mit Schrauben oder Nägeln ohne ein weiteres Befestigungssystem montiert.

„Diese schnelle und einfache Verarbeitung war für mich eines der entscheidenden Argumente, die vorgehängte hinterlüftete Fassade mit den neu im Markt eingeführten Hardie® VL Plank Fassadenplatten auszuführen“, betont Markus Gildner. Im vorliegenden Fall hat sich die Befestigung auf der Unterkonstruktion mit einem Nagelschussgerät und Coilnägeln aus Edelstahl bewährt. „Schnell, haltbar und professionell“, lobt der Unternehmer. „Einfache Installation. Kein großer Aufwand mit einem Support-System. Das rentiert sich!“

Der Zuschnitt der Hardie® VL Plank Fassadenplatten erfolgt mit Kreissäge und dem Hardie™ Blade Sägeblatt. Ausschnitte können mit einer Stich- oder Lochsäge, die mit Hart- oder Bimetall versehen oder diamantbestückt ist, ausgeführt werden. Das System wird ergänzt durch Metallzierleisten für den Abschluss von Außen- und Innenecken sowie Tür- und Fensterrahmen. „Damit ist es gelungen, die Arbeitszeit nachhaltig zu reduzieren“, stellt Markus Gildner fest. Für die Verarbeitung der ca. 700 m² Hardie® VL Plank Fassadenplatten wurden rund drei Wochen benötigt. Insgesamt betrug die Bauzeit für das gesamte Gebäude nur acht Monate.

Wartungsarme Fassadenkonstruktion

Neben der schnellen und einfachen Verarbeitung waren für Gildner die robusten Produkteigenschaften der Hardie® VL Plank Fassadenplatten eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Sie werden mit geringem Energiebedarf auf Basis von hochwertigem Portland-Zement, Sand und Zellulosefasern hergestellt. Eine spezielle Formel sorgt dabei für die besonderen Charakteristika des Baustoffs: Stabilität und Stoßfestigkeit sowie Witterungsbeständigkeit. Die Fassadenplatten erfüllen zudem die Anforderungen der Baustoffklasse A2-s1, d0 und sind somit gemäß internationaler Klassifizierung nicht brennbar.

Verantwortlich für diese Materialeigenschaften, die für eine hohe Überlegenheit gegenüber Fassadensystemen aus Holz sorgen, ist eine klimaspezifische Faserzementtechnologie. Diese sogenannte Hardie™ Zone Technologie sorgt dafür, dass die Hardie® Plank Fassadenplatten jedem Wetter standhalten. Basis ist dabei die Kombination von individuellen klimatischen Variablen, mit denen die langfristige Leistung der Außenwandbekleidungen an die verschiedenen Klimazonen der Welt angepasst werden kann. So sind etwa die Platten für den deutschen und europäischen Markt mit der HZ5TM-Technologie ausgestattet, die speziell auf das europäische Klima mit seinen Frost-Tau-Zyklen, extremen jahreszeitlichen Temperaturschwankungen sowie dem Regen/Sonne-Wechsel im Sommer abgestimmt wurde. Eine speziell entwickelte Beschichtungs- und Auftragsmethode, die sogenannte ColorPlus™-Technologie, bei der die Farbe im Werk in mehreren Schichten aufgetragen und eingebrannt wird, bietet gleichzeitig die Grundlage für die hohe Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit der Farbbeschichtung und schützt vor Verblassen durch starke UV-Strahlung. Regelmäßiges Anstreichen wird dadurch überflüssig. Verschmutzungen können bei Bedarf mit Wasser und einem milden, lösungsmittelfreien Haushaltsreiniger ganz einfach entfernt werden. „Es überzeugte mich, dass die makellose Optik der Fassade dauerhaft und ohne großen Wartungsaufwand erhalten bleibt“, unterstreicht Markus Gildner. „Für mich als Investor war dies im Hinblick auf die langfristige Rentabilität ein wichtiger Punkt.“

Die hohe Widerstandsfähigkeit der Hardie® VL Plank Fassadenplatten nutzte Gildner auch für die Gestaltung der Innenräume und setzte damit Akzente in den Gästezimmern.

Fazit

Mit Hardie® VL Plank Fassadenplatten kam beim Bau eines Handwerkerhotels ein Produkt zur Ausführung, das von echtem Holz kaum zu unterscheiden ist, jedoch durch Langlebigkeit und Witterungsbeständigkeit überzeugt. Mit diesen Produkteigenschaften sowie durch die unkomplizierte Montage bewährten sich die mit einem Nut- und Federsystem ausgestatteten Platten als perfekte und wirtschaftliche Alternative zu traditionellen Fassadenbekleidungen. 

* ESG steht für Environment (E), Social (S), Governnance (G) und definiert die Anforderungen an nachhaltige, ökologische und sozial verantwortliche Investments.
** EU Taxonomie-Verordnung 2020/852, gültig ab 1.1.2022 definiert Kriterien, ob eine Immobilie nachhaltig ist und einen Beitrag zum European Green Deal leistet.



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