Wohnungsbau

Ökologisch, wohngesund und intelligent

Im Hinterland von Dachau steht ein ganz spezielles Haus. Gebaut aus heimischen Baumarten ohne Leim, Schrauben und Nägel und ausgerüstet mit Photovoltaik, Solarenergie, Wärmepumpe und intelligenter Gebäudetechnik.

Bei der Suche nach einem Anbieter für ein Holzhaus stieß der Bauherr auf die österreichische Ing. Erwin Thoma Holz GmbH, Goldegg. Diese errichtet Gebäude allein aus Holz, ohne Leim, Schrauben und Nägel. Wände, Decken und Dach bestehen aus bis zu 40 cm dicken Holzelementen − eine Kombination aus Fichte und Tanne. Beim Bau des Hauses bei Dachau wurde für die Fassade und die Fenster robustes Lärchenholz verwendet. Böden und Türrahmen sind aus Esche, die Treppe aus Nussbaum – kurz, es wurde fast das gesamte Spektrum heimischer Baumarten eingebracht. Der besondere Clou dabei: Bretter und Kanthölzer wurden waagerecht, senkrecht und diagonal zu den Bauelementen geschichtet. Verbunden sind sie mit extrem trockenen Buchenholzdübeln, die vor Ort Feuchtigkeit aufnehmen, quellen und damit alles stabil verbinden. So entstand ein wohngesundes Haus, das auch ökologisch überzeugt. Denn die eingesetzte Holzbaukon-struktion punktet in Sachen Wärmedämmung: Die dicke Vollholzwand hält das Haus im Sommer kühl und im Winter warm. Lärm- und Brandschutz sind ebenfalls besser als bei einem konventionell gebauten Haus aus Ziegeln oder Stahlbeton.

Von der Architektur seines Hauses hatte der Bauherr konkrete Vorstellungen, die ein Architekt später umsetzte. Vorgabe war ein Steildach. Daraus leitet sich das Innere des Gebäudes ab. Gen Norden öffnen sich nur kleine Fenster, gen Süden eine große Fensterfront mit Dreifach-Verglasung. Im Winter wärmt die Sonne den Wohnbereich behaglich auf, bei Hitze im Sommer bleiben die Schiebeläden vor den Fenstern geschlossen.

Auf dem gen Süden ausgerichteten Dach ist eine Photovoltaikanlage installiert, die etwa doppelt so viel Strom erzeugt, wie der Bauherr in seinem Haus verbraucht. An der Garagensüdwand ist eine Solarthermie-Anlage zur Erwärmung des Brauchwassers angebracht. Auf dem Grundstück wurde auf 700 m² ein Rohrsystem verlegt – das als Kollektor fungiert, mit der Erdwärmepumpe gekoppelt ist und das Haus beheizt. Überschüssige Solarenergie wird in den Boden geleitet, wodurch die Wärmepumpe umso effizienter arbeitet. So lebt der Bauherr nicht nur gesund und ökologisch, sondern quasi energieautark.

Die gesamte Planung berücksichtigte bereits Aspekte für altersgerechtes Wohnen. Alle Bereiche des täglichen Lebens lassen sich daher im Erdgeschoss anordnen. Derzeit befinden sich das Schlafzimmer mit Bad und das Arbeitszimmer noch im Obergeschoss. Dieses erstreckt sich nur über zwei Drittel der Grundfläche, der Rest ist nach unten – zum Wohnbereich hin – offen.

In Hinblick auf die Gebäudetechnik ist das Haus auf dem neusten Stand. Im Internet hatte der Bauherr im Vorfeld nach intelligenten Systemen recherchiert und stieß dabei auf den international gültigen Standard KNX. Dann hat er sich bei Elektro Hieber im Gira Revox Studio Augsburg Lösungen angeschaut und ausprobiert. Da er in seinem neuen Zuhause keine Kunststoffe verwenden wollte, fiel die Entscheidung auf die Gira Schalterserie E22 aus Edelstahl, die im Kontrast zu Holz und Glas steht. Ein leistungsfähiges KNX-System verknüpft heute alle elektrischen Komponenten im Haus miteinander. Die intelligente Steuerzentrale dahinter ist der HomeServer, bei dem alle Informationen zusammenlaufen und ausgewertet werden. So sind unter anderem Heizung, Beleuchtung und die Schiebeläden in das System eingebunden. Pro Raum lässt sich die Temperatur individuell einstellen. Mit einem Knopfdruck auf die Tastsensoren werden ganze Lichtszenen abgerufen, auch schaltbare Steckdosen und Stehlampen sind integriert. Im Flur wird das Licht über Bewegungsmelder aktiviert.

Clever ist auch die Funktion „zentral aus“, berichtet System-Integrator Anton Hieber. „Damit kann der Bauherr beim Verlassen des Hauses auf einen Knopfdruck alle Energiefresser abschalten. Darüber hinaus sieht er dank eingebauter Fensterkontakte, ob und wo noch ein Fenster offen steht.“ Gesteuert wird die Haustechnik über das Interface auf dem iPad, dem iPhone oder vom PC im Büro aus.

Dank der Türkommunikation mit Videofunktion sieht der Bauherr auch im Obergeschoss auf der fest installierten Wohnungsstation, wer vor der Tür steht, kann mit dem Klingelnden sprechen und die Tür öffnen. Eine Regenwasserzisterne versorgt die Toilettenspülung und wird zur Gartenbewässerung genutzt. Den Füllstand misst ein spezieller Fühler und gibt Meldung an den HomeServer, der bei niedrigem Stand den Bauherren warnt.

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