Modulares Bauen

„Wir schätzen die Offenheit des Modulbausystems“

Wann immer Neubauten mit vielen identischen Nutzungseinheiten erstellt werden, macht der Einsatz von Moduleinheiten Sinn. Mit der freitragenden Konstruktion der Raummodule sind Raumgrößen und Grundrisse nahezu beliebig veränderbar und das unabhängig voneinander auf jeder Etage. Kein Wunder, dass inzwischen auch die Wohnungswirtschaft die flexible Bauweise für sich entdeckt hat.

Nach ersten erfolgreichen Pilotprojekten mit Holz- und Betonsystemen möchte das Immobilienunternehmen Vonovia mit ALHO als Planungs- und Baupartner nun auch mehrere Projekte im Stahlmodulbau realisieren, die von der hochwertigen, vor allem aber rasant schnellen Bauweise profitieren. Den Anfang machte das im Juli 2017 fertiggestellte Gebäude an der Imigstraße in Dortmund, das zusammen mit Koschany + Zimmer Architekten KZA entstanden ist. Das Essener Büro beschäftigt sich intensiv mit der Modulbauweise und sieht in ihr viele Vorteile – durchaus auch für Architekten.

Die Nachfrage in den Großstädten nach hochwertigem, bezahlbaren, vor allem aber schnell zu realisierenden Wohnraum ist groß. In ALHO-Modulbauweise entsteht ansprechende, individuelle Architektur, die von konventionell errichteten Gebäuden nicht zu unterscheiden ist und die neue Wohngebiete als auch bestehende Quartiere bereichert.

Seriell geplant und schnell montiert und dennoch keine Massenware – so stellt sich moderner Modulbau heute dar. Das konnte Vonovia mit dem Wohngebäude an der Imigstraße in Dortmund beweisen. Das neue Haus fasst 19 Einheiten mit einer Wohnfläche von 1.140 m² auf insgesamt drei Etagen. Es dient dem Immobilienunternehmen als Pilotprojekt im Stahlmodulbau und als Grundlage für weitere Wohnungsbauprojekte in dieser Bauweise. Die planerische Basis lieferten Koschany + Zimmer Architekten KZA, die eine Gebäudetypologie aus Raummodulen entwickelten, woraus sich hochwertige, barrierefreie und rollstuhlgerechte Zwei- bis Vierraumwohnungen konfigurieren lassen.

Die Grundrisse basieren auf einem wirtschaftlichen Modulraster und sind flächenoptimiert konzipiert. ALHO bereitete die Entwürfe anschließend für die Gegebenheiten und Erfordernisse der eigenen Modulbauweise auf Basis von tragenden Stahlrahmenkonstruktionen auf. Je nach Bedarf werden die Module nun zu Punkthäusern, Gebäuden im Reihenverbund, als Blockrandbebauung oder als Laubenganghäuser konzipiert.

Mit Tempo und guten Ideen vorangehen

„Der modulare Wohnungsbau zeichnet sich durch ein höheres Tempo aus, das allen Beteiligten zu Gute kommt“, erklärt Nina Bendler, Architektin, Direktorin und Prokuristin bei KZA. „Er ist damit ein gutes Mittel, der hohen Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden. Nicht nur Bauherren, sondern auch Nachbarn profitieren von der kurzen Bauzeit.“

Beim Wohngebäude Imigstraße gingen von der Erteilung der Baugenehmigung bis zur Übergabe gerade einmal 22 Wochen ins Land. Die serielle ALHO-Stahlmodulbauweise ermöglichte aber nicht nur einen sehr viel schnelleren Bauprozess, auch die Vorlaufzeiten innerhalb der Planung schritten zügiger voran, da bereits vorliegende Systemgutachten, Typenstatiken und bewährte Standard-Details den weiteren Planungs- und Genehmigungsprozess verkürzten und vereinfachten.

Im Stahlmodulbau wird der Entwurf nach der Planung durch den Architekten vom Modulbau-Anbieter in einzelne Module zerlegt und der Bauweise insgesamt angepasst. Im Gegensatz zu konventionellen Bauweisen müssen in dieser Phase bereits alle Entscheidungen bezüglich der Positionierung von Versorgungseinheiten, Elektro- und Sanitärinstallationen verbindlich getroffen werden, da eine spätere Änderung der Planung einen Mehraufwand in der Produktion bedeuten würde.

Doch die anschließende industrielle Fertigung der Module verkürzt die Bauzeit um bis zu 70 %. Während auf dem Bauplatz die Fundamente erstellt werden, wird im Herstellerwerk schon produziert und wenn die letzten Module „vom Band gehen“, wird bereits vor Ort montiert. Die Montage beträgt in der Regel dann nur wenige Tage, die Bauzeit vor Ort insgesamt nur wenige Wochen, denn auch nahezu der komplette Ausbau ist bereits im Werk erfolgt. Wenn möglich erhalten Wand-, Boden- und Deckenflächen bereits werksseitig ihr Finish und im Sanitärbereich geht es so weit, dass Bäder komplett gefliest und mit allen Sanitärobjekten ausgestattet das Werk verlassen.

Wohnungsbau in Serie: Auch für Architekten attraktiv

Architekten haben grundsätzlich den Anspruch, Lösungen und Details zu entwickeln, die prägend für ein Gebäude sind. Diese Möglichkeit besteht auch beim Stahlmodulbau: „Trotz der in weiten Teilen vorgegebenen Standardisierung müssen die Bauwerke nicht ihre Einzigartigkeit verlieren – weder städtebaulich noch architektonisch. Wir nennen das gerne Individualität in Serie“, bestätigt Nina Bendler.

Die Art, Gebäude zu entwerfen, die dann in Stahlmodulbauweise umgesetzt werden, schränkt Architekten in der Tat nicht ein: Wenn es gelingt, standardisierte Leitdetails der Bauweise in Einklang mit dem individuellen Entwurf zu bringen, entstehen Bauten von erstaunlicher architektonischer Kreativität, die Zweckmäßigkeit, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit in sich vereinen.

„Neben den Vorteilen der Leichtbauweise schätzen wir vor allem die besondere Offenheit des ALHO-Modulbau-Systems“, sagt auch Nina Bendler. „Obwohl bestimmte Modul-Abmessungen wirtschaftlicher sind als andere, kann man viele Projekt-Parameter individuell entwickeln und bleibt somit flexibel. Unser Konzept sieht nicht das eine Musterhaus vor, das landauf, landab gebaut wird. Wir haben vielmehr einen Wohnungs-Baukasten konzipiert, aus dem man die unterschiedlichsten Gebäude-Typologien entwickeln kann. Auch die Fassade jedes Hauses lässt sich individuell anpassen. Die Angst vor Gleichförmigkeit oder gar das Vorurteil, Modulbau sei der neue Plattenbau, ist aus unserer Sicht absolut unbegründet.“

Modulbauunternehmen als starker Partner

Schnelligkeit und Terminsicherheit, Qualität und Kostensicherheit: Architekten können mit der Stahlmodulbauweise die Vorteile nutzen, die bei Bauvorhaben am meisten ins Gewicht fallen. Mit ALHO haben sie einen Partner an der Seite, der ihnen nach der Entwurfs- und Genehmigungsplanung Teile der Werk- und Detailplanung, Ausschreibungen oder die Betreuung der Baustelle abnimmt.

„Damit ein Modulbau-Projekt gelingt, ist die frühe Zusammenarbeit der Beteiligten entscheidend“, sagt Nina Bendler. „Anders als bei konventionell errichteten Gebäuden sind die Module vom Prinzip immer gleich aufgebaut, damit ist die Herangehensweise an Projekte stärker standardisiert, was wiederum einen früheren Austausch aller am Projekt Beteiligten sinnvoll macht. So kann man auf gegenseitige Interessen und die Vorteile der jeweiligen Systeme eingehen und am Ende das bestmögliche Ergebnis erreichen. ALHO haben wir hierbei als guten Projektpartner kennengelernt. Kontakt und Kommunikation waren sehr eng: Wir haben uns schon in einem frühen Planungsstadium wöchentlich zu einer Besprechung mit allen Projektbeteiligten getroffen. Damit konnte eine gute Bauausführung gewährleistet werden.“

Baumaterial Stahl: Eigenschaften nutzen

Raummodule liefern den wirtschaftlich hergestellten, günstigen „Kern“, der zu schönen und praktischen Wohnungen individualisiert und im Finish der jeweiligen Bauwerksumgebung angepasst wird. Somit entwickelt sich das Bauen vom Handwerk zum IT- und prozessgesteuerten Fertigungsverfahren: ein Quantensprung für die Baubranche.

ALHO-Stahlmodulbauweise basiert auf dem Material Stahl. Kaum ein anderer Baustoff ist übrigens so gut für das nachhaltige Bauen geeignet. Der geringe Bedarf an primären Rohstoffen und die energiesparende Herstellung von Bauprodukten aus Stahl schonen die natürlichen Ressourcen unserer Erde und entlasten die Umwelt.

Bedenkt man, dass im Lebenszyklus eines Bauwerkes weniger als 20 % des Energieverbrauchs und der Kosten in der Errichtungsphase anfallen, jedoch 80 % während der Nutzung und beim Rückbau, schneidet die Entscheidung für Stahlmodulbau besonders positiv ab. Denn Stahl bringt durch seine Flexibilität enorme Vorteile bei Umnutzungen und am Ende der wirtschaftlichen Lebensdauer, wenn durch 100-prozentiges Materialrecycling auch noch ein geldwerter Vorteil erzielt wird. „Nachhaltigkeit hat für uns bei jedem Projekt einen hohen Stellenwert“, berichtet Nina Bendler. „Der Stahlmodulbau bietet hier den Vorteil, dass sich Gebäude komplett demontieren und an anderer Stelle neu errichten lassen. Dabei kann die Beplankung bestehen bleiben, die Module lassen sich aber auch auf ganz neue Weise zusammensetzen.“

Seriell geplant und schnell montiert und dennoch keine Massenware – so stellt sich moderner Modulbau heute dar.

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