Quartier in Farbe

Ein gelungenes Farbkonzept und hochwertige Mineralfarben geben einer Siedlung aus den 1920er Jahren in Mülheim an der Ruhr ein neues Gesicht und den Mietern eine optische Adresse.

Deutschlands Architektur wird farbiger. Die Zurückhaltung vergangener Jahrzehnte weicht einem neuen Farbbewusstsein, einer neuen Lust an der Farbe. Denn Farbkonzepte, die Funktion, Architektur und Materialität der Gebäude ebenso beachten wie Kontext, Historie und Tradition, tragen zur Unverwechselbarkeit eines Ortes bei und machen ganz nebenbei den Alltag bunter. Auch Wohnungswirtschaft, Architekten und Bauherren beweisen immer öfter Mut zur farbigen Ge­­staltung, weil sie erkannt haben, dass Farbe Wertigkeit vermitteln und echte Lebensräume schaffen kann – lebendig, individuell und differenziert.

 

Farbe und Architektur gehen Hand in Hand

Beispielhaft für eine erfolgreiche Gestaltung ist die Farbsanierung von 22 Gebäuden der Theodor-Suhnel-Siedlung in Mülheim an der Ruhr, eines stadtnahen Quartiers der Wohnungsgenossenschaft Mülheimer Wohnungsbau eG aus den 1920er Jahren.

Mit ihren 133 Wohnungen gehört die Siedlung zu den älteren Wohnungsbeständen der Genossenschaft. Benannt nach ihrem Erbauer, dem Architekten Theodor Suhnel (1886 -1965), liegt sie in gesuchter Wohnlage nahe zum Zentrum der Stadt und steht nicht unter Denkmalschutz. Wie schon für mehrere Projekte in den vorausgegangenen Jahren wurde die Mülheimer Farbgestalterin Annette Kamieth-Flöer mit ihrem Büro FarbOffice mit der Entwicklung des Farbkonzepts und der gestalterischen Betreuung der Maßnahme beauftragt. „Die Farbgestaltung interpretiert Suhnels Architektur neu, ohne den architektonischen Grundgedanken verändern zu wollen“, erläutert Jürgen Steinmetz, Technischer Vorstand der Wohnungsbau eG. „Darüber hinaus wirkt die neue Farbigkeit als Visitenkarte für die Bewohner.“

 

Differenzierte Gestaltung

Die einzelnen Gebäude sind formal differenziert, zeigen aber dennoch alle die Handschrift ihres Architekten und bilden durch sich wiederholende Stilmittel und Fensterformate ein Ensemble. Um die facettenreiche Architektur zu unterstreichen, schlug Anette Kamieth-Flöer dem Bauherrn eine farblich fein abgestufte Gestaltung vor. Obwohl das Konzept mit allen Farben des Farbkreises arbeitet, wirkt die Farbkomposition aufgrund des geringen Sättigungsgrades und der leichten Vergrauung aller Farbtöne nicht bunt, sondern nuanciert und harmonisch. Kern des Konzepts ist eine satte Polarität zwischen kalt und warm, aktiv und passiv. Die Farbpalette betont die architektonischen Akzente der verschiedenen Gebäude jeweils individuell und wirkt zugleich als Klammer für das Gesamtbild. „Mir war wichtig, den Variantenreichtum der Bebauung durch Farbe und Wiederbelebung von Details behutsam zu unterstreichen“, erklärt die Farbgestalterin, „durch die aufeinander abgestimmte Farbgebung der Blendläden im Erdgeschoss und der Haustüren ist die Ensemblewirkung noch eindeutiger geworden. Hierbei habe ich mich an Originalzeichnungen aus den 1920er Jahren orientiert.“

 

Farbe und Material

Für die Umsetzung ihres differenzierten Farbkonzepts empfahl Annette Kamieth-Flöer Keim Soldalit, eine besonders hochwertige und langlebige mineralische Fassadenfarbe auf Sol-Silikatbasis. Mineralische Fassadenfarben vereinen so wichtige Eigenschaften wie Dampfdiffusionsfähigkeit, Lichtechtheit, ma­­ximale Farbton- und Witterungsbeständigkeit, geringe Verschmutzung und einen natürlichen Schutz gegen Algen- und Pilzbefall als Voraussetzung für einen bauphysikalisch wie optisch einwandfreien Fassadenaufbau. Die tuchmatten Silikatoberflächen mit ihrer edlen Optik sind überdies patinafähig, das heißt sie altern mit Würde. All diese Vorteile sind besonders auch für die Wohnungswirtschaft relevant: Denn größtmögliche Qualität und Langlebigkeit heißt unterm Strich auch größtmögliche Wirtschaftlichkeit.

„Reine, kräftige Farben sind wunderbar, falsch angewendet sind sie viel schlimmer als gar keine.“ Bruno Taut (1880 –1938), Architekt und Städteplaner

 

 

Die tuchmatten Silikatoberflächen mit ihrer edlen Optik sind überdies patinafähig, das heißt, sie altern mit Würde.

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