Nicht gegeneinander ausspielen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Europa erlebt derzeit die größte Flüchtlingswelle seit dem Zweiten Weltkrieg.
Wo aber sollen die Asylsuchenden, die auch nach Deutschland kommen, wohnen? Diese Frage wird immer dringlicher. Container für Menschen, die bei uns Schutz vor Krieg, Gewalt und Verfolgung suchen, können nur ein Übergang sein, damit niemand auf der grünen Wiese schlafen muss.

Doch richtige Wohnungen für Flüchtlinge zu finden, ist schon jetzt oft schwierig, ­mancherorts fast unmöglich. Dabei hat der Strom der Asylsuchenden gerade erst begonnen. Gerade in den Metropolen, aber auch in kleineren, begehrten Städten, fehlen schon länger bezahlbare Unterkünfte. Das hängt auch damit zusammen, dass mehr Menschen in die Städte streben und, dass der Bau neuer Wohnungen wegen einer Fülle staatlicher Auflagen etwa zur Energieeffizienz immer teurer wird.

Jetzt rächt sich, dass der Deutsche Staat sich viele Jahre nicht um das Thema Wohnungsbau gekümmert hat. So sank die Zahl der Sozialwohnungen allein zwischen 2002 und 2013 von 2,5 auf 1,5 Millionen.

Aus der Wohnungswirtschaft mehren sich bereits die Stimmen, die sich für eine konzertierte Strategie von Bund, Ländern und Kommunen starkmachen. So legte der GdW als größter Branchenverband einen „Sechs-Punkte-Plan“ vor, der unter anderem eine Gesamtstrategie für eine rasche und solide Unterbringung von Flüchtlingen fordert. Deutschland müsse seine humanitäre Verantwortung wahrnehmen, gleichzeitig aber auch darauf achten, Nachbarschaften nicht durch ungeordnete Zuwanderung zu überfordern, heißt es in dem Papier.

Weiter regt der Verband an, dass Kommunen, deren Wohnungsmarkt entspannt ist, zügig leer stehende Wohnungen zur Verfügung stellen. In Ballungsräumen dagegen seien vor allem ein schnelleres Baugenehmigungsverfahren und ein Sonderprogramm zur Förderung von Neubauten nötig. Auch die Standards in der Bauausführung müssten gesenkt werden, um eine Erstunterbringung rascher zu ermöglichen.

Um soziale Spannungen bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu vermeiden, will  Bundesbauministerin Barbara Hendricks mit mehr Geld den Notstand beseitigen. So schlägt die SPD-Politikerin vor, die Zuschüsse des Bundes für den sozialen Wohnungsbau bis 2019 mindestens zu verdoppeln. Bisher erhalten die Länder 518,2 Mio. €.

Dabei muss es nicht immer der große Wurf sein muss. Das Düsseldorfer Wohnungsunternehmens LEG beispielsweise hat inzwischen 450 Wohnungen an Flüchtlinge vermittelt – und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Aufnahme und Versorgung von Zuwanderern sowie für ein gutes Miteinander vor Ort.

Auch wenn es bislang noch kein einheitliches Konzept für die Unterbringung von Flüchtlingen gibt. In einem sind sich alle Akteure aus der Wohnungswirtschaft einig: Auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum dürfen Einkommensschwache und Flüchtlinge nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Ihr

Chefredakteur BundesBauBlatt

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