Bauen im Bestand

Mehr Raum – mehr Wohnwert

Eine Wohnanlage in Bad Aibling war in einem sehr desolaten Zustand. Eine durchdachte Sanierung und die Einhausung der Loggien tragen dazu bei, dass die beiden Gebäude nun den KfW-70-Standard aufweisen.

Die umfassende Sanierungsmaßnahme an einer Wohnanlage in Bad Aibling aus den frühen 1970er Jahren zeigt, dass Sanierung eine lohnende Alternative zum Neubau ist. Vor der Sanierung standen die insgesamt 66 Wohneinheiten kurz vor dem Abriss. Die zwei L-förmigen Baukörper, mit bis zu sechs Geschossen, öffnen sich mit ihren eingeschnittenen Loggien nach Süden. Die Bausubstanz war in einem desolaten Zustand, eine Dämmung der Gebäudehülle nicht vorhanden und die Fassade mit gesundheitsschädlichen asbesthaltigen Faserzementplatten verkleidet. Die unattraktive Wohnanlage unterlag einem so starken Zerfall, dass ein erhöhter Leerstand drohte. Die Wohnungseigentümergemeinschaft, vertreten durch die Schmied Immobilien GmbH mit dem Anspruch professioneller Bewirtschaftung der Gebäude in Werterhaltung und Nutzung, schaffte es, mit einer sehr engagierten Hausverwaltung die 66 Eigentümerparteien davon zu überzeugen, dass eine energetische Sanierung unumgänglich ist.

Wärmegedämmter Wohnkomfort durch Komplettlösung

Die Blaesig Architekten GmbH stellte sich dieser Herausforderung: Die Wohnanlage erreicht nun durch Dämmung der gesamten Gebäudehülle, Einsatz von Dreifachverglasungen, einer neuen Pelletheizung mit solarer Unterstützung und Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung das ehrgeizige Ziel des KfW-Effizienzhaus Standards 70 und ist energetisch mit einem klassischen Neubau zu vergleichen.

Dieses überraschend hohe energetische Ni­­veau gelang insbesondere durch die Einhausung der bisherigen Schwachstellen: der Loggien. Die schadhaften Brüstungen wurden komplett entfernt und durch den Systementwickler und -hersteller für Balkonverglasungen, Solarlux, geschlossen. Das eingesetzte SL Modular ist ein wärmegedämmtes Balkonsystem in Modulbauweise: Es fügt maßgeschneiderte feste Brüstungselemente und eine flexible Glas-Faltwand zu einer Einheit zusammen. Das Modul besteht aus einem umlaufenden wärmegedämmten Profilrahmen und einem horizontalen Riegel als Brüstungsoberkante. Die Ausfachung der vertikal geteilten Brüstungsfelder erfolgt mit Wärmefunktions-Isolierglas nach TRAV (Technische Regeln für absturzsichernde Verglasungen). Diese Modulrahmen werden mit Ankerplatten vor die Bausubstanz gehängt und können oberhalb der Brüstungsfelder mit verschiedenen Glas-Faltwand-Systemen kombiniert werden. In diesem Fall entschieden sich die Bauherren für die Glas-Faltwand SL 60e als ein wärmegedämmtes Aluminium-Profilsystem mit nur 59 mm Bautiefe. Durch SL Mo­­dular mit einem Uw-Wert von 1,3 W/(m2K) kann die gesamte Fläche der Loggien dem Innenraum zu gerechnet werden.

Die Glas-Faltwand erfüllt durch zwei Dicht-ebenen höchste Anforderungen an Abdichtung gegen Wind und Regen. Die Verglasung erfolgt mit durchgehend eingerasteten Glasleisten, so dass ein nachträglicher Austausch einzelner Scheiben problemlos möglich ist. Die passive Belüftung des neu gewonnenen Wohnraumes wird mit integrierten Lüftungsfugen gewährleistet.Durch diese Maßnahmen wird der Wohnraum erweitert. Es entsteht mehr hochwertige, vermietbare Fläche, die sich zudem über die gesamte Raumbreite öffnen lässt und den Freiluftcharakter der Loggien bewahrt.

Der Einsatz dieses wärmegedämmten Balkonsystems als vorgehängte Fassade schützt neben den Loggien durch die konstruktive Vorlagerung der Bauanschlüsse die angrenzenden Bauteile, insbesondere auch die empfindliche Geschossdecke, mit hochwertigem Wärmeschutzglas. Das eingesetzte System hat einen hohen Vorfertigungsgrad und kann daher schnell und unkompliziert montiert werden. Die Oberfläche der Gebäudehülle im Verhältnis zum Volumen wird minimiert und die Energiekosten werden erheblich gesenkt. Für die Reinigung ist die Glas-Faltwand mit einem Reinigungsbeschlag ausgestattet, so dass die Außenflächen bequem von innen gereinigt werden können.

Vielfalt an maßgeschneiderten Lösungen

Die Vielfalt der Nutzerwünsche zu erfüllen, war die Voraussetzung des Erfolgs der Sanierung. Im Bereich der Dachgeschosswohnungen wurden raumhohe Glas-Faltwände mit einem hohen Wärmedämmwert eingebaut. Ein Nutzer hatte den Wunsch, die Verglasung über die Ecke komplett auffalten zu können. Die Realisierung erfolgte mit einer Glas-Faltwand, bei der der Pfosten leicht weggefaltet werden kann. Bei einigen Etagenwohnungen waren undurchsichtige Brüstungsfelder gewünscht. Diese wurden innenseitig mit einer matten Folie versehen. Durch diese Vielfalt an maßgeschneiderten Lösungen wurden alle Bewohner zufriedengestellt.

Die Wohnanlage zeigt nun ein neues strahlendes Gesicht. Die Energiebilanz des Gebäudes wurde erheblich verbessert und die Energiekosten können dauerhaft gesenkt werden. Der Zugewinn an Wohnfläche und die flexible Nutzung dieser als Freiluft-Balkon hat die Attraktivität des Wohnens erhöht und da­­­durch die Vermietbarkeit gesichert. Bewohner und auch Eigentümer können sich nach der erfolgreichen Sanierung wieder mit „ihrem Gebäude“ identifizieren.

Die Modulrahmen wurden mit Ankerplatten vor die Bausubstanz gehängt.

Der Zugewinn an Wohnfläche hat die Attraktivität des Wohnens erhöht und die Vermietbarkeit gesichert.

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