Bauen im Bestand

Maßgeschneiderte Dachfenster

Aufgrund von Ausführungsfehlern wiesen Dachflächenfenster beim Wohnpark Tegeler Hafen in Berlin Feuchtigkeitsschäden auf. Bei ihrem Austausch kam es auf Maßgenauigkeit und sorgfältig ausgeführte Anschlüsse an.

Der Wohnpark am Tegeler Hafen in Berlin gehört mit seiner im Stil der Postmoderne gestalteten Anlage aus Stadtvillen und geschwungen verlaufenden Reihenhäusern zu den vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Damit das so bleibt, wird das Gebäudeensemble behutsam modernisiert. Zentrale Maßnahme war der Austausch von 134 Dachfenstern auf Maß im ersten Bauabschnitt.

Unterschiedlich gestaltete Stadtvillen und spielerisch die Wasserlage aufgreifende, wellenförmige Reihenhausgebäude kennzeichnen den in den Jahren 1985 bis 1988 errichteten Wohnpark am Tegeler Hafen im Nordwesten von Berlin. Die Gesamtplanung der damals im Rahmen der Internationalen Bauausstellung durchgeführten Bebauung des ehemaligen Industriehafens übernahm das kalifornische Architektenteam Moore, Ruble, und Yudell.

Sie entwarfen auch den zentral gelegenen, halbkreisförmigen Wohnhof. Für die Entwürfe der sieben Stadtvillen und der drei aufgrund der geschwungenen Baukörperform auch als „Wohnschlangen“ bezeichneten Reihenhausgebäude waren andere renommierte Architekten verantwortlich. Die parkähnliche Gestaltung der Außenanlagen trug ebenfalls zum attraktiven Erscheinungsbild der Anlage bei.

Durchfeuchtungsschäden durch Kondenswasser

Die Errichtung der Gebäude liegt zwar erst rund 25 Jahre zurück, allerdings: Während die Zinkblechdeckung der Dächer der Witterung gut standhielt, wiesen sowohl die Dachfenster wie auch die an die Fenster angrenzende Wärmedämmung der Reihenhausdächer erhebliche Durchfeuchtungsschäden durch Kondenswasser auf. „Grund war der nicht fachgerecht ausgeführte luftdichte Anschluss der Wärmedämmung an die eingebauten Dachfenster. Dies führte durch entstehende Kältebrücken zu Tauwasserbildung“, erklärt der zuständige Bauleiter Fabian Paetzold vom Architekturbüro Stuke Architekten, das mit der Sanierungsplanung beauftragt war. „Die raumseitige Dichtigkeit zwischen Fensterflügel und Rahmen war ebenfalls mangelhaft, so dass es auch zu hoher Kondenswasserbildung im Fensterfalz kam“. Als Folge davon waren die Holzfenster teilweise im Falzbereich schon verfault. Durch verzogene Rahmen erwies sich zudem der Großteil der Fenster als nicht mehr funktionsfähig.

Der neue Eigentümer des Wohnparks, die Grundstücksgesellschaft Tegeler Hafen Verwaltungsgesellschaft mbH & Co.KG, strebte eine Umwandlung der Miet- in Eigentumswohnungen an. Dafür musste die Wohnanlage außer dem nach der Energieeinsparverordnung für Gebäudemodernisierung vorgeschriebenen Wärmeschutz auch den heutigen Wohnkomfortansprüchen angepasst werden. Der erforderliche bauliche Wärmeschutz war ohne ausreichende Wärmedämmung der Dachfenster nicht wirtschaftlich umsetzbar. Neben diversen anderen Sanierungsmaßnahmen an der Wohnanlage, wie z.B. die Modernisierung der Außenbereiche, der Fassade und der Treppenhäuser, spielte deshalb die Erneuerung der insgesamt 242 Dachfenster eine zentrale Rolle.

Ein wesentliches Problem stellten dabei die Maße der alten Fenster dar. Da ihr Hersteller diese Fensterformate nicht mehr fertigte, boten sich die Maß-Renovierungsfenster der Roto Dach- und Solartechnologie GmbH mit maßgeschneidert produzierten Dachfenstern vom Typ Designo als besonders wirtschaftliche Lösung an. Veränderungen an der Dachtragkonstruktion waren dadurch nicht erforderlich. „Die Gewährleistung hoher Maßgenauigkeit und einer zügigen Montage stellten nicht die einzigen ausschlaggebenden Pluspunkte dar“, erläutert Paetzold. „Neben den guten Wärmedämmwerten von Verglasung und Rahmen überzeugte uns auch die Sonderanfertigung der Fenster-Blendrahmen und Anschlussbleche an die vorhandene Dacheindeckung in walzblankem Titanzink.“ Dadurch wurde sichergestellt, dass durch Verwitterung spätestens nach zwei Jahren die Austausch-Fenster und die neu eingedeckten Anschlussbereiche dem Aussehen der vorhandenen Zinkblecheindeckung der Dächer entsprechen, so dass sich diese behutsam der Optik der umliegenden Gebäude angleichen.

134 Fenster im 1. Bauabschnitt ausgetauscht

Innerhalb von nur wenigen Wochen wurden von der beauftragten Dachdeckerei Mann GmbH aus Berlin in einem ersten Bauabschnitt 134 Dachfenster ausgetauscht. Dabei kamen vorrangig Klapp-Schwingfenster mit Kunststoffrahmen zum Einsatz. „Ich war zu Beginn der Austauscharbeiten angesichts der teilweise von Fenster zu Fenster vorhandenen Maß-Abweichungen etwas skeptisch“, gibt Montageleiter Uwe Jäger zu. „Die Montage verlief dann aber dank der exakt nach Aufmaß gefertigten Fenster, termingetreuer Anlieferung und unterstützender Tipps auf der Baustelle durch den Roto-Vertriebsbeauftragten absolut unproblematisch.“ Nach dem Einbau wurden alle Fensteranschlussausbildungen fachgerecht in die Titanzinkfalz-Bestandseindeckung eingearbeitet.

Ein Hauptaugenmerk lag neben der exakten Ausrichtung der neuen Fenster auf ihrem feuchtesicheren Anschluss an die angrenzende Dachdeckung. Dabei achteten die Verarbeiter unter anderem auf den dampfdichten Anschluss der Fenster an die verlegte Dampfsperre. Die Randbereiche wurden sorgfältig mit Klebe-Isolierband abgedichtet. Nach dem Einbau eines Fensterflügels erfolgte zudem sofort eine gründliche Kontrolle der Fensterfunktionen und der Dichtigkeit des Flügels mit dem Rahmen.

Innen-Rollo aus lichtdurchlässigem Stoff

Die gewählte „blueLine“-Verglasung der Designo-Fenster verfügt über einen ausreichend wärmedämmenden Wärmedurchgangskoeffizient (Ug) von 1,0 W/m2K. Ein im Rahmen integrierter Wärmedämmblock sorgt dafür, dass auch die Rahmenkonstruktion zum guten Gesamtwärmeschutz des Fensters (Uw=1,2 W/m2K) beiträgt.

Als Sonnenschutz sieht die Sanierungsplanung für alle ausgetauschten Wohndachfenster auf der Innenseite das Roto-Rollo „exclusiv“ vor. Sein lichtdurchlässiger Stoff schützt bei Bedarf sicher vor grellem Sonnenlicht, ohne dabei den Raum unbehaglich zu verdunkeln. Ansonsten bleibt der Sonnenschutz wie z.B. die Auswahl der Außenverschattung dem jeweiligen Eigentümer einer Dachgeschosswohnung überlassen.

Die Bedienung der Fensterfunktionen erfolgt manuell. Für außenliegenden Sonnenschutz, z.B. in Form eines elektrisch angetriebenen Rollladens von Roto, ist die komfortable Steuerung durch Funkfernbedienung eine schnell nachrüstbare Option.

Bauleiter Paetzold war ebenso wie der Bauherr mit der schnellen Durchführung und der Qualität der im ersten Bauabschnitt eingebauten Dachfenster mehr als zufrieden. Eine Qualität, die bezüglich der Luftdichtheit auch angesichts der Probleme mit den Original-Fenstern im Vorfeld des Fensteraustausches mittels Blower-Door-Test überprüft wurde. Die durchgeführten Messungen vor und nach dem Einbau eines Test-Fensters zeigten auch die Schwachstellen der alten Fenster auf. Sie dokumentierten aber vor allem zur Beruhigung des Bauherrn die hohe Luftdichtheit der neuen Designo-Dachfenster. Die künftigen Eigentümer der Dachgeschosswohnungen haben deshalb mit hoher Sicherheit auch langfristig keine Feuchteschäden am Fenster zu befürchten.

Die alten Holzfenster waren ­teilweise im Falzbereich verfault.

In einem ersten Bauabschnitt wurden 134 Dachfenster ausgetauscht.

Zum Abschluss: gründliche ­Kontrolle der Fensterfunktionen und der Dichtigkeit.

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