Kein Tunnelblick
bei der Sanierung

Energetische Komplett-Sanierung in Saarbrücken.

Der Mont-Blanc-Tunnel, mit 11,6 km der längste Straßentunnel der Welt, wurde 1965 eröffnet. Zur gleichen Zeit baut die Saarbrücker gemeinnützige Wohnungsgesellschaft die erste Wohnhaussiedlung am Eschberg in Saarbrücken. Anfang der 1960er-Jahre machte sich der Mangel an geeignetem Baugelände in der Landeshauptstadt immer stärker bemerkbar. Eine nachhaltige Lösung versprachen sich die Verantwortlichen der Stadt Saabrücken von der Bebauung des Eschbergs. 1960 wurde der erste Teilabschnitt des Bebauungsplans vom Bundesministerium für Wohnungswesen und Städtebau als Demonstrativbaumaßnahme anerkannt. Die Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft (SGS) wurde als Bauträger beauftragt. Von 1962 bis 1965 entstanden in drei Baubschnitten sechs dreigeschossige, zwölf sechsgeschossige und fünf zwölfgeschossige Wohnblocks, 168 Einfamilienhäuser und 176 Zweifamilienhäuser mit insgesamt 1 264 Wohnungen. 

   

Der damals technische Standart bestand aus einer 6 cm Wetterschutzschale aus Beton, einer Kerndämmung aus 3 cm Styropor und einer 16 cm dicken Tragschale ebenfalls aus Beton. Zu der Zeit war es das energetisch und statisch wirtschaftlichste System im Wohnbau. Die Kohle- und Stahlindustrie verlor an Bedeutung und die Bevölkerung der Landeshauptstadt Saarbrücken schrumpfte. Die SGS investierte Ende der neunziger Jahre verstärkt in die Modernisierung. Über viele Jahre war die Bestandsanpassung vernachlässigt worden: Witterungseinflüsse haben den Gebäuden und der Gebäudesubstanz stark zugesetzt. Viele Wohnungen verfügten über ungünstige Zuschnitte. Es gab einen immensen Nachholbedarf beim Heizungseinbau und die energetische Ausstattung entsprach nicht dem Standart. Die SGS investierte seit 1998 rund 133 Mio. € in Modernisierungs- und Generalsanierungsmaßnahmen. Die Verantwortlichen hatten den Anspruch auf Wirtschaftlichkeit, auch im Sinne der Mieter, die Energie- und Nebenkosten so gering wie möglich zu halten.

Aufwertung der Gebäude

Vor der Sanierung wurden Farbleitpläne der gesamten Wohnsiedlung erstellt und in das Stadtbild angepasst. Durch die Aufwertung und Attraktivität der Wohngebäude erhielt die SGS eine bessere Vermietbarkeit und weniger Leerstand. Energetische Sanierungsmaßnahmen wurden an Fenster, Dach und Fassade nach bestem technischen Standart ausgewählt. Die Wärmeversorgung basiert auf Fernwärme. Teilweise wurden Balkonelemente an die Fassaden gestellt; diese Anforderungen wurden in die Farbgestaltung eingebracht, wie auch der Wunsch des Bauherren, Kombinationen unterschiedlichster Strukturen zu schaffen. Mehrere Ortstermine mit den Beteiligten der Sanierung erfolgten. Man entschied sich dann, aufgrund der technischen Gegebenheiten und des schnellen Bauablaufes, für ein EPS-Dämmsystem. Der große Vorteil bei diesem System: die Mieter mussten ihre Wohnungen nicht räumen. Trotz Bauphase konnten sie in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Die Endbeschichtung wurde mit einem Silikonputz vorgenommen. U‑Wert, Haftzugswerte und Feuchtenachweis wurden erstellt und flossen in die Planung ein. Permanente Unterstützung erhielten die Mitarbeiter der Servicecenter vor Ort von den Baumit-Objekt- und Fachberatern.

Dialog mit den Mietern

Vor der Sanierung wurden die Mieter im Rahmen eines Festes über die Sanierungsmaßnahmen informiert. Die Fragen der Mieter fördert das Verständnis auf beiden Seiten, bei evtl. Unannahmlichkeiten während der Sanierungsmaßnahmen, nach dem Motto „Gute Nachbarschaft erleben“. Ein weiterer Baustein in dem erfolgreichen Sanierungskonzept ist die Zusammenarbeit mit den bewährten Fachhandwerkern. Die Fassadensanierungen werden seit Jahren durch die gleichen Firmen ausgeführt. Das bringt dem Handwerker und dem Bauherrn Planungssicherheit. In regelmäßigen Abständen werden die Mitarbeiter geschult, um die neuesten technischen Anforderungen zu erfüllen.

„Die Erfahrung der vergangenen Jahre sind durchweg positiv“, bestätigte Dipl.-Ing. Klaus Jungmann, Prokurist technischer Geschäftsbereich Werterhaltung der Immobiliengruppe Saarbrücken. „Wertsteigerung der Häuser, verbesserte Akzeptanz bei den Mietern, kaum Vandalismus an der Fassade und in den ­Eingangsbereichen und die Bewohner bescheinigen ein besseres Raum- und Wohnklima“, so Jungmann. Dass der ­nachhaltige Weg der richtige ist – Innovation mit ­wirtschaftlichen Komponenten zu verbinden – spiegelt sich auch in den 12 000 m² wieder, die in Saarbrücken durch die Siedlungsgesellschaft jährlich gedämmt werden. Hier greift ein Rad ins andere, die Industrie liefert die Ideen, die System-Innovationen und die passende Farbgestaltungen und ist eng ­verbunden mit den Verantwortlichen der SGS vor Ort.

Die Verantwortlichen hatten den Anspruch auf Wirtschaftlichkeit, auch im Sinne der Mieter, die Energie- und Nebenkosten so gering wie möglich zu halten.

Vor der Sanierung wurden Farbleitpläne der ­gesamten Wohnsiedlung erstellt und in das ­Stadtbild angepasst.

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