Bauen im Bestand

Ein Leuchtturm in Worms

„Cluster-Initiative Worms“ heißt ein interdisziplinäres Netzwerk, das die Wohnungsbau GmbH Worms initiiert hat und Energieeffizienz und Reduktion des CO2-Ausstoßes zum Ziel hat. Die Umsetzung in die Praxis beginnt mit einem Altbau aus den 1960-er Jahren.

Im Jahr 2010 hat die Stadt Worms mit dem Klima-Bündnis, einem europäischen Netzwerk von Städten, Gemeinden und Landkreisen, ein Klimaschutz- und Energieeffizienzkonzept zur Reduktion des CO2-Ausstoßes erarbeitet. Ein Teilbereich dieses Konzeptes befasst sich mit dem Thema Altbausanierung. Vor diesem Hintergrund hat die Wohnungsbau GmbH Worms Ende 2010 das Netzwerk „Cluster-Initiative Worms“ ins Leben gerufen. Die Wohnungsbaugesellschaft ist als gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft seit mehr als 60 Jahren am Markt tätig und verfügt mit einem Bestand von mehr als 4000 Vermietungsobjekten über umfangreiche Erfahrungen in der Wohnungsbewirtschaftung, im Neubau und in der Modernisierung. Das von ihr initiierte Netzwerk steht unter dem Leitmotiv „Best Enery Concept – Gemeinsam erfolgreich im Netzwerk“ und dient als Plattform eines interdisziplinär angelegten Wissens- und Erfahrungsaustausches. Ziele sind die CO2-Reduzierung im Wohnungsbau sowie die Umsetzung von Ideen und Erkenntnissen der beteiligten Industrieunternehmen, Handwerker, Dienstleister und Hochschulen.

Erste konkrete Formen erhält die Clusterinitiative durch ein Leuchtturmprojekt in der Wormser Innenstadt, das im Februar 2013 gestartet ist. Es handelt sich dabei um das 3-geschossige Wohngebäude Peterstraße 34 + 36, das 1964 errichtet wurde und über insgesamt zwölf Wohneinheiten verfügt. Die 3-Zimmer-Wohnungen haben eine Wohnfläche von 66 bis 75 m2 und werden mit Gaseinzelöfen beheizt. Die Erschließung erfolgt über zwei Eingänge mit jeweils anschließenden Treppenhäusern und zwei Eingängen auf der Rückseite zum Kellergeschoss. Die Außenwände bestehen aus 24 cm Mauerwerk. Die Fenster sind mit Isolierverglasung der ersten Generation ausgestattet. Der gesamte Gebäudekomplex hat eine Länge von 34 m und eine Breite von 10,24 m. Das Walmdach weist eine Firsthöhe von 13 m auf.

Maßnahmen: Aufstockung, Fassadenvollwärmeschutz und energieeffiziente Haustechnik

Mit der Sanierung dieses Gebäudes wurde bewusst ein innerstädtisches Bauwerk ausgewählt, um entsprechende Aufmerksamkeit zu erreichen. Zu den Maßnahmen, mit denen der Altbau modernisiert werden soll, zählen der Bau weiterer Wohnungen durch Aufstockung eines zusätzlichen Geschosses, ein Fassadenvollwärmeschutz sowie elementare Neuerungen im Bereich der Haustechnik. Zielsetzung ist, die Energieverbräuche des Gebäudes zu optimieren und gesamtheitlich zu senken. Darüber hinaus sollen über Smart-Metering-Systeme die Energieverbräuche für den Mieter transparenter und damit beeinflussbarer gemacht werden. Geplant ist weiterhin, die Mieter dahingehend zu sensibilisieren, dass sie das tägliche Wohn- und Heizverhalten nachhaltig und energieeffizient gestalten.

Durch hochdämmende Baustoffe, eine intelligente Heizungssteuerung in Verbindung mit Wärmepumpentechnik und Solarthermie sowie einer kontrollierten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung werden entscheidende Verbesserungen bei der Energiebilanz des Gebäudes erwartet. Ein weiteres wichtiges Ziel des Leuchtturmprojektes ist es, die aus Modernisierung resultierenden positiven Erkenntnisse für zukünftige Maßnahmen zu übernehmen.

Einsatz bewährter Materialien

In Neubauten ist aufgrund der luftdichten Gebäudehülle – wie durch die Energieeinsparverordnung gefordert – der Luftaustausch geringer, als bei ungedämmten Gebäuden. Dies führt dazu, dass die Innenraumluft heute bis zu fünf Mal stärker belastet ist als Frischluft. Zur Vermeidung erhöhter Schadstoffkonzentrationen sollten im Innenbereich daher nur auf Schadstofffreiheit geprüfte Produkte eingesetzt werden. Aus diesem Grund wurden beim Objekt in Worms nur Produkte ausgeschrieben, die diese Forderung erfüllen.

Die Innenwände bilden die größte Fläche im Wohngebäude. Sie sind nicht nur funktionale und gestaltende Elemente, sondern können eine besonders wichtige, aber häufig unterschätzte Eigenschaft ausüben: die Klimaregulierung. Diese Funktion kann die Innenwand allerdings nur dann übernehmen, wenn die verwendeten Materialien dafür geeignet sind, in ihrer Zusammensetzung zueinander passen und sorgfältig geprüft wurden. Mit den Baumit Kalkputzen Kalkin KP 36 W und Kalkin Glätt W wurde ein Innenputzsystem gewählt, das die Feuchte reguliert und damit das Raumklima verbessert und wie ein Katalysator Schadstoffe wie z.B. Kohlendioxid (CO2) und Schwefeldioxid (SO2) bindet und abbaut.

Bei der Fassadendämmung fiel die Wahl auf die Baumit SuperDämmfassade, ein Wärmedämmsystem, das durch den Einsatz von Klebeankern Wärmebrücken und Dübelabzeichnungen vermeidet und mit einer diffusionsoffenen EPS-Dämmplatte realisiert wird. Den oberen Abschluss bildet Baumit NanoporTop. Dieser Oberputz besitzt eine geringere elektrostatische Ladung und ist mikroskopisch so glatt, dass sich Schmutzpartikel nur schwer festsetzen können.

„In den zurückliegenden Jahren haben wir damit bereits Objekte ausgeführt und gute Erfahrungen gemacht. So fiel die Entscheidung auch für dieses Objekt darauf“, erklären Geschäftsführer Dipl.Ing. Jürgen Beck und Dipl.-Ing. Frank Finkenauer, Leiter Technik.

Stadtmauer als Farbgeber

Besonderes Augenmerk wurde auch auf die farbliche Gestaltung des Sanierungsobjektes gelegt. Durch die warmen Grau- und Sandsteintöne des von Daniela Vomfell erstellten Farbkonzepts, erhielt das Gebäude eine auf die alte Wormser Stadtmauer angepasste Gestaltung. Die horizontal angelegten hellen Streifen gliedern den Kubus und bewirken im Zusammenspiel mit der ebenfalls hellen Aufstockung eine angenehme Leichtigkeit, während die warmfarbigen Kassetten zwischen den Fenstern, die Bezug auf die Sandsteintöne der Stadtmauer nehmen, für eine freundliche und begrüßende Farbatmosphäre sorgen.

Ein wichtiges Ziel des ­Leuchtturmprojektes: ­Erkenntnisse für zukünftige ­Maßnahmen übernehmen.

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