Nachverdichtung: Dachbodenschätze

Anfang 2012 startete die „Eisenbahn Spar- und Bauverein Bremen eG“ (Espabau) im Bremer Stadtteil Findorff mit der Sanierung von 150 Wohnungen. Darüber hinaus schuf die Espabau durch Umnutzung der Dachböden fast 3.000 Quadratmeter zusätzlichen Wohnraum.

Der Bremer Stadtteil Findorff gehört zu den bevorzugten Wohngebieten der Hansestadt. Größter Vermieter im Quartier ist die Espabau. Die Wohnungsbaugenossenschaft be­­­wirtschaftet hier rund 1850 Wohnungen – insgesamt sind es in Bremen mehr als 3000 Wohnungen.

Da die Hansestadt kaum Bauland zu bieten hat, setzt die Espabau auf die Nachverdichtung im Bestand, um der großen Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden. „Die Espabau investiert jährlich Millionenbeträge in die energetische Gebäudemodernisierung und – wenn möglich – in den Ausbau von Wohnraum“, erklärt der Technische Leiter der Espabau, Günther Warners.

Mit dieser Zielsetzung startete die Genossenschaft auch die Quartiersmodernisierung zwischen Innsbrucker Straße, Utbremer Ring und Hemmstraße. Dort wurden zwischen 2012 und 2015 die Häuser der Genossenschaft vom First bis unter die Sohle modernisiert. Dabei stand die Renovierung der gesamten Treppenhäuser ebenso auf dem Arbeitsplan wie neue Haus- und Wohnungstüren und die Installation neuer Brennwertgeräte. Außerdem erhielten die rund 150 Bestandswohnungen neue Fenster. Im Rahmen der energetischen Komplettsanierung wurden zudem insgesamt 10.000 m² Außenfassade mit einem Wärmeverbundsystem gedämmt. Hierbei legte die Espabau großen Wert auf die Gestaltung und versuchte im Rahmen der Modernisierung unter anderem durch die aufwendig abgedruckten und wieder aufgetragenen Stuckelemente die ursprüngliche Fassade wieder herzustellen. Zudem wurden die Kellerdecken neu gedämmt und auch die Dächer der rund 80 Jahre alten Gebäude erneuert. Die Espabau modernisierte aber nicht nur die bestehenden Wohnungen.

Sie konnte durch Nachverdichtung im Bestand neue Wohnungen unter dem Dach schaffen. „Hierfür haben wir im Vorfeld mit sämtlichen Mietern der Bestandswohnungen gesprochen und sie von unserem Vorhaben überzeugt, die bislang von ihnen als Abstellräume und Bodenkammern genutzten Dachböden zurückzubauen und in zusätzlichen Wohnraum umzuwandeln“, so Günther Warners. „Im Gegenzug haben wir die Mietverträge der Bestandswohnungen um die reduzierte Fläche angepasst und konnten auf diese Weise insgesamt 38 neue Dachgeschosswohnungen auf einer Wohnfläche von ca. 3000 m² errichten.“

Die Ausstattung dieser neuen Wohnungen lässt keine Wünsche offen. Bereits beim Eintreten fällt der Blick von der kleinen Diele in einen großzügigen Wohn-Essbereich. Bodentiefe Fenster bieten Zugang zu einem großen Balkon und lösen in Verbindung mit einem aus zwei Fensterelementen bestehenden Velux Lichtband die geschlossene Struktur des Daches auf. Die hieraus resultierende Helligkeit sorgt in Verbindung mit weiß gestrichenen Wänden und PVC-Fußböden in Holzoptik für eine freundliche Atmosphäre. Ein Abstellraum sowie ein Badezimmer mit Waschmaschinenanschluss runden das Gesamtbild der neuen Dachgeschosswohnungen ab. Die größeren Wohnungen verfügen zudem über ein Gäste-WC. In den innenliegenden Bädern und Abstellräumen sorgen Velux Tageslicht-Spots selbst an trüben Tagen für ausreichend Helligkeit. Mit den Spots wird das Tageslicht durch Scheiben auf dem Dach über reflektierende Lichttunnel direkt in die innenliegenden Räume geleitet. Wie eine Deckenleuchte versorgt der Tageslicht-Spot die fensterlosen Bäder und Abstellräume mit Licht, sodass die Bewohner tagsüber auf künstliche Beleuchtung verzichten können.

Prunkstücke sind zweifelsohne die mit einer Loggia ausgestatteten Maisonette-Wohnungen in den Eckbereichen der Mehrfamilienhäuser. Dachfenster auf allen Seiten des Daches versorgen die Räume im Inneren mit viel Tageslicht und frischer Luft. Über eine Wendeltreppe gelangt man zudem auf eine kleine Galerie. Auch hier sorgen Dachfenster für Licht und Luft und bieten einen hervorragenden Ausblick über die Dächer von Findorff. Die ausgewogenen Lichtverhältnisse tragen nicht nur zum angenehmen und gesunden Wohnklima bei, sondern reduzieren gleichzeitig den Bedarf an künstlichem Licht. Darüber hinaus spielen die Dach- und Fassadenfenster eine wichtige Rolle bei der Be- und Entlüftung der Maisonette-Wohnungen und der Regulierung der Temperatur. Wind- und Temperaturunterschiede zwischen außen und innen und die unterschiedliche Höhe der Fenster bewirken den sogenannten Kamineffekt. Warme, verbrauchte Luft steigt nach oben und zieht durch die Dachfenster der Galerie ab, während frische Luft durch die Dach- und Fassadenfenster der unteren Ebene nachströmt. Diese besonders effektive und schnelle natürliche Lüftung gewährleistet nicht nur eine gute Raumluftqualität, sondern ermöglicht auch eine schnelle Senkung der Raumtemperaturen im Sommer.

Für die Espabau ist die umfangreiche Quartiersmodernisierung ein voller Erfolg: „Rückblickend lässt sich dieses Bauvorhaben als ein Vorzeigeobjekt unserer Genossenschaft bezeichnen“, erklärt Günther Warners. „Es herrscht eine große Mieterzufriedenheit und wir werden das Modernisierungs-Programm auch in den nächsten Jahren fortsetzen.“

Entstanden sind 38 neue Wohnungen in einer hochattraktiven Lage.

Prunkstücke sind  die mit einer Loggia ausgestatteten Maisonette-Wohnungen in den Eckbereichen der Mehrfamilienhäuser.

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